Elfter September

201089_279144485532902_1215192718_oElfter September
(Renga)

Giganten auf Todeskurs
Vollstrecker aus dem Dunkel
Flammeninferno
Auf allen Bühnen der Welt
Kein Himmel lächelt
Und im geschundenen Land
Wird ein Kind ins Grab gelegt

©Renate Hupfeld 03/2002

Elfter September

Das Foto entstand auf einer Reise nach New York: New York 2003

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„Auf den Spuren von Jules Vernes“

Kaestchen„Das mechanische Corps“ ist der Titel einer Ausstellung, die von April bis Juli 2015 im dritten Stockwerk des Dortmunder U zu sehen war. Was sollte ich mir denn unter einem „mechanischen Corps“vorstellen? Der Untertitel „Auf den Spuren von Jules Vernes“weckte zumindest mein Interesse. Die Informationen des Veranstalters „Hartware MedienKunstVerein“ (HMKV) brachten Klarheit. „Schnaufende Dampfmaschinen, tickende Uhrwerke und feingliedrige Zahnradkonstruktionen, Kolben und Ventile, Kupfer, Nieten und Leder –“ und „die retrofuturistischen Welten des Steampunk ziehen derzeit Bastler und Romanciers, Nostalgiker und Utopisten, etablierte Künstler und ambitionierte Autodidakten gleichermaßen in ihren Bann.“, las ich und mir war klar, dass ich die faszinierende Welt des Steampunk auf den Spuren des großen Meisters aus dem 19. Jahrhundert erleben wollte. GameboyUnd da war in der großen Halle wohl wirklich keines im Reigen der von 40 Künstlern liebevoll gestalteten Objekte, in das ich mich nicht hineinspinnen wollte, wie hinter die halbgeöffnete Tür der dunkelrot schillernden Box, einem „Gift“ von Donna Ong, Blick in das Traumkästchen meiner Kindheit. Und da war der „Nautilus Gameboy“ von Wendy Esmeralda Castillo, mit dem ich angesichts der vom Künstler Atak wundervoll farbig gemalten Motive zu „Von der Erde zum Mond“ auf einem großen Wandbild retrofuturistisch an Bord des Projektils in einem stillen Eckchen dabei bin, das allerliebste kleine Gerät mit eingeschaltetem Display zum Lesen, Chatten und Surfen immer zur Hand, während die Wissenschaftler sich den Kopf zerbrechen, ob wir noch einmal um den Mond kreisen, um herauszufinden, wo und wie wir schließlich auf ihm landen können. WernherVonBraunOrbitUmgeben von Henrik Schrats schwarzen Motiven auf gleich drei weißen Wänden mit dem Titel „Im Orbit des Mars verläßt Wernher von Braun die Rakete (Und wird mit einem Pangalaktischen Donnergurgler begrüßt)“ Helmbeginnt meine Reise zum roten Planeten, auf dem Kopf den „Steamborg Helm“ von Alexander Schlesier – Steampunker, der ungeahnte Funktionen entfaltet und sogar in der Lage ist, mich mit der Zufuhr von Sauerstoff aus dem komatösen Zustand nach dem Genuss des Donnergurglers zu holen und in die pangalaktische Welt zurückzubringen. Selbstredend hat der intelligente Kopfschutz auf der Reise Fotos gemacht und auf der Festplatte gespeichert. Der junge Jules Vernes sitzt neben mir vor dem Spaceshuttle und tippt in sein fein gearbeitetes Tablet mit großem Display Notizen zum neuen Projekt.

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aylan am strand

rotes t-shirt
blaue kurze hose
dunkle Schuhe
mit klettverschluss
helle sohlen

neben dem kleinen körper
die kleinen arme
hände zum himmel
schwarze haare
durchnässt
zwischen der gischt
in der brandung
aylans gesicht
im nassen sand

aylan
nur drei Jahre
durfte er leben
bevor er
aus dem überfüllten boot
hinausgeschleudert wurde
in die hohen wellen
seinem vater
aus den händen entglitt
an den strand gespült wurde
dort liegen bleibt
mit dem gesicht
im nassen sand
für immer

r.i.p. aylan kurdi
aus kobane
drei jahre alt
auf der flucht
ertrunken im mittelmeer
am 2. september 2015

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Berlin im August

ReichstagWenn man am Freitag morgens um neun Uhr in Hamm in den ICE steigt und einen drei Stunden später vor dem Berliner Hauptbahnhof trotz angekündigten Regens die Sonne begrüßt, ist man sofort in Hauptstadtlaune. Die Frage „Wie werde ich meinen Trolley los?“ ist schnell beantwortet: S-Bahn bis Bellevue, zur Paulstraße laufen, im Motel One einchecken, Gepäck ins Zimmer bringen. Nach kurzem Päuschen wieder los zum Spaziergang entlang der Spree zum Touristenoffice im Hauptbahnhof, Berlincard für 48 Stunden, Tickets für die lange Nacht der Museen, noch ein paar Flyer mitnehmen und sich dann zum eigentlichen Anlass dieser Reise begeben, dem veganen Sommerfest auf dem Alexanderplatz. MusikFriedrichstrUBahnFahren oder laufen? Wir entscheiden uns für laufen, überqueren im Touristrom die Spree, machen ein Foto von unserem schönen Parlamentsgebäude, dem sogenannten Reichstag, und gehen Richtung Friedrichstraße, wo wir wieder überlegen können, ob wir in die U-Bahn steigen. Und auf dem Weg dahin hält es uns schon am Bundespresseamt, wo man Infostände, Tische, Stühle und einen roten Teppich vorbereitet hat und da fällt uns ein: Morgen ist ja Tag der offenen Tür in den Regierungseinrichtungen. Ach, ja. Jetzt meldet sich aber erst mal der Hungerast und wir streben zur U-Bahn-Station Friedrichstraße, bleiben aber doch oben, denn Musik liegt in der Luft, richtig gute. Schloss„Stay“, singt das Mädel und das machen wir auch. U-Bahn ist plötzlich gar kein Thema mehr. Nach einem kleinen Obolus in den Gitarrenbag gehen wir die Friedrichstraße entlang bis zu den Linden, wo wir ja auch immer über neue Panoramen staunen. Diesmal ist es der Rohbau des Berliner Schlosses mit Kuppel, kennen wir bisher nur vom Modell in der Humboldt-Box. Das vegane Sommerfest auf dem Alexanderplatz erreichen wir schließlich doch zu Fuß und stellen fest, dass sich gegenüber dem vergangenen Jahr nicht viel verändert hat außer, dass wir nach mehr als einem Jahr ohne Fleisch, Eier und Kuhmilch so gut wie über alle Facetten bestens informiert sind. VegSommerfestBeim Food Truck von Krawummel aus Münster holen wir uns Potatoe Wedges mit veganer Majo und Falafeltasche, setzen uns an einen der Tische und haben sogleich wieder eine Idee für den weiteren Verlauf dieses Samstags, die East Side Music Days. Zwei Tage lang gibt es entlang der East Side Galery in der Mühlenstraße ein Street Music Festival. Nach Cappuccino bei Starbucks am Fernsehturm fahren wir vom Bahnhof Alexanderplatz mit der S-Bahn bis zur Warschauer Straße. VeganzBei der Gelegenheit zieht es uns doch erst mal ein paar Minuten entfernt in den veganen Supermarkt Veganz mit seinen Goodies, wo wir uns Wraps zum Mitnehmen auf Vorrat holen. Wer weiß, wo wir wieder was bekommen gegen den Hungerast. Und da machen wir doch eine tolle Entdeckung. Eine Treppe höher ist jetzt nicht mehr Björn Moschinskis Mio Matto, sondern ein neues Restaurant, dessen Karte wir uns sogleich im Eingang neben dem Schild „Please take a seat“ in Ruhe anschauen. Angebot und Preise sind okay. Ja, morgen werden wir uns im „The Bowl“ zwei Plätzchen suchen. EastSideMusikJetzt aber zur Oberbaumbrücke und an der Spree entlang bummeln, wo schon an den verschiedenen Ecken Musik in der Luft liegt. Wir erleben eine Multikulti Szenerie wie sie an einem warmen Sommerabend schöner und friedlicher nicht sein könnte. Da verweilen wir doch gerne bei der einen oder anderen Band und erleben zwischen Spreeufer und bemalter Mauer bei untergehender Sonne Straßenmusik satt vom Feinsten.
Der nächste Tag in der Hauptstadt könnte hart werden. Tag der offenen Tür der Bundesregierung 2015 und abends lange Nacht der Museen. Das will gut geplant sein. InnenminMusikUnser eigentlicher Reiseanlass, das vegane Sommerfest, ist völlig in den Hintergrund gerückt, vielleicht mal ein Snackchen zwischendurch, wenn es sich denn ergäbe. Wir beginnen mit dem Innenministerium, das wir zu Fuß entlang der Spree erreichen, und erleben am Eingang nach der Taschenkontrolle das musikalische Kontrastprogramm zur Straßenmusik an der East Side Galery, das Bundespolizei Orchester Berlin in schönstem Bigband Sound mit Reinhard Meys „Über den Wolken“. An Themenständen und in Dialogen kann jeder Besucher sich über Schwerpunkte von Personen-, Verfassungs- und Datenschutz bis zur Asylpolitik informieren. RenateBahnhofDas macht Lust auf mehr. Wieder ist die U-Bahn-Station Friedrichstraße unser Ziel und wieder zieht es uns zur Spree, über die Brücke vor dem Hauptbahnhof. Bundespresseamt und ARD Hauptstadtstudio streifen wir kurz und fahren mit der U-Bahn bis zur Kochstraße. Im Garten des Finanzministeriums nehmen wir einen veganen Pie, bekommen veganes Eis und schauen uns eine vom Zoll präsentierte Abseilvorführung an der Fassade an. Nach einem Rundgang durch das historisch bedeutsame Gebäude und Informationen zu den heutigen Aufgaben des BMF wandern wir zum auswärtigen Amt.AuswaertAmt Chef Frank-Walter Steinmeier persönlich sitzt auf der Bühne in der großen Halle umringt von einer wahren Menschentraube, gibt Antworten und Autogramme. „25 Jahre Freiheit und Einheit“ heißt das Motto und im sogenannten Weltsaal wird der Weg zur deutschen Einheit eindrucksvoll dokumentiert. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit entdecken wir zufällig auf dem Weg zur Mall of Berlin, streifen einen kleinen Einblick in die Welt des Regenwurms, machen in der Mall ein textiles Einkäufchen und wundern uns, wie schnell so ein Berlintag zuende gehen kann. Dabei haben wir uns doch noch einiges vorgenommen.
BerlinischeGalerieSteamPunkNikolaiNach Steampunk im Nikolaiviertel, Cappuccino im S-Bahnhof Alexanderplatz und kurzem Aufenthalt im Hotel erreichen wir gegen sieben das „The Bowl“, erfreuen uns an Buddhabowls und selbstgemachter Limonade und erreichen nach einer Stunde unsere erste Station der langen Nacht der Museen, die Berlinische Galerie, wo ausschließlich in den Jahren ab 1870 in Berlin entstandene Kunstwerke präsentiert werden. Zur Sonderausstellung zu Architektur und Städtebau der 60er „Radikal modern“ können wir noch ein bisschen in die Führung hineinhören und in den Fotos anschauen, wie der Bereich rund um die Gedächtniskirche damals ausgesehen hat bzw. wie Künstler ihn gesehen haben, beispielsweise die Europa-Center-Vision von Engelbert Kremsers, schön abgedreht. TheBerlinWallAls wir „Die Mauer. Das Asisi Panorama zum geteilten Berlin“ am Checkpoint Charlie erreichen, ist es schon dunkel geworden und es heißt, geduldig in der Schlange warten und den Abgasgestank der bunt bemalten Trabis des gegenüberliegenden Trabimuseums ertragen. Die fahren nämlich pausenlos ihre Runden. Das Innere des eigens für ein überdimensionales Panoramabild errichteten Rundbaus entschädigt für Warterei und Trabiabgase. Auf einer erhöhten Plattform stehend fühlen wir uns mitten drin in der Szenerie an der Berliner Mauer an einem Herbsttag in den 80er Jahren. Wir schauen auf die DDR Seite mit Todesstreifen, verlassenen Häusern und Wachturm und im Gegensatz dazu in das bunte Leben auf der westlichen Seite im Schatten der mit farbigen Graffitis bemalten Mauer. Da wird am Kiosk eingekauft, Currywurst gegessen und von einer Leiter ein Blick auf die andere Seite der Mauer geworfen, wo in der kalten trostlosen stacheldrahtigen Öde der Fernsehturm in den Himmel ragt. Begleitet wird die Präsentation von einer Audioerinnerung an Musik und Reden zu Beginn der 60er wie Ulbrichts „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ und Kennedys „Ich bin ein Berliner.“ Ein großartiges Werk von Yadegar Asisi.
BertelsmannDie lange Nacht der Museen fliegt dahin und wir fahren mit der M48 in Richtung Unter den Linden. Eigentlich wollten wir in die Gemäldegalerie, können aber an der hellerleuchteten Bertelsmann-Repräsentanz nicht vorbeigehen. Also hinein und gleich hoch auf den Dachgarten, wo viele Menschen vor der nächtlichen Kulisse des Berliner Doms, Fernsehturm und der Humboldtbox in Sesseln, auf Liegestühlen und Hockern friedlich beisammen sitzen. Als wir schon überlegen, wie wir nun weitermachen, entdecken wir im Programm die Ankündigung eines Live-Hörspiels von Stefan Kaminski und Britta Steffenhagen mit dem Titel „Paul Browski und die Monotonie des Yeh Yeh Yeh“. Die außerordentlich gekonnt performte skurril abgedrehte Geschichte mit gemeinsamem „give peace a chance“ wird unser Highlight der Museumsnacht.
SiemensBigBandAm Sonntagmorgen nehmen wir uns endlich mal die Zitadelle Spandau vor. An der U-Bahnstation „Zitadelle“ steigen wir aus und gehen ein paar Hundert Meter. Als wir uns der leuchtend roten Festung nähern, liegt mal wieder Musik in der Luft. Aus dem Park kommen die schmissigen Töne. Auf einer Freilichtbühne sitzen wohl ein Dutzend ältere Herren an Piano, Saxophon, Trompete und Kontrabass nach dem Motto „Wir machen Musik“. Es ist die Siemens Big Band, deren Mitglieder sichtlich Spaß am Musik machen haben, ab und zu unterstützt von der blonden Sängerin Anna. „Bei mir bist du schön.“ ZitadelleEffektAch, ja, solche Musik im Park kann man sich an diesem sommerlichen Sonntagmorgen doch gut eine Weile anhören, bevor wir uns dann die Zitadelle ein bisschen erlaufen. Eine große Bühne für Musikevents mit Größen aus Rock und Pop ist im Innenraum aufgebaut. Beim anschließendes Gängelchen durch die Spandauer Altstadt entdecke ich einen Revolutionsplatz und eine Carl-Schurz-Straße. Im Jahre 1850 wurde nämlich in Spandau Revolutiongeschichte geschrieben. Carl Schurz, der später nach seiner Auswanderung in Amerika politische Karriere machte, befreite in einer spektakulären Aktion den Bonner Hochschullehrer und Revolutionär Gottfried Kinkel aus dem Spandauer Zuchthaus.
Wir beenden unsere kleine Berlinreise nach dem Motto „veganes Sommerfest“ mit einem Abschiedsbowl bei „The Bowl“ an der Warschauer Straße in Friedrichshain.

Bowl bei „The Bowl“

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Sieben

2015-08-27-TierbrunnenDieser Tierbrunnen vor der Pauluskirche auf dem Hammer Marktplatz stand nicht immer da, sondern erst seit dem Jahre 1990. Ein Künstler namens Bonifatius Stirnberg hat die sieben Tiere geschaffen, den Pfau, die Ziege, den Hahn, den Esel, die Gans, das Schweinchen und den Fuchs. Und wie das alles geschah, könnt ihr hier nachlesen:

Sieben

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Erika Mann

ErikaMannAusschnittAm 27. August 1969 starb Erika Mann, erinnert mich das Kalenderblatt meines Arche Literaturkalenders 2015. Zu Recht, denn Erika Mann, Tochter von Thomas und Katia Mann, war eine außergewöhnlich engagierte Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin. Zeit ihres Lebens wurde sie nicht müde, gegen bürgerliche Lethargie und Faschismus mit allen Mitteln zu kämpfen. Mainstream war ihr fremd. Im Nazi- und Nachkriegsdeutschland fand sie keine Heimat und im amerikanischen Exil auch nicht.

Erika Mann *9. November 1905 in München +27. August 1969 in Zürich

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Rheinboulevard in Köln-Deutz

RheinBoulevard01Die Promenade am Rheinufer bei der Hohenzollernbrücke ist wie immer bei strahlendem Wetter belebt bis voll. Eine andere Promenade ist mein Ziel, eine ganz neue und noch nicht komplett fertiggestellte. Sie liegt auf der „schäl Sick“ am Deutzer Rheinufer und ist nach langer Bauzeit endlich im Juli 2015 eröffnet worden. Diesen sogenannten Rheinboulevard in Köln-Deutz will ich mir nicht nur ansehen, sondern in ganzer Länge begehen. RheinBoulevard02So lasse ich die breite Treppe zum Dom hinter mir, gehe vorbei an dem darunterliegenden Brunnen, Fischmarkt mit Groß St. Martin und den bunten Stapelhäuschen, den zahlreichen Schiffsanlegern und Draußenrestaurants und dem Pegelhäuschen bis zum Heumarkt. Von dort geht es hinauf auf die Deutzer Brücke, von wo man die ganze altbekannte Szenerie überblickt und man kann schon mal einen Blick werfen auf den neuen Boulevard zwischen den beiden Brücken. RheinBoulevardPanorama04Der Abgang am Ende der Deutzer Brücke ist zwar noch provisorisch, doch man kann schon ahnen, dass es einmal eine ganz schnuckelige Verbindung werden könnte. Auch unten auf der Promenade wirkt alles noch ein bisschen baustellenmäßig. Und oberhalb lässt eine große Baustelle darauf schließen, dass noch einiges zu tun ist. Ein Panoramaweg soll hier entstehen, hab ich gelesen. RheinBoulevard06Ja, und was ist das Besondere an diesem 500 m langen Rheinboulevard? Eine gigantische Freitreppe lädt dazu ein, sich auf eine Stufe zu setzen, das unvergleichliche Altstadtpanorama mit Groß St. Martin und Dom auf der gegenüberliegenden Rheinseite betrachten und vielleicht das Smartphone in die Hand nehmen und das frei zugängliche WLAN nutzen. Von wegen „schäl Sick“!

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Erinnerung an Egon Bahr

EgonBahrLeipzigEgon Bahr war mein absolutes Highlight während der Leipziger Buchmesse 2012

Mittwoch 14. März 2012

Gespräch im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig zu:
„Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich“ von Egon Bahr und Peter Ensikat

R.I.P Egon Bahr

Leipziger Buchmesse 2012

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Vom Diskos zum E-Book

Diskos2Das ist Bücherprinz Ruprecht Frieling neben seinem metallenen Doppelgänger mit dem Diskos von Phaistos. Warum er diese seltsame Tonscheibe in der Hand hält? Weil er in seinem neuen Buch die Geschichte des Veröffentlichens, speziell die des von Verlagen unabhängigen Veröffentlichens, dem sogenannten Self-Publishing, aufgeschrieben hat. Bei seinen Recherchen ist er der Frage nachgegangen: Seit wann werden eigentlich Botschaften auf Materalien gedruckt und als transportable Medien von Hand zu Hand gereicht, also publiziert? Der Diskos wurde bei Ausgrabungen in der Palastanlage Phaistos auf Kreta gefunden und soll laut Frieling etwa 3700 Jahre alt sein, das heißt aus der mittelminoischen Zeit stammen. KretaFestosEr hat einen Durchmesser von 16 cm und ist beidseitig mit beweglichen Lettern bedruckt. Die Botschaft auf der Tonscheibe ist jedoch nicht eindeutig erschlossen. Da gebe es wilde Spekulationen, sagt der Verfasser. Ebenfalls ist nicht ganz klar, wer sie erstellt hat und für wen sie bestimmt war. Anzunehmen sei jedoch, dass es eine gebildete oder höher gestellte Person war. Frielings Exemplar ist natürlich eine Nachbildung, das Original befindet sich in einem Museum im kretischen Iraklion.

weltberuehmt_cover_400pxWilhelm Ruprecht Frieling, langjähriger Verleger, erfolgreicher Buchmacher und Ratgeber für Autoren ist der Geschichte des Publizierens auf den Grund gegangen. Nicht nur diese interessante Information über die ersten beweglichen Lettern hat er für seine Leser aufgestöbert. „Weltberühmt durch Self-Publishing“ ist der Titel seines achten Ratgebers für Autoren. Da geht es um die allerersten Anfänge der Verwendung von Sprache in mündlicher und schriftlicher Form, die ersten Schriftsysteme, Beschreibstoffe von Höhlenwänden über Steinplatten bis zum Papyros, Pergament und Papier, die Entwicklung der Medien von der „Gutenberg-Galaxis“ zur „Internet-Galaxis“ und die Rolle des Buchhandels früher und heute.

Es geht auch um die „Kontrollsucht“ der Machthabenden, zum Beispiel von Kirche und Adel, denen es gar nicht recht war, wenn ihre Schäfchen und Untertanen alles lasen bzw. zuviel wussten. Sie bestimmten, wer welche Texte schrieb und lesen durfte. „Self-Publishing ist keine Erfindung der Neuzeit“ , stellt Frieling fest. An dem Punkt wird es richtig spannend. Wer weiß zum Beispiel, dass bereits im Jahre 1620 ein Autor namens Francis Bacon sein erstes Werk auf eigene Kosten publizierte? Und wie sah es um unsere literarischen Weltstars Goethe und Schiller aus? Wurden sie vielleicht von Verlegern aufgespürt nach dem Motto: Du bist ein Genie, wir wollen deine Werke veröffentlichen? Nein, sie waren überzeugt von ihrer guten Arbeit und ließen es sich nicht nehmen, den Druck erster Werke selbst zu finanzieren und an die Leser zu bringen.

8Unbenannt Der Verfasser führt mich durch einen ganzen Reigen von weiteren weltbekannten Autoren wie Edgar Allan Poe, Hermann Hesse, Wolf Wondratschek und viele mehr, die ich vielleicht gar nicht kennen würde, wenn sie nicht ihre literarischen Geschicke selbst in die Hände genommen hätten. Und was können mehr oder weniger unbekannte Autoren daraus lernen? Aus früheren Ratgebern des Verfassers weiß ich ja, worauf es ihm ankommt. Im Mittelpunkt steht „Der große Schreibende“, also der Autor. Ohne seinen Text gäbe es kein Buch. Dessen sollte sich jeder Schreibende bewusst sein und sich sein Werk nicht aus der Hand nehmen lassen. Jenseits der Abgabe von Rechten am Manuskript gibt es inzwischen Dienstleister, die Autoren in allen Bereichen des Buchmachens helfen.

Welchen Rat ich nach der Lektüre dieses interessanten und erfrischend geschriebenen Buches mitnehme? An mich selbst glauben, mein Manuskript als wertvollen Schatz hüten und unbeirrt meinen eigenen Weg zum Leser finden.

Wer ist Ruprecht Frieling?

Im Januar 2015 durfte ich Ruprecht Frieling interviewen:
Interview: „Self-Publishing ist keine Erfindung von Amazon“

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Kleiner Gang durch Köln-Mülheim

WienerPlatzMein kleiner Gang beginnt am Wiener Platz. Über den wird zwar viel geschimpft, doch mich zieht es immer wieder dahin. Er mag nicht schön sein, doch Leben ist überall zu spüren. Heute sitzen viele auf den Treppenstufen und genießen den schönen Sommertag. Durch einen Tunnel quere ich die U- und Straßenbahnlinien, die hier zusammenkommen, und gehe durch die Bachstraße ein paar Hundert Meter bis zum Rhein. MuelheimerBrueckeAuch hier sitzen die Menschen auf Mauern oder im Gras. Ein Schiff bewegt sich gemächlich rheinaufwärts Richtung Dom, der von hier ungefähr 4 km entfernt ist und heute allerdings nur im Dunst zu sehen ist. Die Mülheimer Brücke überspannt die ganze Szenerie. Mit ihren hohen hellgrünen Streben sieht sie wirklich sehr imposant aus. Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger sind auf ihr unterwegs und zwar pausenlos. Ich gehe über die Promenade ein Stückchen weiter in nördliche Richtung, also flussabwärts und unterquere die Brücke. StClemensMuelheimerUferDa ist auch schon die kleine weiße Kirche oberhalb einer hohen Mauer, die wahrscheinlich irgendwann mal gegen Überschwemmungen gebaut wurde, im Moment besteht keine Gefahr, es ist eher Niedrigwasser. Als Schifferkirche wurde sie gebaut und dem heiligen St. Clemens geweiht. Auch Wohnhäuser stehen hier, nicht zu hoch, stören nicht das Bild, die Balkone sind natürlich zum Rhein orientiert. Ja, nicht schlecht. Ich stelle mir vor, dass sich die Bewohner hin und wieder auf dem kleinen Platz unter den Bäumen treffen. Hier zu wohnen hätte was. MuelheimerFreiheitKrahnenstraßeAn der Stelle, wo die Promenade am Vereinsheim eines Wassersportvereins endet, steige ich ein paar Treppenstufen hoch, gelange auf die Mülheimer Freiheit und gehe in südliche Richtung bis zu einem kleinen Plätzchen, an dem ich wieder einen Blick auf den Rhein erhasche. Links ist eine Schule, Grundschule erfahre ich später und rechts ein großes Haus mit einem Aushangfenster, das August Bebel Haus. In einem Schaukasten gibt es Informationen zu allen möglichen Freizeitangeboten für Kinder und Senioren, von Tanzkurz bis Gitarrenunterricht. Und eine kleine Informationstafel weist auf einen Brunnen hin, den Mülheimia Brunnen, hab ich noch nie gehört. Und als ich mich umschaue, stehe ich direkt davor. Ein Mann schöpft gerade Wasser aus dem Becken. MülheimiaBrunnenWenn jetzt die Schule wieder beginnt, wechselt er es aus, sagt er mir, ist ihm doch wichtig, dass es sauber ist, wenn die Kinder sich darin abkühlen. Ehrenamtlich macht er das, wohnt ja seit 25 Jahren hier. Und so ein Veedel nennt man „schäl Sick“. Ich bin jedenfalls froh, dass ich diese Gegend endlich kennengelernt habe und hoffe auf weitere Spaziergänge in diesem schönen Stadtteil von Köln. Jetzt beende ich mein Gängelchen und gehe weiter auf der Mühlheimer Freiheit in südlicher Richtung bis zur Buchheimer Straße, die mich dann zurück auf den Wiener Platz führt.

Gitarrenunterricht in Köln-Mülheim

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