Füsun Onur im Museum Ludwig

„Auch nach all den Jahren hat die Fantasie für mich nie an Glanz verloren. Sie nimmt mich mit auf eine Reise und trägt mich zu einem Ziel. Wo auch immer sie mich mit hinnimmt, da komme ich an“, Wandtext am Beginn der Ausstellung im Museum Ludwig. Im Jahre 1987 hat Füsun Onur das geschrieben. Wenn ich die begehbare Installation „Kontrapunkt mit Blumen“ erlebe, weiß ich, was die Künstlerin meint.

Der blaue Raum ist Plakat- und Bannermotiv im Kölner Museum, in dessen Räumen zurzeit die Retrospektive von Füsun Onur gezeigt wird. Da stehe ich schon drin in der Welt dieser türkischen Künstlerin. Verspielt auch die gezackte Figur und Kugel im blauen Hochkantquader und „Die dritte Dimension in der Malerei – Tritt ein“. Mach ich doch, schiebe die blauen Wollfäden zur Seite, lege mich rücklings auf die Matratze inmitten des eckigen Raumes und schaue in den Himmel, glitzernd blau.

Zwischen auf dem Boden angeordneten Sockeln in Schieflage, Stäben, kleinen Porzellanfiguren, Goldschnüren wandere ich weiter und tauche in Ali Kazmas Video ein in Onurs Wohnung in Istanbul, mit wunderbaren alten Möbeln, schönen Gegenständen, Fotografien der Ahnen und Fenster mit direktem Blick auf den Bosporus. Auf dem befand sich vor dreißig Jahren die Installation „Pinkes Boot“, die in der Ausstellung als Video zu sehen ist.

„Es war einmal …“ Füsun Onur (Venedig 2022, Köln 2023)

„Wo immer ich auch hingehe, trage ich Istanbul bei mir“, ein Zitat dazu von Fünur Onur aus dem Jahre 1994 lese ich im Ausstellungsheft. „Es war einmal …“ ist eine Installation, die Füsun Onur für die Biennale von Venedig 2022 geschaffen hat, ein faszinierendes Wunderland mit Miniaturen aus Draht und allerlei Materialien, in Köln im größten Raum der Ausstellung auf vielen kleinen Tischen liebevoll aufgebaut. Füsun Onur erzählt die Geschichte des Katers Zorba und der Maus Cingöz.

Sie machen sich auf den Weg von Istanbul nach Venedig und wollen die Welt retten, „weil die Menschen die Natur für Wachstum und Konsum weitgehend zerstört haben“, erfahre ich im Text an der Wand. Ob sie es schaffen? Die heute 85-jährige Künstlerin lässt es offen.

„Füsun Onur. Retrospektive“ im Museum Ludwig in Köln am 29. Oktober 2023

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Ausstellungen, Kölngeschichten abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.