In mehrerer Hinsicht war der Rosenmontagszug 2023 ein ganz besonderer. Zum einen war es nach drei Jahren endlich wieder wie 2020, also vor der Corona Pandemie. Zum anderen gab es in Köln ein großes Jubiläum zu feiern, 200 Jahre Karneval. Und eine weitere Besonderheit gab’s im Jubiläumsjahr: Zum ersten Mal überhaupt begann der Zug auf der rechten Rheinseite.
Ausgangspunkt war auf dem Ottoplatz direkt vor dem Bahnhof Messe/Deutz. Von dort schlängelte sich der Fastnachtswurm zur Deutzer Freiheit, über die Deutzer Brücke und erreichte die rechte Rheinseite westlich der Brücke und südlich des Heumarktes. Da hatten wir in der Zuschauermenge ein Plätzchen an der Zugstrecke erwischt, rechtzeitig zum Anfang des Zuges. Und gleich nach der Feuerwehr war es schon so weit.
„D’r Jubiläumszoch kütt“ hieß es diesmal und gleich danach kündete das schön gestaltete Motto „200 Jahre Kölner Karneval: Ov krüzz oder quer“ den Wagen des Zugleiters Holger Kirsch an. Auch der strahlte in sonnig hellbunten Farben, wie das Leuchten in den Augen der Menschen auf dem Wagen und der vielen rings um uns herum in mehreren Reihen am Straßenrand. Sehr voll, aber alles harmonisch und friedlich. Zu schön, dass das endlich wieder so ohne Auflagen möglich war.Kunterbunt ging es weiter mit dem allerliebsten Wagen des Kinderdreigestirns von Prinz Tim und einer schönen großen Geburtstagstorte zum 200. Jubiläum, dicht gefolgt vom Wagen des Kölner Hänneschen Theaters nach dem Motto „Ein Stück Kölsche Kultur 1802“. Große Braunsfelder mit Tanzartistik und Müllemer Böötche folgten und ein traurig dreinblickender schwarzer Dom, wegen der Energiekrise ohne Licht, und dem Motto von 1980 „Mer lose d’r Dom verzälle“.
Mit dem Motto von 1841 wurd’s richtig historisch „Der gordische Knoten und seine Lösung“. Von meinem Protagonisten Theodor Althaus kenne ich die geschichtlichen Hintergründe, wie Studenten der Bonner Universität am Rosenmontag mit dem Schiff nach Köln kamen, dort in der Brückenstraße gegenüber der Columbakirche unterkamen, mit Esel und Proviant auf den Neumarkt zogen und sich amüsierten.
Hanswurst löste den gordischen Knoten auf seine Weise, mit der Knallrakete. Das war 1841 und die Lösung des Knotens 2023? Mit dem Schwert namens „Fastelovend“ gegen „Muckertum und Griesgram“. Weiter ging’s mit Trömmelchen, Pauken, Trompeten, Kamelle, Strüssjer und Pferden. Die waren mir allerdings am liebsten als große Tierskulpturen auf den Wagen. Darüber sollten die Veranstalter mal ernsthaft nachdenken. Irgendwann verließen wir den Platz an der Deutzer Brücke zum kleinen Familientreffen am Rudolfplatz.Doch erst mal hinkommen bei den vielen Menschen auf Straßen, Plätzen und in Gassen. Am besten ging es durch U-Bahn-Tunnel, zunächst vom Heumarkt zum Neumarkt, dann durch Gässchen parallel zur Schildergasse, Friesenwall, Hahnentor und via U-Bahn-Unterführung zum Ring an der Aachener Straße, wo allerdings zwischen unzähligen bunten Kostümen und Perücken nur schwer durchzukommen war.
Nach einem schönen halben Stündchen im Gedränge bei Sonnenschein und Konfettiregen von oben entschieden wir, wegen Überfüllung nach dem Trömmelche Motto „trecken durch die Stadt“ weiterzuziehen, dem Zug entgegen und so schnell wie möglich wieder freie Blicke auf Persiflagewagen, Musikkapellen, Tanz- und Mottogruppen zu erwischen. Schwierig bei den vielen, vielen Menschen, die in Köln unterwegs waren.
Aber kein Problem, Atmosphäre, Stimmung, gegenseitige Rücksicht, lachende Augen und strahlende Sonne gaben alles. Schöne Aussicht auf den Zug bekamen wir an der Magnusstraße zwischen Friesenplatz und Römerturm. „Thronbesteigung des Helden Carneval“ zum goldenen Prunkwagen in Form eines drachenähnlichen Wesens zog an uns vorbei und da waren wir beim allerersten Kölner Rosenmontagszug.
Am 10. Februar 1823 fand der statt, der Prinz wurde noch Held genannt und zog auf einem Wagen in Form eines Fisches über den Neumarkt. Zurück in die Gegenwart. Mit „Jeschenke uss Kölle – uns Kulturkamelle“, Motto der Session aus dem Jahr 2008, wurde es politisch, besser gesagt lokalpolitisch. Bürgermeisterin Henriette Reker geht auf Abstand und macht großzügig der Stadt Düsseldorf ein Geschenk, die Zülpicher Straße können sie haben.
Verständlich, hat sie doch bei jedem Event des Straßenkarnevals, sei es an Rosenmontag, dem Elften im Elften oder Weiberfastnacht, Theater mit diesem sogenannten „Kwartier Latäng“. Also ab nach Düsseldorf. Auch das Motto von 1886 „Die vier Jahreszeiten“ hatte die Wagenbauer inspiriert. Stichwort Erderwärmung und Klimakleber. Ein Eisbär auf allerkleinster Eisplatte bietet Klebstoff zum Winterschlussverkauf an.
Weil der Zug oft und sehr lange stehenblieb, zogen wir wieder ihm entgegen und weiter Richtung Dom. „Verkörperte Zitate“ war das Motto von 1911 und da wurde es richtig politisch bis hochaktuell. Ein älterer Herr mit beginnender Glatze, grauen Stoppeln am Hinterkopf und weißem Kragen in innigem Kuss mit dem leibhaftigen Teufel in rot und schwarz. Und das zugehörige verkörperte Zitat? „Mein Gott hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben“.
Für diese Ausgeburt eines Bösewichts wünsche ich mir allerdings das Gegenteil von Überleben. Doch weiter. „Hereinspaziert hereinspaziert zur größten Schau der Welt“ hieß es 1990 und heute zahlt Elon Millionen für die Zwitschershow in der ganzen Welt. Und da wir schon mal beim Geld sind: Am Wallrafplatz kam uns jemand entgegen, der sich mit ganzen Bündeln von diesen Scheinen vollgestopft hatte. „Best Worldcup ever!“
Ein paar Eindrücke vom Rosenmontagszug in Köln am 20. Februar 2023
Ein launiges und liebevoll gelungenes Resümee vom Rosenmontagsjubiläumsumzug, war das 1. Mal dabei, ganz dicht dran am Rudolphsplatz ab 10 Uhr dort ausgeharrt und bin zu Fuß zurück dem nicht endenwollenden Zug entgegen über die Deutzer Brücke nach Kalk, wo ich in der Nähe vom Polizeipräsidium mein Auto abgestellt hatte, um dann so gegen 18:00 Uhr heiter, beschwingt die Heimreise ohne Stau anzutreten, war dann fast pünktlich zur Tagesschau zurück in Kassel, ein gelungenes Erlebnis, an das ich mich gern erinnern werde, danke Kölle und danke den Jecken aus aller Welt, auch aus der Landeshauptstadt Düsseldorf waren sie gekommen, merci, hasta la proxima!?