Berlin im August

ReichstagWenn man am Freitag morgens um neun Uhr in Hamm in den ICE steigt und einen drei Stunden später vor dem Berliner Hauptbahnhof trotz angekündigten Regens die Sonne begrüßt, ist man sofort in Hauptstadtlaune. Die Frage „Wie werde ich meinen Trolley los?“ ist schnell beantwortet: S-Bahn bis Bellevue, zur Paulstraße laufen, im Motel One einchecken, Gepäck ins Zimmer bringen. Nach kurzem Päuschen wieder los zum Spaziergang entlang der Spree zum Touristenoffice im Hauptbahnhof, Berlincard für 48 Stunden, Tickets für die lange Nacht der Museen, noch ein paar Flyer mitnehmen und sich dann zum eigentlichen Anlass dieser Reise begeben, dem veganen Sommerfest auf dem Alexanderplatz. MusikFriedrichstrUBahnFahren oder laufen? Wir entscheiden uns für laufen, überqueren im Touristrom die Spree, machen ein Foto von unserem schönen Parlamentsgebäude, dem sogenannten Reichstag, und gehen Richtung Friedrichstraße, wo wir wieder überlegen können, ob wir in die U-Bahn steigen. Und auf dem Weg dahin hält es uns schon am Bundespresseamt, wo man Infostände, Tische, Stühle und einen roten Teppich vorbereitet hat und da fällt uns ein: Morgen ist ja Tag der offenen Tür in den Regierungseinrichtungen. Ach, ja. Jetzt meldet sich aber erst mal der Hungerast und wir streben zur U-Bahn-Station Friedrichstraße, bleiben aber doch oben, denn Musik liegt in der Luft, richtig gute. Schloss„Stay“, singt das Mädel und das machen wir auch. U-Bahn ist plötzlich gar kein Thema mehr. Nach einem kleinen Obolus in den Gitarrenbag gehen wir die Friedrichstraße entlang bis zu den Linden, wo wir ja auch immer über neue Panoramen staunen. Diesmal ist es der Rohbau des Berliner Schlosses mit Kuppel, kennen wir bisher nur vom Modell in der Humboldt-Box. Das vegane Sommerfest auf dem Alexanderplatz erreichen wir schließlich doch zu Fuß und stellen fest, dass sich gegenüber dem vergangenen Jahr nicht viel verändert hat außer, dass wir nach mehr als einem Jahr ohne Fleisch, Eier und Kuhmilch so gut wie über alle Facetten bestens informiert sind. VegSommerfestBeim Food Truck von Krawummel aus Münster holen wir uns Potatoe Wedges mit veganer Majo und Falafeltasche, setzen uns an einen der Tische und haben sogleich wieder eine Idee für den weiteren Verlauf dieses Samstags, die East Side Music Days. Zwei Tage lang gibt es entlang der East Side Galery in der Mühlenstraße ein Street Music Festival. Nach Cappuccino bei Starbucks am Fernsehturm fahren wir vom Bahnhof Alexanderplatz mit der S-Bahn bis zur Warschauer Straße. VeganzBei der Gelegenheit zieht es uns doch erst mal ein paar Minuten entfernt in den veganen Supermarkt Veganz mit seinen Goodies, wo wir uns Wraps zum Mitnehmen auf Vorrat holen. Wer weiß, wo wir wieder was bekommen gegen den Hungerast. Und da machen wir doch eine tolle Entdeckung. Eine Treppe höher ist jetzt nicht mehr Björn Moschinskis Mio Matto, sondern ein neues Restaurant, dessen Karte wir uns sogleich im Eingang neben dem Schild „Please take a seat“ in Ruhe anschauen. Angebot und Preise sind okay. Ja, morgen werden wir uns im „The Bowl“ zwei Plätzchen suchen. EastSideMusikJetzt aber zur Oberbaumbrücke und an der Spree entlang bummeln, wo schon an den verschiedenen Ecken Musik in der Luft liegt. Wir erleben eine Multikulti Szenerie wie sie an einem warmen Sommerabend schöner und friedlicher nicht sein könnte. Da verweilen wir doch gerne bei der einen oder anderen Band und erleben zwischen Spreeufer und bemalter Mauer bei untergehender Sonne Straßenmusik satt vom Feinsten.
Der nächste Tag in der Hauptstadt könnte hart werden. Tag der offenen Tür der Bundesregierung 2015 und abends lange Nacht der Museen. Das will gut geplant sein. InnenminMusikUnser eigentlicher Reiseanlass, das vegane Sommerfest, ist völlig in den Hintergrund gerückt, vielleicht mal ein Snackchen zwischendurch, wenn es sich denn ergäbe. Wir beginnen mit dem Innenministerium, das wir zu Fuß entlang der Spree erreichen, und erleben am Eingang nach der Taschenkontrolle das musikalische Kontrastprogramm zur Straßenmusik an der East Side Galery, das Bundespolizei Orchester Berlin in schönstem Bigband Sound mit Reinhard Meys „Über den Wolken“. An Themenständen und in Dialogen kann jeder Besucher sich über Schwerpunkte von Personen-, Verfassungs- und Datenschutz bis zur Asylpolitik informieren. RenateBahnhofDas macht Lust auf mehr. Wieder ist die U-Bahn-Station Friedrichstraße unser Ziel und wieder zieht es uns zur Spree, über die Brücke vor dem Hauptbahnhof. Bundespresseamt und ARD Hauptstadtstudio streifen wir kurz und fahren mit der U-Bahn bis zur Kochstraße. Im Garten des Finanzministeriums nehmen wir einen veganen Pie, bekommen veganes Eis und schauen uns eine vom Zoll präsentierte Abseilvorführung an der Fassade an. Nach einem Rundgang durch das historisch bedeutsame Gebäude und Informationen zu den heutigen Aufgaben des BMF wandern wir zum auswärtigen Amt.AuswaertAmt Chef Frank-Walter Steinmeier persönlich sitzt auf der Bühne in der großen Halle umringt von einer wahren Menschentraube, gibt Antworten und Autogramme. „25 Jahre Freiheit und Einheit“ heißt das Motto und im sogenannten Weltsaal wird der Weg zur deutschen Einheit eindrucksvoll dokumentiert. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit entdecken wir zufällig auf dem Weg zur Mall of Berlin, streifen einen kleinen Einblick in die Welt des Regenwurms, machen in der Mall ein textiles Einkäufchen und wundern uns, wie schnell so ein Berlintag zuende gehen kann. Dabei haben wir uns doch noch einiges vorgenommen.
BerlinischeGalerieSteamPunkNikolaiNach Steampunk im Nikolaiviertel, Cappuccino im S-Bahnhof Alexanderplatz und kurzem Aufenthalt im Hotel erreichen wir gegen sieben das „The Bowl“, erfreuen uns an Buddhabowls und selbstgemachter Limonade und erreichen nach einer Stunde unsere erste Station der langen Nacht der Museen, die Berlinische Galerie, wo ausschließlich in den Jahren ab 1870 in Berlin entstandene Kunstwerke präsentiert werden. Zur Sonderausstellung zu Architektur und Städtebau der 60er „Radikal modern“ können wir noch ein bisschen in die Führung hineinhören und in den Fotos anschauen, wie der Bereich rund um die Gedächtniskirche damals ausgesehen hat bzw. wie Künstler ihn gesehen haben, beispielsweise die Europa-Center-Vision von Engelbert Kremsers, schön abgedreht. TheBerlinWallAls wir „Die Mauer. Das Asisi Panorama zum geteilten Berlin“ am Checkpoint Charlie erreichen, ist es schon dunkel geworden und es heißt, geduldig in der Schlange warten und den Abgasgestank der bunt bemalten Trabis des gegenüberliegenden Trabimuseums ertragen. Die fahren nämlich pausenlos ihre Runden. Das Innere des eigens für ein überdimensionales Panoramabild errichteten Rundbaus entschädigt für Warterei und Trabiabgase. Auf einer erhöhten Plattform stehend fühlen wir uns mitten drin in der Szenerie an der Berliner Mauer an einem Herbsttag in den 80er Jahren. Wir schauen auf die DDR Seite mit Todesstreifen, verlassenen Häusern und Wachturm und im Gegensatz dazu in das bunte Leben auf der westlichen Seite im Schatten der mit farbigen Graffitis bemalten Mauer. Da wird am Kiosk eingekauft, Currywurst gegessen und von einer Leiter ein Blick auf die andere Seite der Mauer geworfen, wo in der kalten trostlosen stacheldrahtigen Öde der Fernsehturm in den Himmel ragt. Begleitet wird die Präsentation von einer Audioerinnerung an Musik und Reden zu Beginn der 60er wie Ulbrichts „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ und Kennedys „Ich bin ein Berliner.“ Ein großartiges Werk von Yadegar Asisi.
BertelsmannDie lange Nacht der Museen fliegt dahin und wir fahren mit der M48 in Richtung Unter den Linden. Eigentlich wollten wir in die Gemäldegalerie, können aber an der hellerleuchteten Bertelsmann-Repräsentanz nicht vorbeigehen. Also hinein und gleich hoch auf den Dachgarten, wo viele Menschen vor der nächtlichen Kulisse des Berliner Doms, Fernsehturm und der Humboldtbox in Sesseln, auf Liegestühlen und Hockern friedlich beisammen sitzen. Als wir schon überlegen, wie wir nun weitermachen, entdecken wir im Programm die Ankündigung eines Live-Hörspiels von Stefan Kaminski und Britta Steffenhagen mit dem Titel „Paul Browski und die Monotonie des Yeh Yeh Yeh“. Die außerordentlich gekonnt performte skurril abgedrehte Geschichte mit gemeinsamem „give peace a chance“ wird unser Highlight der Museumsnacht.
SiemensBigBandAm Sonntagmorgen nehmen wir uns endlich mal die Zitadelle Spandau vor. An der U-Bahnstation „Zitadelle“ steigen wir aus und gehen ein paar Hundert Meter. Als wir uns der leuchtend roten Festung nähern, liegt mal wieder Musik in der Luft. Aus dem Park kommen die schmissigen Töne. Auf einer Freilichtbühne sitzen wohl ein Dutzend ältere Herren an Piano, Saxophon, Trompete und Kontrabass nach dem Motto „Wir machen Musik“. Es ist die Siemens Big Band, deren Mitglieder sichtlich Spaß am Musik machen haben, ab und zu unterstützt von der blonden Sängerin Anna. „Bei mir bist du schön.“ ZitadelleEffektAch, ja, solche Musik im Park kann man sich an diesem sommerlichen Sonntagmorgen doch gut eine Weile anhören, bevor wir uns dann die Zitadelle ein bisschen erlaufen. Eine große Bühne für Musikevents mit Größen aus Rock und Pop ist im Innenraum aufgebaut. Beim anschließendes Gängelchen durch die Spandauer Altstadt entdecke ich einen Revolutionsplatz und eine Carl-Schurz-Straße. Im Jahre 1850 wurde nämlich in Spandau Revolutiongeschichte geschrieben. Carl Schurz, der später nach seiner Auswanderung in Amerika politische Karriere machte, befreite in einer spektakulären Aktion den Bonner Hochschullehrer und Revolutionär Gottfried Kinkel aus dem Spandauer Zuchthaus.
Wir beenden unsere kleine Berlinreise nach dem Motto „veganes Sommerfest“ mit einem Abschiedsbowl bei „The Bowl“ an der Warschauer Straße in Friedrichshain.

Bowl bei „The Bowl“

Veröffentlicht unter Allgemein, Berlingeschichten, Fotoberichte, Reisen, Zeitbilder | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 2 Kommentare

Sieben

2015-08-27-TierbrunnenDieser Tierbrunnen vor der Pauluskirche auf dem Hammer Marktplatz stand nicht immer da, sondern erst seit dem Jahre 1990. Ein Künstler namens Bonifatius Stirnberg hat die sieben Tiere geschaffen, den Pfau, die Ziege, den Hahn, den Esel, die Gans, das Schweinchen und den Fuchs. Und wie das alles geschah, könnt ihr hier nachlesen:

Sieben

Veröffentlicht unter Allgemein, Hammfiction, Schreiben und Publizieren | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Erika Mann

ErikaMannAusschnittAm 27. August 1969 starb Erika Mann, erinnert mich das Kalenderblatt meines Arche Literaturkalenders 2015. Zu Recht, denn Erika Mann, Tochter von Thomas und Katia Mann, war eine außergewöhnlich engagierte Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin. Zeit ihres Lebens wurde sie nicht müde, gegen bürgerliche Lethargie und Faschismus mit allen Mitteln zu kämpfen. Mainstream war ihr fremd. Im Nazi- und Nachkriegsdeutschland fand sie keine Heimat und im amerikanischen Exil auch nicht.

Erika Mann *9. November 1905 in München +27. August 1969 in Zürich

Veröffentlicht unter Allgemein, memories | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Rheinboulevard in Köln-Deutz

RheinBoulevard01Die Promenade am Rheinufer bei der Hohenzollernbrücke ist wie immer bei strahlendem Wetter belebt bis voll. Eine andere Promenade ist mein Ziel, eine ganz neue und noch nicht komplett fertiggestellte. Sie liegt auf der „schäl Sick“ am Deutzer Rheinufer und ist nach langer Bauzeit endlich im Juli 2015 eröffnet worden. Diesen sogenannten Rheinboulevard in Köln-Deutz will ich mir nicht nur ansehen, sondern in ganzer Länge begehen. RheinBoulevard02So lasse ich die breite Treppe zum Dom hinter mir, gehe vorbei an dem darunterliegenden Brunnen, Fischmarkt mit Groß St. Martin und den bunten Stapelhäuschen, den zahlreichen Schiffsanlegern und Draußenrestaurants und dem Pegelhäuschen bis zum Heumarkt. Von dort geht es hinauf auf die Deutzer Brücke, von wo man die ganze altbekannte Szenerie überblickt und man kann schon mal einen Blick werfen auf den neuen Boulevard zwischen den beiden Brücken. RheinBoulevardPanorama04Der Abgang am Ende der Deutzer Brücke ist zwar noch provisorisch, doch man kann schon ahnen, dass es einmal eine ganz schnuckelige Verbindung werden könnte. Auch unten auf der Promenade wirkt alles noch ein bisschen baustellenmäßig. Und oberhalb lässt eine große Baustelle darauf schließen, dass noch einiges zu tun ist. Ein Panoramaweg soll hier entstehen, hab ich gelesen. RheinBoulevard06Ja, und was ist das Besondere an diesem 500 m langen Rheinboulevard? Eine gigantische Freitreppe lädt dazu ein, sich auf eine Stufe zu setzen, das unvergleichliche Altstadtpanorama mit Groß St. Martin und Dom auf der gegenüberliegenden Rheinseite betrachten und vielleicht das Smartphone in die Hand nehmen und das frei zugängliche WLAN nutzen. Von wegen „schäl Sick“!

Veröffentlicht unter Allgemein, Fotoberichte, Kölngeschichten | Verschlagwortet mit , , , , , | Ein Kommentar

Erinnerung an Egon Bahr

EgonBahrLeipzigEgon Bahr war mein absolutes Highlight während der Leipziger Buchmesse 2012

Mittwoch 14. März 2012

Gespräch im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig zu:
„Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich“ von Egon Bahr und Peter Ensikat

R.I.P Egon Bahr

Leipziger Buchmesse 2012

Veröffentlicht unter Allgemein, memories, Zeitbilder | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

Vom Diskos zum E-Book

Diskos2Das ist Bücherprinz Ruprecht Frieling neben seinem metallenen Doppelgänger mit dem Diskos von Phaistos. Warum er diese seltsame Tonscheibe in der Hand hält? Weil er in seinem neuen Buch die Geschichte des Veröffentlichens, speziell die des von Verlagen unabhängigen Veröffentlichens, dem sogenannten Self-Publishing, aufgeschrieben hat. Bei seinen Recherchen ist er der Frage nachgegangen: Seit wann werden eigentlich Botschaften auf Materalien gedruckt und als transportable Medien von Hand zu Hand gereicht, also publiziert? Der Diskos wurde bei Ausgrabungen in der Palastanlage Phaistos auf Kreta gefunden und soll laut Frieling etwa 3700 Jahre alt sein, das heißt aus der mittelminoischen Zeit stammen. KretaFestosEr hat einen Durchmesser von 16 cm und ist beidseitig mit beweglichen Lettern bedruckt. Die Botschaft auf der Tonscheibe ist jedoch nicht eindeutig erschlossen. Da gebe es wilde Spekulationen, sagt der Verfasser. Ebenfalls ist nicht ganz klar, wer sie erstellt hat und für wen sie bestimmt war. Anzunehmen sei jedoch, dass es eine gebildete oder höher gestellte Person war. Frielings Exemplar ist natürlich eine Nachbildung, das Original befindet sich in einem Museum im kretischen Iraklion.

weltberuehmt_cover_400pxWilhelm Ruprecht Frieling, langjähriger Verleger, erfolgreicher Buchmacher und Ratgeber für Autoren ist der Geschichte des Publizierens auf den Grund gegangen. Nicht nur diese interessante Information über die ersten beweglichen Lettern hat er für seine Leser aufgestöbert. „Weltberühmt durch Self-Publishing“ ist der Titel seines achten Ratgebers für Autoren. Da geht es um die allerersten Anfänge der Verwendung von Sprache in mündlicher und schriftlicher Form, die ersten Schriftsysteme, Beschreibstoffe von Höhlenwänden über Steinplatten bis zum Papyros, Pergament und Papier, die Entwicklung der Medien von der „Gutenberg-Galaxis“ zur „Internet-Galaxis“ und die Rolle des Buchhandels früher und heute.

Es geht auch um die „Kontrollsucht“ der Machthabenden, zum Beispiel von Kirche und Adel, denen es gar nicht recht war, wenn ihre Schäfchen und Untertanen alles lasen bzw. zuviel wussten. Sie bestimmten, wer welche Texte schrieb und lesen durfte. „Self-Publishing ist keine Erfindung der Neuzeit“ , stellt Frieling fest. An dem Punkt wird es richtig spannend. Wer weiß zum Beispiel, dass bereits im Jahre 1620 ein Autor namens Francis Bacon sein erstes Werk auf eigene Kosten publizierte? Und wie sah es um unsere literarischen Weltstars Goethe und Schiller aus? Wurden sie vielleicht von Verlegern aufgespürt nach dem Motto: Du bist ein Genie, wir wollen deine Werke veröffentlichen? Nein, sie waren überzeugt von ihrer guten Arbeit und ließen es sich nicht nehmen, den Druck erster Werke selbst zu finanzieren und an die Leser zu bringen.

8Unbenannt Der Verfasser führt mich durch einen ganzen Reigen von weiteren weltbekannten Autoren wie Edgar Allan Poe, Hermann Hesse, Wolf Wondratschek und viele mehr, die ich vielleicht gar nicht kennen würde, wenn sie nicht ihre literarischen Geschicke selbst in die Hände genommen hätten. Und was können mehr oder weniger unbekannte Autoren daraus lernen? Aus früheren Ratgebern des Verfassers weiß ich ja, worauf es ihm ankommt. Im Mittelpunkt steht „Der große Schreibende“, also der Autor. Ohne seinen Text gäbe es kein Buch. Dessen sollte sich jeder Schreibende bewusst sein und sich sein Werk nicht aus der Hand nehmen lassen. Jenseits der Abgabe von Rechten am Manuskript gibt es inzwischen Dienstleister, die Autoren in allen Bereichen des Buchmachens helfen.

Welchen Rat ich nach der Lektüre dieses interessanten und erfrischend geschriebenen Buches mitnehme? An mich selbst glauben, mein Manuskript als wertvollen Schatz hüten und unbeirrt meinen eigenen Weg zum Leser finden.

Wer ist Ruprecht Frieling?

Im Januar 2015 durfte ich Ruprecht Frieling interviewen:
Interview: „Self-Publishing ist keine Erfindung von Amazon“

Veröffentlicht unter Allgemein, Frieling, Rezensionen, Schreiben und Publizieren | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Ein Kommentar

Kleiner Gang durch Köln-Mülheim

WienerPlatzMein kleiner Gang beginnt am Wiener Platz. Über den wird zwar viel geschimpft, doch mich zieht es immer wieder dahin. Er mag nicht schön sein, doch Leben ist überall zu spüren. Heute sitzen viele auf den Treppenstufen und genießen den schönen Sommertag. Durch einen Tunnel quere ich die U- und Straßenbahnlinien, die hier zusammenkommen, und gehe durch die Bachstraße ein paar Hundert Meter bis zum Rhein. MuelheimerBrueckeAuch hier sitzen die Menschen auf Mauern oder im Gras. Ein Schiff bewegt sich gemächlich rheinaufwärts Richtung Dom, der von hier ungefähr 4 km entfernt ist und heute allerdings nur im Dunst zu sehen ist. Die Mülheimer Brücke überspannt die ganze Szenerie. Mit ihren hohen hellgrünen Streben sieht sie wirklich sehr imposant aus. Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger sind auf ihr unterwegs und zwar pausenlos. Ich gehe über die Promenade ein Stückchen weiter in nördliche Richtung, also flussabwärts und unterquere die Brücke. StClemensMuelheimerUferDa ist auch schon die kleine weiße Kirche oberhalb einer hohen Mauer, die wahrscheinlich irgendwann mal gegen Überschwemmungen gebaut wurde, im Moment besteht keine Gefahr, es ist eher Niedrigwasser. Als Schifferkirche wurde sie gebaut und dem heiligen St. Clemens geweiht. Auch Wohnhäuser stehen hier, nicht zu hoch, stören nicht das Bild, die Balkone sind natürlich zum Rhein orientiert. Ja, nicht schlecht. Ich stelle mir vor, dass sich die Bewohner hin und wieder auf dem kleinen Platz unter den Bäumen treffen. Hier zu wohnen hätte was. MuelheimerFreiheitKrahnenstraßeAn der Stelle, wo die Promenade am Vereinsheim eines Wassersportvereins endet, steige ich ein paar Treppenstufen hoch, gelange auf die Mülheimer Freiheit und gehe in südliche Richtung bis zu einem kleinen Plätzchen, an dem ich wieder einen Blick auf den Rhein erhasche. Links ist eine Schule, Grundschule erfahre ich später und rechts ein großes Haus mit einem Aushangfenster, das August Bebel Haus. In einem Schaukasten gibt es Informationen zu allen möglichen Freizeitangeboten für Kinder und Senioren, von Tanzkurz bis Gitarrenunterricht. Und eine kleine Informationstafel weist auf einen Brunnen hin, den Mülheimia Brunnen, hab ich noch nie gehört. Und als ich mich umschaue, stehe ich direkt davor. Ein Mann schöpft gerade Wasser aus dem Becken. MülheimiaBrunnenWenn jetzt die Schule wieder beginnt, wechselt er es aus, sagt er mir, ist ihm doch wichtig, dass es sauber ist, wenn die Kinder sich darin abkühlen. Ehrenamtlich macht er das, wohnt ja seit 25 Jahren hier. Und so ein Veedel nennt man „schäl Sick“. Ich bin jedenfalls froh, dass ich diese Gegend endlich kennengelernt habe und hoffe auf weitere Spaziergänge in diesem schönen Stadtteil von Köln. Jetzt beende ich mein Gängelchen und gehe weiter auf der Mühlheimer Freiheit in südlicher Richtung bis zur Buchheimer Straße, die mich dann zurück auf den Wiener Platz führt.

Gitarrenunterricht in Köln-Mülheim

Veröffentlicht unter Allgemein, Fotoberichte, Kölngeschichten | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Wanderung um Plattkofel und Langkofel

LangkofelPlattkofel01Als wir das Auto auf dem Parkplatz zu Füßen der mächtigen Langkofelgruppe am Sellajoch abstellen, wissen wir, dass es einige Stunden dauern wird, bis wir wieder hier sind. 16 Kilometer haben wir uns vorgenommen, Höhenmeter nicht berücksichtigt. Für 5 Euro können wir das Fahrzeug den ganzen Tag hier stehen lassen. Das wird reichen, um eine Wanderung um Plattkofel und Langkofel zu machen. Das heißt, diesmal nehmen wir nicht die spektakuläre Seilbahn durch die Langkofelscharte hinauf zur Demezhütte, von der aus wir zwei Jahre zuvor die Umrundung nur des Langkofel gemacht haben, sondern nehmen auch noch den Plattkofel mit. LangkofelPlattkofel02Erst einmal wandern wir über die Almwiese, die wir von der Sellarunde als große weiße Fläche nach der Fahrt durch die Felsen der steinernen Stadt kennen. Schon bald erreichen wir den markanten Berg Col Rodella, den wir links liegen lassen halten uns an unseren Plattkofel, der sich zu unserer Rechten behäbig von der Sonne bescheinen lässt. König-Friedrich-August-Höhenweg steht da auf einem Schild, benannt nach dem König Friedrich August (1865-1932) von Sachsen, der als großer Freund der Dolomiten sich oft in einem Ort auf der Seiser Alm aufgehalten und zu Beginn des 20. Jahrhunderts angeregt hatte, diesen Pfad als Wanderweg einzurichten. LangkofelPlattkofel03Und er wird wohl gut angenommen, denn mit Kind, Hund und Kegel sind eine Menge Leute hier unterwegs. Begleitet von saftigen Weiden und vom wahrhaft königlichen Panorama der Seiser Alm führt er uns in sanften Bögen um einen Teil des Plattkofel herum. PlattkofelLangkofel03Im Uhrzeigersinn geht es immer am Hang entlang weiter und weiter bis zur Plattkofelhütte, an der reichlich was los ist. Pause für uns gibt es jedoch erst später. LangkofelPlattkofel04So gehen wir weiter in der Hoffnung, nun doch bald den Plattkofel hinter uns zu lassen und den großen Bruder zu erreichen, den sogenannten Langen oder Sassolungo. Wir sind nämlich schon sehr gespannt, wie sich von hier unten die hintere Seite der Langkofelscharte darstellt d.h. der Teil, den wir seinerzeit von der Demezhütte aus steil hinabsteigen mussten. PlattkofelLangkofel02Da kommt ein Einschnitt, doch als wir ihn erreichen, stellen wir fest, dass es eine Scharte im Plattkofel ist und dass wir noch einen riesengroßen Bogen laufen müssen. LangkofelPlattkofel06Da ist erst einmal Pause angesagt, ein stilles Plätzchen suchen und die wohlverdiente Stärkung gegen den Hungerast aus dem Rucksack holen. Dabei können wir uns schon mal den von hier klitzeklein aussehenden stetig ansteigenden Weg ansehen, den wir noch vor uns haben. Es wird steinig, geröllig, felsig, steil und abgründig, bevor wir einen Weg unterhalb der Langkofelhütte erreichen. Aufsteigen zur Hütte wollen wir nicht, sondern müssen weiter, haben ja schließlich noch einen guten Teil vor uns, das heißt stetiger Anstieg, um die Nordwand des Langkofel zu erreichen, zu umrunden und im endlosen Auf und Ab zwischen Felsen, Geröll und an Abgründen fast gar nicht bemerken, dass inzwischen das Sellamassiv wieder zu sehen ist. OLYMPUS DIGITAL CAMERAZwar liegt unten im Tal die Passstraße wie zum Greifen nahe, doch das Ziel ist noch immer fern. Bei gleichbleibendem Status der Strecke mit mehr oder weniger felsigen Passagen und Abgründen zur Linken erreichen wir nach Hinuntertasten, sehr vorsichtig, vor allem nachdem wir schon einer Frau, die an einer steilen Schotterstrecke auf den Hintern gerutscht ist und sich an einem spitzen Stein an der Hand verletzt hat, mit Pflaster ausgeholfen haben, und endlosem Gesteige neben und unter Felsbrocken stehen wir schließlich vor der Comicihütte. Dort wird aber schon ab- und aufgeräumt, macht nix, wir wollen ohnehin weiter und die Mammuttour zu Ende bringen. Auf den sanften Schotterstrecken trotten wir dem Sellajopch entgegen und müssen nur aufpassen, dass wir nicht auf dem fiesen Geröll ausrutschen. Der Durchgang durch die steinerne Stadt erfordert dann doch noch einmal volle Konzentration, zumal auch das Wetter inzwischen nicht mehr mitspielt. Es donnert und beginnt ein wenig zu regnen, was uns nun zu besonderer Eile antreibt, bis wir schließlich diese Felsenstadt direkt am Parkplatz verlassen, wohlbehalten im Auto sitzen und erst mal tief durchatmen, bevor wir uns auf den Weg zurück zu unserer Herberge in Colfosco machen.

Hier ist der Track zu unserer Tour:
Umrundung des Plattkofel und Langkofel

Und hier ein kleiner Bericht zu unserer Langkofelumrundung im Juli 2013:
Wanderung rund um den Langkofel

E-Book bei Amazon: Sechs Wanderungen in den Dolomiten

Veröffentlicht unter Allgemein, Dolomiten, Fotoberichte, Reisen, Wanderungen | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Vom Pordoijoch zum Piz Boe

2015-07-20-SassPordoiWenn man auf Wanderurlaub rund um das Sellamassiv ist, sieht man die Spitze des Piz Boe fast auf jeder Tour, sei es vom Edelweißtal, von den Almen um Col Alto oder von der Skiwiese unterhalb des Boeliftes von Corvara. Wie oft habe ich ihn aus der Ferne betrachtet und fotografiert, mir vorgestellt, dass ich mal dort oben bin und herabschaue auf die gigantischen Riesen, die ihn umgeben. Der Piz Boe ist mit 3152 Metern die höchste Erhebung im gewaltigen Sellamassiv, das man im Winter auf Skiern durch vier Täler und über vier Pässe umrunden kann.

2015-07-20-SassPordoiBoeBlickDieses Jahr ist es endlich so weit. An einem dieser vier Pässe beginnt unsere Tour auf diesen Dreitausender hoch oben auf dem Sella. Von Colfosco aus fahren wir hinunter nach Corvara, über den Campolongopass nach Arrabba und von dort aus in etlichen Kehren auf den Pordoipass, wo wir ganz entspannt aussteigen, parken und uns umsehen können. Das heißt, schon mal hinaufschauen auf den steilen schroffen Felsen, an dem einsam eine Kabinenbahn hinauf- und hinunterschwebt. Diese Bahn nehmen wir und werden in ein paar Minuten unglaublich steil von 2239 m auf 2950 m hinaufgebracht auf den Sass Pordoi.

2015-07-20-SellaSassPordoiNach dem Ausstieg befinden wir uns hoch oben auf dem gewaltigen Sellamassiv, das sich hier oberhalb der Vegetation in einer riesigen Ebene aus hellem Schotter ausdehnt, umgeben von einem weitläufigen Panorama faszinierender Dolomitengipfel und überragt von der kegelförmigen Erhebung, die zwar nicht zum Greifen nahe, jedoch durchaus erreichbar erscheint. Und kühl ist es hier oben, ich packe zum ersten Mal seit fünf Tagen mein Jäckchen aus. Ja, und irgendwie aufregend, das Ganze! Ich hab eigentlich nur eins im Blick: Die Spitze mit dem kleinen Haus in zwar nicht sehr weiter, aber doch in einiger Entfernung. Und ein bisschen Höhe und Steilheit wird abgesehen von den Schotterwegen zu bewältigen sein.

2015-07-20-PordoischarteAlso los in Richtung unseres Dreitausenders. Der Weg geht zunächst einmal abwärts, zunächst flach, dann ein bisschen steil hinunter bis zur Pordoihütte, wo wir mal einen Blick in die Pordoischarte hinunter zum Pass werfen. Schotterig geht der Weg weiter entlang eines Felsens und durch ein kleines matschiges Schneefeld bis zu einer Fläche, die einer Mondlandschaft gleicht, und kommen unserem Berg langsam näher, schon ahnend, dass es so flach nicht bleibt.

2015-07-20-BoeDas Haus auf dem Gipfel ist schon deutlich zu erkennen. Allmählich wird es steil und an einigen Stellen eng zwischen den Felsen. Und es wird noch steiler. Mit Hilfe eines Drahtseils und einigen metallenen Tritthilfen können wir uns hoch hangeln und weiter gehts zur nächsten Steilkehre, zur nächsten felsigen Enge und weiterem Drahtseil. Ganz nah ist das Haus jetzt und ganz schnell geht es die letzten Meter bis ganz nach oben.

2015-07-20-BoeSpitzeLetzteMeter Und da ist schon richtig was los. Die Terrasse der Fassahütte ist gut besetzt und die Felsbrocken auf dem Platz davor belagert von Gipfelstürmern. Das tut unserer Freude keinen Abbruch. Wir finden ein Plätzchen und ich versuche erst einmal, mich abzuregen. Das geht am besten mit Trinkflasche, Banane und Brot aus dem Rucksack. Das Jäckchen hatte ich beim schweißtreibenden Aufstieg übrigens längst wieder eingepackt. Bei all der Aufregung fällt mir erst jetzt auf, dass die Sicht gar nicht so prickelnd ist, das macht aber nix. 2015-07-20-WCBoeSpitzeIch erahne Marmolada und Porta Vescovo und sehe einige Meter entfernt ein Schild mit der Aufschrift WC. Da will ich doch mal hin, komme allerdings nur bis zu besagtem Schild, denn zum WC geht es abgrundtief. Das muss ich jetzt nicht haben und ich muss übrigens auch gar nicht mehr. Wohin ich auch schaue, sehe ich Abgründe. 2015-07-20-AufDemBoeBeim Zurückgehen zu meinem felsigen Plätzchen mache ich mal ein Foto von der munteren Gipfelgesellschaft hier oben auf dem winzigen Plateau in 3152 m Höhe. Ja, und in dem Moment befällt mich die Frage: „Wie komme ich hier eigentlich wieder runter?“ Beim Gang Richtung WC hab ich eine Menge Hinweisschilder gesehen, die ich aber alle nicht einordnen kann. Meine beiden Begleiter halten sich bedeckt. Sie sind auch etwas ratlos, lassen das aber nicht so raushängen. Schließlich entscheiden wir uns, für den Abstieg denselben Weg wie beim Aufstieg zu nehmen.

2015-07-20-WalterRenateBoeSpitzeÜber die Bedenken, es könnte an einigen Stellen bei Begegnungen mit Aufsteigern eng werden, setzen wir uns hinweg zugunsten der bekannten Route. Doch zunächst gibt es noch ein paar schöne Gipfelfotos, das hat man sich bei der Besteigung eines Dreitausenders mehr als verdient. Dabei entdecken wir auch ein kleines metallenes Gipfelkreuz mit einem altarähnlichen Tisch davor und ganz viele Leute, die fotografieren und sich mit oder ohne Siegerpose, fotografieren lassen.

2015-07-20-BoeAbgrundUnd mir fällt gerade auf, wie kühn die Terrasse der Fassahütte über dem Abgrund schwebt, schnell noch ein Foto. Dann wagen wir uns langsam an den Abstieg und sind überrascht, dass es mit entgegenkommenden Aufsteigern gar kein Problem gibt. Von oben her sieht man, dass es meistens mehrere Möglichkeiten gibt. Nur an einer Kletterseilstelle gibt es einen winzigen Stau, den ich gleich mal für ein Foto nutze.

2015-07-20-BoeSpitzeKletterseile Überhaupt kann ich sagen, dass der Abstieg weit weniger schweißtreibend ist als der Aufstieg und schon bald gehen wir wieder auf der Schotterpiste und fühlen uns wie auf dem Mond, nur dass wir wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen, nämlich zunächst zur Pordoihütte an der Scharte, wo wir dann auch einkehren und entspannt bei Tee, Saft und Apfelschorle die schöne Tour feiern, die zugegeben an körperlicher Anstrengung nicht allzuviel abverlangt hat und deren Erlebniswert dennoch unvergleichlich schön war.

2015-07-20-PordoiHuetteNach der Pause heißt es wieder zunächst steil, dann flacher aufsteigen zum Sass Pordoi, wo die Kabine schon zum Einsteigen einlädt. Da sie noch eine ganze Weile auf weitere Passagiere wartet, kann ich jetzt endlich ausgiebig die Serpentinen der Passstraße betrachten, nach allen Seiten Ausschau halten und bekannte Orte wie Canazei im Fassatal, die Marmolada und Arrabba entdecken, dann gemütlich runterschweben zum Parkplatz auf dem Pass Pordoi.

Hier gibt es weitere Berichte und Informationen rund um das Sellamassiv:
Sechs Wanderungen in den Dolomiten
Renates Dolomitenblog

Veröffentlicht unter Allgemein, Dolomiten, Fotoberichte, Reisen, Wanderungen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Mein E-Bike

GartenNach 13 Jahren war es so weit, ich brauchte ein neues Fahrrad. Da ich außer Einkaufs- und Kurztouren im Umfeld ein bis zwei mehrtägige Radtouren mit Gepäck pro Jahr mache und mit zunehmenden Jahren doch schon mal das Limit der Muskelkraft zu spüren bekam, entschied ich mich nach sehr langer Überlegung für ein E-Bike. Da gibt es ja verschiedene Ausführungen und Bauweisen, das heißt verschiedene Arten, wie die Unterstützungstechnik im Fahrrad eingebaut ist, das heißt der Akku im Rahmen, auf dem Gepäckträger oder im Kettenkasten.
AkkuBei Zweirad Köster in der Hammer Ostenallee wurde ich schließlich fündig.
Und das ist nun mein Neues: Ein schwarzes E-Bike vom holländischen Hersteller Batavus, Fuego E-go 7 mit zwei Akkus, einen in Reserve und einen im Kettenkasten, was mir sehr gut gefiel, muss ja nicht gleich jeder sehen, dass es ein E-Bike ist. Aufladen kann ich ihn entweder über einen Zugang am Steuerdisplay oder mit einem Verbindungselement versehen in der Steckdose, natürlich nur über das zugehörige Netzgerät.
LenkerDer Motor ist ziemlich unauffällig im Vorderrad eingebaut, das finde ich auch sehr elegant. Die Unterstützung ist eingeteilt in 4 Modi, dem Eco-Modus und drei Steigerungen, die ich (für mich) leichte, mittlere und volle Power nenne. Gesteuert wird mit einem Steuerelement links am Lenker, ähnlich wie die Naben-Gangschaltung für sieben Gänge, die sich rechts am Lenker befindet, ziemlich einfach zu bedienen.
SteuerEinheitAuf dem Display kann ich nachlesen, dass ich mit dem Fahrrad bisher 296,4 km zurückgelegt habe, das heißt seit der letzten Akkuladung 55 km. Und ich erkenne an der Darstellung des Akkustandes, dass ich mich noch im oberen Bereich befinde, das heißt, ich kann noch etliche Kilometer fahren. Wie viel genau, werde ich noch austesten.
LüneburgInzwischen hab ich mit meinem E-Bike eine mehrtägige Radtour mit Gepäck durch die Lüneburger Heide gemacht und war natürlich ein bisschen aufgeregt und sehr gespannt, wie ich mit dieser Technik klar komme, zumal ich mich entgegen dem wohlgemeinten Rat von Herrn Köster gegen die Mitnahme des zweiten Akkus entschieden hatte. Wer mal mit eigenem Gepäcktransport auf mehrtägiger Fahrradtour war, weiß, wovon ich rede, es geht um jedes klitzekleine Kilogramm, das man einspart.
2015-05-25-Wilsede1Nun, bei unseren Etappen von bis zu 55 km lief es mit einem Akku wirklich super. Das Display zeigte am jeweiligen Zielort immer das oben abgebildete Level, nämlich wenig Verbrauch. Ich hab den Akku trotzdem jeden Tag ausgebaut und im Hotelzimmer aufgeladen, das dauerte ungefähr eine Stunde. Nun muss ich sagen, dass es sich in der Heide mit Steigungen in Grenzen hielt, was bedeutete, dass ich meistens im Eco-Modus fuhr. Allerdings war ich auf den langen sandigen Strecken um Wilsede für die Unterstützung sehr dankbar und hab mir auch mal volle Power gegönnt. Übrigens wäre es kein Beinbruch gewesen, wenn mir die Power ausgegangen wäre, es fährt sich auch ohne Unterstützung leicht wie ein normales Rad.
KanalWas dieses neue Fahrrad für meine täglichen Besorgungen und Einkäufe bedeutet, sehe ich daran, dass in den vergangenen Wochen das Auto die Garage so selten wie nie verlassen hat, weil ich auch zu entfernter gelegenen Stätten und bei starkem Wind das Fahrrad nehme und sogar den einen oder anderen Schlenker in die Hammer Umgebung einbaue, sei es der Kurpark, den Bachlauf der Geinegge, die Lippeauen oder die schönen Wege am Kanal. Ach ja, noch ein Sätzchen:
Ohne fleißiges Strampeln geht gar nichts.

Radtour in die Lüneburger Heide
Bilder aus Hamm
Geschichten aus Hamm

Veröffentlicht unter Allgemein, Fotoberichte, Hammfiction, Radtouren, Reisen | Verschlagwortet mit , , | Ein Kommentar