Von der Hohenzollernbrücke aus gehe ich ein Stück Rheinpromenade in nördliche Richtung, lasse St. Kunibert links liegen und überquere das Konrad-Adenauer-Ufer. Am Thürmchenswall sind es nur ein paar Schritte bis Nr. 76. Hier kann ich den Kalender „Das alte Köln“ abholen. Und da stehe ich mit Siegfried Glos in seinem großen hellen Atelier und komme aus dem Staunen nicht heraus. Eine Auswahl seiner wunderbaren Bilder hängt da im Original. Köln im Mittelalter. Die Stadtmauer mit Torburgen, Wehrtürmen und Windmühlen. Stein für Stein, mit unbeschreiblich vielen Details. Ich möchte gar nicht aufhören zu fragen. Geduldig erklärt er mir alles. Auch wie er vor fast zwanzig Jahren dazu kam. Das Schaafentor wollte er malen und erkannte, dass er so gut wie nichts über die mittelalterliche Stadtmauer wusste. Im Stadtarchiv, seinerzeit am Waidmarkt und noch nicht eingestürzt, bekam er Material, das ihn informierte und inspirierte. Die Kopie eines Planes der gesamten Stadtmauer im Jahr 1882 zeigt er mir. Inzwischen hat er 54 Bilder gemalt, einige hier an der Wand, viele in einer Ecke zusammengestellt und ein herrliches Panorama am Rhein befindet sich auf der Staffelei, noch nicht ganz fertig, doch schon ein Meisterwerk.
Als ich auf dem Weg zum Bahnhof zurückblicke zum Thürmchenswall, wird mir klar, dass sich im Mittelalter dort die Stadtmauer befand, rechts unten am Rhein der Kunibertsturm, links in westlicher Richtung das Eigelsteintor, Gereonswall und so weiter. 9 Kilometer lang war das mächtige Bauwerk, das nach 1882 abgerissen wurde und von dem der Nachwelt nur noch wenige Spuren erhalten geblieben sind. Ich hoffe mit Herrn Glos, dass seine gigantische Rekonstruktion als Gesamtzyklus dauerhaft in Köln präsentiert wird. Im Gepäck hab ich nicht nur den Kalender für 2018, sondern auch den Katalog zur großen Ausstellung des Kölner Stadtarchivs im vergangenen Jahr, eine DVD „Das Alte Köln. Die Stadtmauer von 1180. Eine Annäherung“ und Flyer zu Stadtführungen, die Siegfried Glos für kleine Gruppen in seinem Atelier macht und anhand seiner Gemälde „Historie und Histörchen“ zur Stadtgeschichte „verzällt“.
Besuch im Atelier von Siegfried Glos in Köln Thürmchenswall 76 am 16. November 2017