„Elvis“

Biografien mag ich und freue mich, dass es einen Kinofilm über das Leben des King of Rock’n Roll gibt. Das verspricht musikalische und optische Highlights. Ich bin richtig gespannt auf Baz Luhrmanns Interpretation von „Elvis“ und mach’s mir im Kinosessel gemütlich. Doch dann, von wegen gemütlich. Schlag auf Schlag prasseln Bilder auf mich ein: Intensivbett, Zirkus, Menschen, Musik, Bewegung, Gesichter, Gedanken, Dialoge.

Und da ist der erste Auftritt des jungen Sängers Elvis Presley. Pinkfarbener Anzug, schwarze Haartolle. „Lass dir die Haar schneiden, du Schmalzlocke!“ mobbt es aus dem Publikum. Er beginnt zu singen und sich dabei zu bewegen, bewegen wie Elvis. Stimme, Hüftkreisen, ein Sog. Offene Münder. Kreischende Mädchen stürmen die Bühne. Dieser grandiose Gig ist der Beginn des Spielchens von Manager Parker, der die Geschichte von Elvis Aufstieg, Erfolg und Ende im Amerika der 50er, 60er und 70er erzählt.

Nach ungefähr zwei Stunden mit Elvissongs und Performances vom herausragenden Austin Butler, schaue ich zur Uhr und denke, es reicht eigentlich. Und dann kriegt der Film doch noch die Kurve. Erlebe ich bisher wenig Drama, befällt mich zum Ende hin die Traurigkeit. Elvis Presley mit aufgedunsenem Gesicht, kann nicht mehr stehen, kriegt das Mikrophon hingehalten, schwitzt, aber himmlischer Gesang und ein Lächeln, zum Weinen schön.

R.I.P. Elvis Presley

CinemaxX Hamm Kino 5 Reihe D Sitz 7 am 28. Juni 2022

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ExtraSchicht im CreativRevier

Wenn ich im Netz nach dem Begriff „ExtraSchicht“ suche, finde ich „lange Nacht der Industriekultur“. Das trifft es wunderbar. In vielen Städten und an verschiedenen Schauplätzen im Ruhrgebiet findet diese Veranstaltung seit dem Jahre 2001 jährlich und nach zweijähriger Coronapause in diesem Jahr wieder statt, in Hamm in den Kulissen des ehemaligen Bergwerks Ost, dem zukünftigen CreativRevier.

Und wie schön, dass zu diesem Anlass die Spuren des Hammer Bergbaus auf der Zeche Heinrich Robert mit allen Facetten wieder lebendig werden. Wie viel Vorbereitung und Arbeit muss es gekostet haben, dieses schöne Gelände so vielen Menschen aus Hamm und dem gesamten Ruhrgebiet zugänglich zu machen. Da begehen wir Kellerräume, gestaltet mit Farbe und Licht, Bartischen und -hockern sowie Werken von Künstlern an Wänden und auf kleinen Bühnen zum Anschauen und Verweilen.

Schauen, schöne Motive entdecken und nachdenken über Freiheit und Hoffnung. Beim Rundgang draußen sehen wir den Hammerturm aus einer ganz anderen Perspektive als von der Kamener Straße, freuen uns zu sehen, wie schön sich die Natur Flächen zurück erobert hat und gelangen zu einer Fotosession, von einem ehemaligen Bergmann liebevoll ausgestattet mit Arbeitsjacke, Helm, Grubenlampe und Kohlenschaufel.

Die findet auf einer Bank im nachgebauten Adener Stollen statt, vor der Fotokulisse eines viele Meter unter Tage arbeitenden Bergmanns. Drinnen gibt es Tanz- und Theaterperformances in kleinen Räumen, Gängen, Ecken und durch die ehemalige Waschkaue schweben „Klänge aus Anatolien“ unter unzähligen Drahtkörben, in denen bis zum Jahre 2009 Bergleute ihre Kleidung unterbrachten und hoch oben unter die Hallendecke hängten.

Es geht auch lauter, zum Beispiel beim „Rockorchester Oberhausen“ mit „Viva la Vida“, „We will rock you“ und der „Hurricane“ landet direkt im grandiosen Feuerwerk, dessen rote Leuchtherzen zum Finale besonderen Applaus verdienen.

ExtraSchicht im CreativRevier Hamm am 25. Juni 2022

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„sattgrün“ neben Kolumba

Immer, wenn ich in Düsseldorf, Essen oder Köln unterwegs bin, kehre ich bei „sattgrün“ ein, in Köln am liebsten neben St. Kolumba, einmal eine der größten Pfarrkirchen der Stadt. Im zweiten Weltkrieg wurde sie vollständig zerstört. Wie durch ein Wunder konnte eine Marienfigur unversehrt aus den Trümmern geborgen werden. Für sie wurde eine schöne kleine Kapelle gebaut. Wenn ich in der Nähe bin, besuche ich die „Madonna in den Trümmern“.

Ich zünde ein Friedenslicht an und lege es auf die Stufen zu ihren Füßen. Über der Kirchenruine und um sie herum wurde das moderne Gebäude des Kolumbamuseums gebaut. Ja, und gleich nebenan unter einem Baum bin ich vorige Tage wieder bei „sattgrün“ eingekehrt, ein Restaurant der besonderen Art. Es gibt verschiedene Suppen und ein Buffet mit allen Köstlichkeiten, die ich mir denken kann, alles herrlich frisch und vegan.

Da gibt es Salate aller Art in allen Farben mit verschiedenen Dressings und Kräutertopping, Penne alio olio, geschmorte Champignons, knusprige Kartoffelecken mit gehobelten Mandeln, grüne Böhnchen mit Sesam, Paprikagulasch mit Sojageschnetzeltem, Thaicurry mit Tofu, Linsenblumenkohlcurry, Kuchen und Crumble mit Vanillesoße. Cappuccino gibt’s mit Mandel-, Hafer- oder Sojadrink.

Das Buffet wird laufend aufgefüllt. Ich wähle ein kleines, normales oder großes Tellerchen und lege darauf, was ich gerne mag. Ich liebe dieses Restaurant, vor allem, wenn ich bei schönem Wetter draußen auf dem Platz an der Ludwig-/Ecke Brückenstraße sitzen kann, mit Blick in den Hof von St. Kolumba.

„sattgrün“ und Kolumba am 22. Juni 2022

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Blosseys Luftbilder im Park

Der Fotograf Hans Blossey ist inzwischen weit über Hamm hinaus bekannt für seine spektakulären Bilder. Die macht er nämlich aus der Luft, also aus dem Flieger. Seine Luftbilder werden gedruckt in Zeitungen und auf Plakaten. Seit kurzem ist eine kleine Auswahl seiner Hammbilder beim Kneipbecken östlich von Kurhausgarten im Hammer Kurpark zu sehen.

„Hamm von oben“ mit Fotos von Hans Blossey im Hammer Kurpark am 21. Juni 2022

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Papenburger Meyer Werft

Ich sage nur „Aida“ und denke an ein riesiges Gebilde mit unzähligen kleinen Kabinen, Balkonen, Speisesälen, Bars, Läden, Sonnenplätzen, Sportstätten, Pools, Kinos und Theater, das kreuz und quer über die Ozeane schwimmt, ab und zu an einem Hafen anlegt, Passagiere ausspuckt, wieder einsammelt und weiter schwimmt, wie ich es im kleinen Hafen von Gran Canaria beobachtet habe.

Diese Riesenschiffe werden in der Papenburger Meyer Werft gebaut. Und wie das überhaupt geht, haben wir im Besucherzentrum mal angeschaut. Mit dem Bus ab Meyers Mühle werden wir zum Gelände mit den großen Hallen außerhalb der Stadt gefahren, ausgeladen und in Hallen und Gängen rundum über Anfänge und Entwicklung dieses Unternehmens informiert. Seit wann gibt es die Meyer Werft? Warum musste sie in ein größeres Gelände außerhalb der Stadt umziehen?

Hier wird das Kreuzfahrtschiff „Arvia“ gebaut

Wie werden Kreuzfahrtriesen gebaut? Wie gelangen sie ins Wasser und wie über die schmale Ems in die Nordsee? All diese Fragen werden mit Hilfe von Filmen beantwortet. Danach können wir durch die Gänge ziehen und uns einiges ansehen. Da sind Inforationsecken von Reedereien, da ist eine riesige Schiffschraube, eine Kabine mit Doppelbett, Sofa, Tischchen und Balkon und der Blick in ein Baudock, wo eines dieser Riesen gerade hergestellt wird. Hier wird die „Arvia“ für eine britische Reederei gebaut.

Das Kreuzfahrtschiff wird etwa 350 Meter lang, 42 Meter breit und kann mehr als 5000 Passagiere aufnehmen. Angetrieben wird es mit Flüssigerdgas (LNG). Im Oktober 2022 soll die „Arvia“ zu Wasser gelassen werden, begleitet von einer großen Party auf der Wiese beim Werftgelände an der Ems. Kurz vor dem Ausgangspunkt können wir noch in ein kleineres Baudock hineinblicken. Das Forschungsschiff „Sonne“ wurde hier gebaut.

Das war im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung. Genutzt wird die „Sonne“ zur Meeresforschung in den Ozeanen. Mein Fazit, als ich beim Treffpunkt für die Rückfahrt ankomme: Ich bin schwer beeindruckt vom herausragenden KnowHow der Papenburger Schiffbauer und frage mich, wie wohl die Schiffe der Zukunft aussehen werden.

Meyer Werft in Papenburg am 11. Juni 2022

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Über Ahlen zu „Leib & Seele“

Ehemaliger Hafen für die Zechenbahn der Ahlener Zeche Westfalen in Hamm-Uentrop

Nach der Kindertagesstätte an der Kornmersch biegen wir links ab in den wunderbar neu gemachten Radweg durch die Lippeauen zur Münsterstraße. Die unterqueren wir an der Hafenstraße, fahren vorbei an Wassersportzentrum, Schleuse, Hammonense Gymnasium, Rehazentrum über die Adenauerallee bis zur Fährstraße und weiter bis zur Schleuse Werries. Nach einer kurzen Strecke Lippestraße schwenken wir nach rechts auf den Radweg zwischen Lippe und Datteln-Hamm-Kanal bis zum kleinen ehemaligen Hafen in Hamm-Uentrop.

Radweg an der Werse in Ahlen

Hier wurde bis vor einigen Jahren Kohle aus der Ahlener Zeche Westfalia verladen. Angekommen war sie mit der Zechenbahn, die inzwischen zu einem schönen Radweg umgebaut wurde. Diese Zechenbahntrasse fahren wir nun bis an die Werse in Ahlen. Der Werseradweg führt uns in die Felder, durch die wir jetzt bis zum Örtchen Walstedde und unserem heutigen Ziel fahren, das schöne neue Bistro „Leib & Seele“ direkt neben der Kirche. Kaffee und lecker Himbeerkuchen holen wir uns an einen Draußentisch.

Zurück geht’s wieder durch Felder und Wäldchen bis hinauf auf die Dasbecker Höhe, immer wieder schön der Blick hinunter. Durch Dasbeck, über Sachsenring und Münsterstraße erreichen wir den Killwinkel und entlang der Bahnlinie den Hammer Norden.

Walters Track zur Radtour über Ahlen zu „Leib & Seele“ am 19. Juni 2022

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„Maritime Erlebniswelt Papenburg“

Die „Maritime Erlebniswelt Papenburg“ im Museum im Zeitspeicher erzählt die Entwicklung der Stadt vom Bau der Papenburg mitten im unbesiedelten Moor und dem harten Leben in der Fehnkolonie sowie dem Schiffbau mit allen Facetten, zunächst aus Holz, später aus Stahl, zunächst getreidelt, später mit Dampfkraft und modernem Antrieb, eine interaktive Zeitreise vom 13. bis zum 21. Jahrhundert.

Da geht es um Torfstechen, Holzbiegen, Nieten , Schweißen, dem Stapellauf und Erschließung der Wege zum Meer über die Ems. Ich erlebe die Geschichte von Anna, die in einer Kate im Moor wohnt und den Torfschiffen auf dem Kanal zuschaut. Hermann baut Schiffe aus Holz auf einer eigenen Werft. Und Jan ist Lehrling in der Eisenwerft der Familie Meyer, aus der später die große Werft hervorgeht.

„Maritime Erlebniswelt Papenburg“ im Zeitspeicher am 11. Juni 2022

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Jubiläum im Schlosspark

Die Gemeinde Nordkirchen hat im Jahr 2022 einen besonderen Anlass zum feiern, vor 1000 Jahren wurde sie zum ersten Mal historisch erwähnt. Zu diesem Geburtstag gibt’s im Schlosspark eine vierstöckige Schokotorte, verziert mit roten Kirschen auf Sahnehäubchen und oben drauf einem richtig coolen Schild „1000 Jubiläum“. Die Geburtstagstorte steht auf einem langen Tisch, daneben eine Riesenschüssel mit saftig grünen Äpfeln.

Da steht auch eine große Kaffeekanne und zur Deko ein Strauß Hortensien in schönsten Pastellfarben. Einige Gäste sind da schon, jeder einen Kuchenteller vor sich. Ganz still sitzen sie da, sehen so friedlich aus. Und es sind noch Stühle frei. Wer will, kann sich also dazu setzen. Ich mache das dann mal. Zumindest für einen Moment, denn ich will doch auch noch einen Blick auf das Schloss werfen. Da muss ich um die Gräfte herum gehen in den Schlosshof.

Da sind schon viele Leute, zwei besonders große, Frau und Mann, sie tragen einen Riesenschirm und laufen mitten über die Wiese zum Schloss, bewegen sich aber nicht. Sie sehen aus wie die Menschen am Geburtstagstisch. Und hinter dem Schlossgebäude, ganz weit hinten im großen Teich beim Barockgarten, hocken drei Damen auf einem überdachten Floß. Sind sie etwa nackt? Aus der Ferne schwer zu erkennen. Auf der anderen Seite vom Teich sehe ich an der Treppe eine richtige Braut mit Bräutigam, sieht nach Fototermin aus. Braut in Weiß bringt Glück, denke ich.

Ihr habt es wohl schon geahnt. Die sympathischen Figuren, die ich am 28. Mai 2022 im Nordkirchener Schlosspark getroffen habe, sind „Alltagsmenschen“ von den Künstlerinnen Laura und Christel Lechner aus Witten.

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Werne, Rünthe, Grünstraße

Gehöft am Radweg in der Nähe von Werne

Vom Bänklerweg im Hammer Norden radeln wir über die Kornmersch, überqueren den Bockumer Weg und gelangen entlang der Geinegge am Bahnhof Bockum-Hövel zum Klostermühlenweg. Durch die Felder geht es über die Ortschaften Barsen und Oberholsen weiter bis zu den ersten Häusern des Städtchens Werne, unserem ersten Ziel heute. Auf dem Marktplatz mit dem schönen historischen Rathaus sind Tische und Stände aufgebaut, allerdings noch geschlossen.

Marina Rünthe

Am Draußentisch der Eisdiele machen wir mal Pause mit Erdbeerbecher und zwei Kugeln Schokominz. Beim Herausfahren stehen wir noch Spalier für eine stattliche Prozession mit Musik, Gesang und Gebet zu Fronleichnam. Hinaus geht’s auf dem Weg um die ehemalige Zeche Werne herum auf dem Schnadegang Weg entlang der Lippe. Nach der Überquerung sind es noch ein paar Kilometer bis zur Brücke über den Kanal bei der Marina Rünthe. Die besuchen wir mal wieder und staunen, dass heute sogar zwei Gastronomiebetriebe geöffnet haben.

Die Grünstraße in der Hammer City ist Fahrradstraße

Wir haben jedoch für heute ein drittes Ziel, die Grünstraße in Hamm. Die sei nämlich inzwischen rot, um allen Verkehrsteilnehmern klarzumachen: Dies ist eine Fahrradstraße. So radeln wir flugs am Datteln-Hamm-Kanal entlang bis zur weißen Brücke in Herringen und über den Mitteldamm zwischen Lippe und Kanal, unterqueren Radbodstraße und Eisenbahnlinie und über die Münsterstraße in die Hammer City, über Marktplatz, Südstraße und voilà im Sonnenschein: die Grünstraße in Rot.

Walters Track zur Radtour Werne, Rünthe, Grünstraße am 16. Juni 2022

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Fehntour

Hafen am Schöpfwerk in Weener

Di 7. Juni. Unsere Fehntour beginnt mit Regenjacke, -hose und -überschuhen am Bahnhof von Papenburg, wo wir uns mit unserer Zehnergruppe treffen. Entlang der Bahnlinie, um den Industriehafen und die riesigen Hallen der Meyer Werft herum verlassen wir die Stadt und gelangen entlang der Ems in den Ort Weener, wo wir anhalten, die inzwischen wieder trockenen Regensachen zurück in die Fahrradtaschen packen und den kleinen Hafen betrachten. Entlang der Ems erreichen wir die Jann-Berghaus-Brücke.

Deich an der Ems zwischen Weener und Leer

Die führt direkt zum Museumhafen in der schönen Altstadt von Leer. Wir fahren eine Runde durch Straßen und Gassen, leider immer in Konkurrenz mit Autos, trotzdem schön anzusehen die Häuschen und Ecken. An einem Eckhaus können wir gar nicht vorbeifahren. Die weiße Fassade ist bemalt mit lustig bunten Figuren, ein Zwerg trägt ein Grünpack Bünting Tee, ein anderer hampelt auf einem Regenbogen und jongliert einen Teebeutel in eine Tasse, zwei Frauen lassen Sand aus den Händen auf einen Strand mit Burg und Strandkörben rieseln, eine in rot, eine in blau.

„J. Bünting Coloniale“ steht über dem Eingang und drinnen gibt’s allerlei feine Sachen. Im Nu haben wir unsere Räder geparkt, suchen uns alle zehn einen Platz am Draußentisch und kommen nach und nach mit Tabletts aus der Coloniale, darauf Stövchen mit Teekannen, Kaffee und leckerer Kuchen mit Rhabarber und Pflaumen. Danach zieht es uns zum Chillen ins Hotel.

Deich an der Leda beim Ostfriesenhof in Leer

Der Ostfriesenhof liegt am Deich an der Leda, einem Nebenfluss der Ems. Räder sicher unterbringen und ein Stündchen Pause machen. Im Wintergarten gibt’s dann Abendessen, auch Veganes ist auf der Speisekarte, von Bandnudeln über Kartoffelecken, gebratenen Zwiebeln bis zu Salat und Pfannengemüse. Nach dem Essen gibt’s noch ein Gängelchen oben auf der Deichkrone mit Blick hinunter zu den Schafen und zur Leda. Im Abendlicht geht’s zurück zum Ostfriesenhof.

Kanal und Brücke bei Großefehn

Mi 8. Juni. Heute verlassen wir Ems und Leda in östliche Richtung und radeln nach kurzen Stopps beim Leerer Museumshafen und Schloss Evenburg weiter auf der ostfriesischen Fehnroute. Warum sie so heißt? Die Bezeichnung Fehn geht zurück auf das niederländische Veen und bedeutet Moor. Landschaft und Radwege sind geprägt von der Moorkultivierung in der Vergangenheit. Um die Flächen landwirtschaftlich und für Siedlungen zu nutzen sowie aus Torf Brennstoffe zu gewinnen, wurden Kanäle und Brücken gebaut.

zu Brennstoff geschichteter Torf bei Wiesmoor

Kilometerweit radeln wir entlang dieser Gewässer, wechseln via weiße Brücken ab und zu die Kanalseiten und kommen gut voran. Pause machen wir auf einem großzügig angelegten Picknickplatz in der Nähe des Ortes Neukamperfehn. Auf der Weiterfahrt zu unserem Ziel Wiesmoor erleben wir noch eine besondere Überraschung, als wir ein Feld entdecken, wo Torf gestochen, gelagert und getrocknet wird. Beim Gespräch mit den Eigentümern erfahren wir, dass sie diese Torfecken als Brennstoff für ihr Haus benötigen.

Kanal beim Restaurant Big Ben in Wiesmoor

Nach weiterem kurzem Fotostopp an einem kleinen See mit spiegelnder Oberfläche erreichen wir unser Hotel Friesengeist. Fahrräder in der Garage unterbringen, auf dem Zimmer chillen und ein Stück die Hauptstraße entlang wandern zum Restaurant Big Ben am Kanal. Hier gibt’s sogar extra Veganes auf der Speisekarte, Flammkuchen, Champignons, Salat, Gemüse und Pommes mit veganer Mayo und auf dem Rückweg beim Eiscafé Italia eine Kugel Eis im Hörnchen.

Windmühle Remels in der Gemeinde Uplengen

Do 9. Juni. Wir verlassen Wiesmoor und fahren etliche Kilometer entlang des Nordgeorgsfehnkanals bis zum kleinen Ort Remels. An der schönen historischen Windmühle halten wir mal an. Genutzt wird sie inzwischen als Standesamt. Picknickpause gibt’s auf einem Draußenplatz bei der Bäckerei Hoppmann in der Nähe der Kirche. Weiter geht’s am Kanal bis zum Linksschwenk zum Südgeorgsfehnkanal, über Augustfehn nach Barßel mit schönem Hafen und „Queen of Texas“, die aber geschlossen hat.

Hafen in Barßel mit „Queen of Texas“

Unser Ziel Ramsloh im Saterland ist jedoch nicht mehr weit. Auf dem Weg halten wir noch mal kurz beim Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn, das wir für morgen vormerken. Der Saterländer Hof ist ein schönes modernes Hotel mit Restaurant Vier Jahreszeiten und deutschen, italienischen, griechischen und indischen Speisen. Räder in den Fahrradraum, im schönen modernen Zimmer chillen und zu Abendessen im Wintergarten sitzen. Für uns Veganer gibt’s Kichererbsen indisch mit Basmatireis.

Fr 10. Juni. Letzte Etappe der Fehntour. Die führt uns erst einmal ein paar Kilometer zurück nach Elisabethfehn. Im Moor- und Fehnmuseum ist es noch ruhig, wir sind die ersten Besucher und beginnen unseren Rundgang im Ausstellungshaus, wo Informationen und Exponate zum Leben im, trotz, vom und mit dem Moor liebevoll präsentiert werden. Draußen auf dem acht Meter hohen Aussichtsplateau erleben wir, wie hoch das Ostermoor bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war.

Hier oben haben wir eine Informationstafel und einen Panoramablick auf das große Außengelände mit riesigen Maschinen zu Torfabbau und -bearbeitung und Schiffe zum Transport auf dem Kanal. Auf der Schute „Elisabethfehn“ wurden auf den Kanälen Schwarztorf sowie Baumaterialien für die Fehndörfer transportiert. Sie wurde getreidelt, das heißt vom Uferpfad aus gezogen.

Gut informiert und eingestimmt radeln wir mit offenen Augen weiter, machen Picknickpause an einer kleinen Kanalschleuse bei Rhauderfehn, versorgen uns mit Sweeties bei Bäckerei Hoppmann und erleben auf dem Weg zu unserem Ziel Papenburg noch eine ganz besondere Überraschung, als wir am Feldrand ein Schild entdecken. „Hier wird ein Moor gebaut“, steht darauf. Wir halten an, lesen und beobachten einen großen Traktor, der über eine Fläche zieht.

Plötzlich hält er an, ein Mann springt herunter und kommt auf uns zu. Er sei Landwirt und der Veranstalter dieser Aktion, sagt er und erklärt sie uns. Diese Fläche soll wieder ein Hochmoor werden. Dazu wird die oberste Bodenschicht mit Nährstoffen, Gras und Wurzelwerk abgetragen, mit Torfmoosen „angeimpft“ und in ein bis zwei Jahren werde diese Fläche wieder ein Moor.

Das Gute an dieser Renaturierung ist, dass Moor dauerhaft CO2 bindet. Dem engagierten Landwirt wünschen wir ganz viel Erfolg mit diesem extrem wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Zu unserem heutigen Ziel Papenburg sind es nur noch ein paar Kilometer. Von Osten her gelangen wir an den Hauptkanal, an dessen Ende sich unser Hotel Alte Werft befindet, ein ganz besonderes Haus. Wir bringen die Räder in eine Garage und beziehen ein rundum sympathisches Zimmer im Hafenturm.

Restaurant im Hotel Alte Werft in Papenburg

Auf dem Weg zum Abendessen bekommen wir per Wandtext einen Überblick über diesen historischen Ort von der Papenburg, die hier mitten im Moor stand, dem Schiffsbau an dieser Stelle und der Geschichte dieses Hauses. Veganes Essen? Karotten Ingwer Süppchen, veganer Burger, bunter Salat mit Champignons und Pommes mit veganer Mayo in umwerfendem Ambiente der alten Werft. Die Radtour ist beendet. Für Morgen planen wir Besuche der „Maritimen Erlebniswelt Papenburg“ im Zeitspeicher und der Meyer Werft.

Walters Track zur Etappe von Papenburg nach Leer am 7. Juni 2022
Walters Track zur Etappe von Leer nach Wiesmoor am 8. Juni 2022
Walters Track zur Etappe von Wiesmoor nach Ramsloh am 9. Juni 2022
Walters Track zur Etappe von Ramsloh nach Papenburg am 10. Juni 2022

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