Heute steige ich am Reichensperger Platz aus der Linie 18 aus. Ich will mir mal den Platz und die Gegend zum Rhein hin anschauen. Zunächst bin ich richtig erstaunt, fast erschrocken, weil ich nicht einfach, wie von anderen Kölner U-Bahn-Stationen gewohnt, aus dem Wagen rausgehen kann. Nein, erst zwei Stufen tiefer stehe ich auf dem Bahnsteig. Auf jeden Fall ungewohnt. Warum der Platz so heißt? Der Jurist August Reichensperger hat ihm den Namen gegeben und das passt zum Bild, das mich beim Verlassen der U-Bahn Station erwartet: Ein imposantes historisches Gebäude jenseits der Riehler Straße, das Kölner Oberlandesgericht.
Ich befinde mich im Stadtteil Neustadt-Nord und entscheide mich für den Weg zum Rhein durch die Wörthstraße, auf der ich ja auch schon stehe. Kann ja nicht weit sein. Die Straße ist breit und wirkt doch sehr ruhig, das heißt wenig Autoverkehr. Angenehm zu gehen unter frisch belaubten Bäumen, rechts und links Büro- und Wohnhäuser. Hier wird also gewohnt und gearbeitet. Und dann noch diese Nähe zum Rhein, schon in Sichtweite. Das hat was. In der Glasfront der Bank für Sozialwirtschaft mache ich mal ein Selfie zur Erinnerung und überquere das stark befahrene Konrad-Adenauer-Ufer.
Auf der Rheinpromenade südlich der Zoobrücke angekommen, bin ich dann doch enttäuscht. Die unangenehme Seite des Kölntourismus erlebe ich hier, eine unübersehbare Reihe von Ausflugsschiffen. Schon genug, dass mir die Sicht auf den Fluss versperrt ist, setzt der Dieselgestank noch das I-Tüpfelchen auf pervertierten Ausflugskommerz. Auf einem Schiff (200 m lang) werden die Damen mit roter Rose empfangen, bevor die Pärchen zu ihren Kabinen geführt werden. Nix für mich. Und die Bastei vor mir hat auch schon bessere Zeiten gesehen.
Zwischen eng parkenden Bussen quetsche ich mich zu einer steilen Treppe hinauf auf das Konrad-Adenauer-Ufer. Da ist nämlich das Kuniberttürmchen fein eingeschmiegt zwischen alten und neuen Häusern. Hier ging mal die mittelalterlichen Stadtmauer lang, machte vom Rhein aus einen Knick, führte zum Eigelsteintor und weiter insgesamt 9 Kilometer lang linksrheinisch um die Stadt Köln herum. Wie schön, dass außer wenigen Resten auch dieses Türmchen erhalten blieb.
Südlich der Bastei wird’s dann gemütlicher auf der Rheinpromenade. Hier dominieren Fußgänger und Radfahrer die Szenerie. Manche sitzen auch auf Bänken und schauen auf den Rhein und die weißen Pavillons des gegenüberliegenden Rheinparkgeländes. Und an der Hohenzollernbrücke bin ich dann in dem Köln, das ich so liebe: RE, ICE, Nationalexpress schlängeln sich über die Gleise zu den Bahnsteigen, auf denen schon Massen von Menschen auf ihre Anschlüsse warten. An der blauen Kuppel des Musical Domes fordern zwei Vampire zum Tanz auf und in der Ferne grüßt die Zoobrücke.