Mo 4. Oktober. Es wird mal wieder Zeit, die Hauptstadt zu besuchen, dachten wir, mal schauen, was noch da ist und was sich verändert hat. So buchten wir ein paar Tage im Motel One am Hauptbahnhof, um von dort aus in die Umgebung auszuschwärmen. Gegen Mittag kommen wir an, checken ein, chillen nur kurz, besorgen uns im Touristenbüro zwei Berlincards und machen uns auf den Weg über die Spree.
Mit Hilfe von alten Plänen, Fotos und Überresten wurde es neu aufgebaut und ist jetzt öffentlich zugänglich als Humboldt Forum, ein Ort der Kunst und Kultur, heißt es im Flyer, der im Foyer ausliegt. Videoanimationen, Ausstellungen, Workshops werden angeboten. Wir haben allerdings gerade gut damit zu tun, zunächst das Ambiente in der großen Halle auf uns wirken zu lassen.
Erst einmal genug Eindrücke vom Humboldt Forum, wir gehen hinaus auf die Straße, über die Spree und nehmen noch einmal die gesamte Schlossfassade in den Blick, zur Spree hin modern gestaltet und zur Flaniermeile historisch. Weiter geht’s in den kleinen Park. Sind die zwei Freunde noch da, frage ich mich. Ja, Karl Marx und Friedrich Engels in Bronze, immer wieder faszinierend.
Di 5. Oktober. Nach dem Frühstück ist unser erstes Ziel das Futurium, das sich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs befindet, das heißt vor der Brücke über die Spree ein paar hundert Meter nach links und voilà, schönes neues Gebäude, futuristisch anmutend. Allerdings ist es am Dienstag geschlossen und klar hat inzwischen auch der Regen eingesetzt. Nicht verzagen. Wir gehen über Spree durch das Regierungsviertel zum Tiergarten.
Wäre doch gelacht, wenn uns für den Rest dieses Berlintages nicht noch was Schickes einfiele. Wo finden wir denn heute Abend veganes Essen zum Beispiel? Vegang in der Kantstraße 33 bekommt doch sehr gute Bewertungen vor allem für die Vorspeise mit Karottenlachs und Auberginen und die Bowl mit knusprig gebratener Ente. Telefonisch Tisch reservieren, chillen und dann mit der S-Bahn Richtung Westkreuz zum Savignyplatz fahren. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung.
Restaurant, vietnamesiche Speisen und selbstgemachte Limonaden entsprechen den Bewertungen und begeistern. Empfehlung! Doch noch schön geworden der Tag und ohne Regen gibt’s noch ein Gängelchen durch die alte Berliner Mitte, Kurfüstendamm, Gedächtniskirche, am Breitscheidtplatz schauen, wo früher die Wohltath’sche Buchhandlung war, kleiner Einkauf bei Hugendubel im Europacenter, Wittenbergplatz mit KaDeWe und Budapester Straße zurück zum Bahnhof Zoo, zu DDR Zeiten Berlins Hauptbahnhof, heute Kategorie Friedrichstraße, Alexanderplatz. Von hier aus nehmen wir die S-Bahn Richtung Ostkreuz.
Mi 6. Oktober. Heute ist aber das Futurium angesagt. Als wir kurz vor zehn ankommen, warten schon etliche Schulklassen vor dem Eingang. Wir fragen, ob man uns zwischen den sich sammelnden Gruppen kurz hereinlassen kann. Das geht in Ordnung und ist sogar kostenlos. Jacken und Rucksack im Schließfach verstauen und da stehen wir in einer hellen großen Halle und werden hineingezogen in die Welt der Gegenwart und Zukünfte. Mensch, Natur, Technik.
Wie gestalten wir Zukunft, heißt die Frage, der wir hier nachgehen können, sei es im Umgang mit der Natur, mit dem technischen Fortschritt, Gewinnen von Energie und Hilfen im täglichen Leben. Ein kleiner Roboter sitzt oben an der Treppe am Tisch und erklärt. Ich kann ein Armband nehmen und mit einem Chip Punkte an den Stationen in verschiedenen Bereichen aktivieren, einfach nur auf den Pfeil achten.
In der Ausstellung wird das gesamte Netzwerks Mensch, Natur und Technik in vielfältigen Facetten präsentiert. Können wir in Zukunft Energie erzeugen wie es die Sonne tut, also ohne Ressourcen zu verbrauchen und der Umwelt zu schaden? Wie können technische Hilfsmittel wie Prothesen Funktionen des Körpers ersetzen? Können in Zukunft intelligente Roboter die Arbeit von Pflegekräften machen?
Beim Ablegen des Armbands am Ende der Ausstellung bekomme ich eine Postkarte mit Code zum Abrufen weiterer spezieller Informationen nach meinen Klickpunkten. Wir steigen dann hinauf zum Skyway, der auf dem Dach des Gebäudes um eine riesige Fläche von Sonnenkollektoren herum führt und Blicke sowohl auf die benachbarte Charité als auch über die Spree hinweg auf die Stadt gewährt. Und danach machen wir noch eine Schnupperrunde im Keller mit Stationen zum eigenen Experimentieren. Zur Erinnerung an diesen besonderen Ausstellungsbesuch nehmen wir noch ein schickes knallfarbenes Selfie auf dem Smartphone mit. Heute Nachmittag haben wir noch ein Date im Potsdamer Museum Barberini. Wir haben also noch ein Stündchen zum Chillen im Hotelzimmer.
Kein Druck kann die Leuchtkraft dieser Bilder nachstellen. Gepaart mit den Audio Erläuterungen und Geschichten zu jedem Motiv ist der Gang durch die Räume ein einzigartiges Kunsterlebnis. Wir sind dabei, wenn die Protagonisten in Landschaften entlang der Seine malen, in der Stadt Paris und der Peripherie, auf Feldern, Wiesen und in Gärten ihrer häuslichen Umgebung und auf Reisen zu Küstenlandschaften.
Motive finden sie in der Natur, auf Boulevards, Plätzen und in Cafés. Dabei experimentieren sie mit Farben und wechselndem Licht. Einzigartig die Bilder des alternden Claude Monet in seinem liebevoll angelegten Garten in Giverny. Hauptmotiv seiner letzten Lebensjahre waren die Seerosen auf spiegelnden Wasserflächen. „Ich habe lange gebraucht, um meine Seerosen zu verstehen“, wird er zitiert.
Beim Bummel entlang der Warschauer Straße entdecken wir auf der rechten Seite den neuen S-Bahnhof und links die East Side Mall. Da gehen wir doch mal durch, dann aber zu unserem Ziel Veganz, vor mehr als sieben Jahren unser allererster veganer Versorger, wo wir heute ein paar Kleinigkeiten (Salat und vegane Ente) einkaufen sowie Cappuccino und Snack für die kurze sonnige Draußenrast besorgen.
Glückwunsch zu diesem wirklich schön geschriebenen Artikel über Berlin.
Die Bilder und die dazugehörigen Beschreibungen sind wirklich gelungen und
aufschlussreich.