Mein kleiner Gang beginnt am Wiener Platz. Über den wird zwar viel geschimpft, doch mich zieht es immer wieder dahin. Er mag nicht schön sein, doch Leben ist überall zu spüren. Heute sitzen viele auf den Treppenstufen und genießen den schönen Sommertag. Durch einen Tunnel quere ich die U- und Straßenbahnlinien, die hier zusammenkommen, und gehe durch die Bachstraße ein paar Hundert Meter bis zum Rhein. Auch hier sitzen die Menschen auf Mauern oder im Gras. Ein Schiff bewegt sich gemächlich rheinaufwärts Richtung Dom, der von hier ungefähr 4 km entfernt ist und heute allerdings nur im Dunst zu sehen ist. Die Mülheimer Brücke überspannt die ganze Szenerie. Mit ihren hohen hellgrünen Streben sieht sie wirklich sehr imposant aus. Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger sind auf ihr unterwegs und zwar pausenlos. Ich gehe über die Promenade ein Stückchen weiter in nördliche Richtung, also flussabwärts und unterquere die Brücke. Da ist auch schon die kleine weiße Kirche oberhalb einer hohen Mauer, die wahrscheinlich irgendwann mal gegen Überschwemmungen gebaut wurde, im Moment besteht keine Gefahr, es ist eher Niedrigwasser. Als Schifferkirche wurde sie gebaut und dem heiligen St. Clemens geweiht. Auch Wohnhäuser stehen hier, nicht zu hoch, stören nicht das Bild, die Balkone sind natürlich zum Rhein orientiert. Ja, nicht schlecht. Ich stelle mir vor, dass sich die Bewohner hin und wieder auf dem kleinen Platz unter den Bäumen treffen. Hier zu wohnen hätte was. An der Stelle, wo die Promenade am Vereinsheim eines Wassersportvereins endet, steige ich ein paar Treppenstufen hoch, gelange auf die Mülheimer Freiheit und gehe in südliche Richtung bis zu einem kleinen Plätzchen, an dem ich wieder einen Blick auf den Rhein erhasche. Links ist eine Schule, Grundschule erfahre ich später und rechts ein großes Haus mit einem Aushangfenster, das August Bebel Haus. In einem Schaukasten gibt es Informationen zu allen möglichen Freizeitangeboten für Kinder und Senioren, von Tanzkurz bis Gitarrenunterricht. Und eine kleine Informationstafel weist auf einen Brunnen hin, den Mülheimia Brunnen, hab ich noch nie gehört. Und als ich mich umschaue, stehe ich direkt davor. Ein Mann schöpft gerade Wasser aus dem Becken. Wenn jetzt die Schule wieder beginnt, wechselt er es aus, sagt er mir, ist ihm doch wichtig, dass es sauber ist, wenn die Kinder sich darin abkühlen. Ehrenamtlich macht er das, wohnt ja seit 25 Jahren hier. Und so ein Veedel nennt man „schäl Sick“. Ich bin jedenfalls froh, dass ich diese Gegend endlich kennengelernt habe und hoffe auf weitere Spaziergänge in diesem schönen Stadtteil von Köln. Jetzt beende ich mein Gängelchen und gehe weiter auf der Mühlheimer Freiheit in südlicher Richtung bis zur Buchheimer Straße, die mich dann zurück auf den Wiener Platz führt.
-
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Tamer bei Über Ahlen zu „Leib & Seele“
- Ursula Hütten bei Radtour von Venlo nach Roermond
- Ursula Hütten bei Radtour an Maas, Waal und Nordsee
- Peter bei Von Hamm nach Norderney
- Patrick bei Klimastreik am 15. September 2023 in Dortmund
Kategorien
- 1848
- Allgemein
- Ausstellungen
- Berlingeschichten
- Buchmesse
- Dolomiten
- E-Books
- Faschismus
- Film
- Fotoberichte
- Frieling
- Hammfiction
- Interviews
- Kölngeschichten
- Kriegszeit Friedenszeit
- memories
- Nienbrügge
- Radtouren
- Radtouren
- Reiseberichte
- Reisen
- Rezensionen
- Rock und Pop
- Schreiben und Publizieren
- Skitouren
- Theodor Althaus
- vegan
- Wanderungen
- Zeitbilder
Archiv
Blogroll
Meta