Hamm Vegan Stammtisch im Dezember 2022

Seit vier Jahren gibt es den Hamm Vegan Mitbringbrunch und seit drei Monaten findet jeweils am Mittwoch einhalb Wochen nach dem Sonntagsbrunch der Hamm Vegan Stammtisch statt, im Oktober bei Sissy und Franz am Marktplatz, im November im R-Café beim Wassersportzentrum und an diesem Mittwoch im Dezember beim Restaurant Olive im Martin-Luther-Viertel.

Schön, dass alle genannten Betriebe inzwischen vegane Optionen anbieten, z.B. vegane Burger, Pasta, Salate, und Gemüse aus dem Backofen, wie gestern in der Olive. Schön, dass es kein Palaver mehr gibt, wenn man nur vegan speisen will. Allerdings wünsche ich mir, dass das vegane Angebot Normalität und das nichtvegane gekennzeichnet wird, also genau umgekehrt zum Jetztstand. Das heißt, für vegane Optionen ist noch viel Luft nach oben.

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Museum Küppersmühle in Duisburg

Ein paar Stunden Zeit in Duisburg heißt, wir besuchen mal das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen. Da gibt es zurzeit eine Sonderausstellung, „umfassend retrospektiv angelegte Schau“ mit Werken des in Berlin lebenden Künstlers Martin Assig (*1959) aus 20 Schaffensjahren in mehreren schönen großen Ausstellungsräumen.

Unter dem Titel „Weil ich Mensch bin“ werden großformatige Bilder und kleinere Arbeiten in Zyklen gezeigt. Letztere in so großer Anzahl und so dicht beieinander präsentiert, dazu in zehn Themenschwerpunkten, dass ich angesichts der vorgesehenen Zeit gleich zu Beginn feststelle, ich suche meine eigenen Schwerpunkte. Besonders interessant finde ich die raffinierte Kombination von Bild- und Buchstabenelementen.

Die beginnt schon bei der Zuordnung und Gestaltung von Bild und Text am Eingang der Ausstellung, wo ich zum Titel „Weil ich Mensch bin“ auf dem großen Bild unten die ziemlich unauffällig angeordnete Textzeile „Du sagst es“ entdecke. Zufall? Nein! „Alles, Alles, Alles:“ steht schwarz auf weiß unter sechs seltsam geformten Figuren, daneben in schwarz auf rot „Es kann alles ganz schnell gehen“.

Ebenso bemerkenswert die Fragen „Wirst du mein Gift trinken? Ja? Nein?“ und weitere seltsame Botschaften wie das Bild mit dem Motiv und Wort „Gott“ bei den kleinen Formaten sowie bei den großen die roten Kreise mit eingestreuten kleinen Textschnippseln. Die Themenschwerpunkte sind übrigens: Auraautoren, Erzählung am Boden, Kleid, Schmerz, Seelen, St. Paul, Tuschen, Übungen zur Verwunderung, Wasser und Vorrat, Welt.

Sie „geben Aufschluss über die künstlerischen Entwicklungs- und Erzählstränge im Werk von Martin Assig“, heißt es auf der Homepage des Museums. Damit kann ich was anfangen. Auf jeden Fall werde ich den Künstler Martin Assig im Auge behalten, nehme ich mir vor, als wir uns auf den Weg in die ständige Sammlung begeben. Da kommt die nächste Überraschung, die Architektur des Treppenhauses.

Das Speichergebäude eines ehemaligen Mühlenbetriebs ist also jetzt Museum für moderne Kunst mit Ausstellungsfläche auf drei Ebenen. Da wollen wir uns doch noch ein bisschen ansehen, entdecken die kleine Sonderausstellung „Bewegung im Raum“ von Norbert Kricke und Größen wie Hans Arp, Gerhard Richter und Anselm Kiefer mit der Installation „Klingsors Garten“. Unser kurzer Museumsbesuch endet mit Kaffee und Kuchen im Restaurant.

Besuch im Museum Küppersmühle für moderne Kunst am 8. Dezember 2022

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Nachklang im House of ChinChin

„Finest in Music“, heißt es im Label auf der Homepage von Nachklang. Für Events im privaten und geschäftlichen Bereich kann man sie buchen und wir durften sie in der „Cozy Session“ im House of ChinChin in Duisburg live erleben. In finest vorweihnachtlich gestaltetem Bühnenambiente performten sieben Künstler:innen im Wechsel feinste Musik zum Träumen und Mitgrooven.

Das waren richtig coole Highlights, vorgetragen von einer bezaubernden Sängerin und drei starken Sängern in einzigartigem Zusammenspiel mit Gitarre, Piano und Geige, jede Performance für sich ein Kunstwerk. Was ich im House of ChinChin erlebt habe, ist eigentlich mit Worten kaum zu beschreiben. Großartige Cover sorgten für Gänsehaut und ein dickes WOW.

Mal reinhören? Nachklang am 8. Dezember 2022 im House of ChinChin in Duisburg:
Nachklang in Duisburg I
Nachklang in Duisburg II
Nachklang in Duisburg III

Rückblick auf Nachklang am 18. Dezember 2019 in der Kreuzeskirche in Essen:
„A Night with Friends“ Nachklang in der Kreuzeskirche am 18. Dezember 2019 in Essen

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Veganer Mitbringbrunch im Dezember 2022

Es ist wieder so weit. Erster Sonntag im Monat, erster Sonntag im Dezember, veganer Mitbringbrunch am zweiten Advent. Da zeigen einige doch so richtig ihre Weihnachtsstimmung, vor allem in der süßen Ecke. Da gibt es Desserts mit Spekulatius und Joghurtcreme, Sterne aus Blätterteig, Tiramisu mit Zimt, lecker Spritzgebäck und eine Schokotorte mit Schneelandschaft oben drauf.

Und einige zeigen das auch mit feinem Weihnachtsoutfit, bunte Pullis in grün, rot und weiß, lustig blinkende Mützen und Umhänge. Die pikante Ecke ist so einladend, dass ich befürchten muss, die Sachen reichen nicht für so viele oder sie sind so gut, dass die Schüsseln mit Kartoffel-, Eier-, RoteBeete-, Eier-, Nudelsalat und Karotten, Champignons, Zucchini, Zwiebelchen mit Rosmarin in Christinas Auflaufform schnell weggeputzt sind.

Besonderes Bonbon ist Claudia Kasten vom Weltladen des Forums für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V. (FUgE) in der Hammer Oststraße. Sie erklärt interessante Zusammenhänge und zum Teil überraschende Fakten rund um mehr oder weniger faires Produzieren und vom fairen Handel mit Produkten aus anderen Ländern. Eine Auswahl aus dem Sortiment hat sie mitgebracht, und kann gleich erworben werden.

Der Dezember Mitbringbrunch ist wieder eine vollends gelungene Veranstaltung mit Alt, Jung, großen und kleinen Kindern und bringt schon jetzt Vorfreude auf den Januar. Da fällt der erste Sonntag ausgerechnet auf Neujahr, sodass wir diesmal auf den 8. Januar 2023 ausweichen. Vorher gibt’s aber noch den Hamm Vegan Stammtisch am 14. Dezember 2022 in der „Olive“ im Martin-Luther-Viertel.

Schwenk über das Buffet Hammer beim veganen Mitbringbrunch am 4. Dezember 2022

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Wochenende im Schwarzwald

Freiburger Münster Portal

Familientreffen am Wochenende im Schwarzwald heißt für uns, wir fahren schon am Donnerstag vom Hauptbahnhof Hamm los mit der Bahn zunächst bis Freiburg, RE7 nach Köln-Deutz, ICE nach Mannheim und von dort ein weiterer ICE nach Freiburg. Gegen Mittag sind wir da, laufen vom Bahnhof durch die Altstadt und bekommen schon mal einen Blick auf Plätze, Straßen, Gassen, das heißt einen ersten Eindruck von der Stadt. Unser Hotel Motel One liegt am Europaplatz, in unmittelbarer Nähe zur Altstadt.

Klima Camp Freiburg auf dem Rathausplatz. Motto: „Wir campen, bis ihr handelt“

Auf der gegenüber liegenden Straßenseite bei Hans im Glück gibt’s später unser Abendessen, vegane Burger mit Pommes und Salat, ich nehme den brotlosen Kutscher und Mangominze Durstlöscher. Dann sind wir fit für den Abendbummel. Der führt uns erst einmal zum Portal des Freiburger Münsters. Drinnen wird auf einer Wandzeitung dokumentiert, dass diese schöne Kirche beim schweren Bombenangriff im November 1944 fast unbeschädigt blieb, wohingegen das Umfeld schwer getroffen wurde, tausende Menschen ihr Leben verloren und viele Familien obdachlos wurden.

Seltsames Gefühl danach beim Bummel über vier bunt und hell beleuchtete Weihnachtsmärkte, Unterlindenplatz, Kartoffelmarkt, Columbipark und auf dem Rathausplatz. Ein besonderer Stand dort ist der vom Klima Camp Freiburg, über das ich schon vor Monaten einen Bericht gesehen hatte. Motto: „Wir campen, bis ihr handelt“, fast ein halbes Jahr nun schon für das „verstärkte Vorantreiben der Energiewende“!

im Bus hoch zum Notschreipass

Am nächsten Morgen schauen wir uns die Sehenswürdigkeiten noch einmal bei Tageslicht an, die schöne Fassade des Münsters, den Martinsturm, das Rathaus mit Fahne der Ukraine. Und es gibt eine rege genutzte Fahrradstraße, bei der ich mich jedoch frage, warum so viele Autofahrende auf dieser Spezialstrecke unterwegs sind. Gegen Mittag nehmen wir dann die Straßenbahn zum Bahnhof, steigen in die S-Bahn nach Kirchzarten und von dort in den Bus 7215 zu unserem Ziel in Todtnau, dem Waldhotel am Notschreipass in 1120 m Höhe.

Busshaltestelle Waldhotel am Notschreipass

Da frage ich mich natürlich, wie der Pass auf den seltsamen Namen „Notschrei“ kommt und erfahre bei Wikipedia, dass das mit einer Petition zu tun hat, in der die Regierung von den hier lebenden Menschen gebeten wurde, eine Straße hinauf zum Pass zu bauen. Sie hatten Erfolg, im Jahre 1848 wurde die Passstraße eingeweiht. Diesem „Notschrei“ haben wir also zu verdanken, dass wir jetzt hier hochgefahren werden und aus dem Nebel an der Bushaltestelle direkt beim Waldhotel ankommen.

Auch unsere Lieben aus Köln und Limburg finden sich ein zum Begrüßungsdrink in der Lobby. Vor dem Abendessen haben wir noch Zeit für ein Gängelchen mit den Hunden, das gleich gegenüber der Passstraße auf einem Weg in den Wald beginnt. „Notschrei“ bekommt bei beginnender Dämmerung plötzlich noch eine andere Bedeutung, nämlich kein Mobilnetz hier oben, das heißt, den Rückweg gut im Auge behalten.

Der Abend am großen Familientisch mit veganem Fünf-Gänge-Menü und Getränken wird lang und am nächsten Tag das Frühstück entsprechend spät. Wandern ist angesagt an diesem sonnigen Samstag. Wohin? Ein Flyer vom Hotel hilft mit Vorschlägen für Routen rund um das Haus. Wir wählen den Naturpfad durch das Langenbachtal und Trubelsbachtal, fünf Kilometer und 160 Höhenmeter.

Der beginnt gegenüber dem Hotel auf der anderen Straßenseite beim Loipenhaus und ist mit einem „R“ gekennzeichnet. Bei einem Campingplatz überqueren wir später noch einmal die Passstraße und wandern auf der anderen Seite am Waldrand weiter, zum Schluss durch eine Loipe zurück. Kinder, Hunde und Erwachsene haben Spaß im Sonnenschein und nach zwei Stunden die Mittagspause im Hotel verdient, mit Pasta, Salat und Getränken in der Bauernstube.

in der Loipe zurück zum Waldhotel

Am Nachmittag gibt’s Schwimmbad, Sauna, Kickern, Billard, Chillen und Abends dann dasselbe Procedere wie am Vortag am Familientisch. Sonntag ist leider schon Abreisetag, das heißt Abschied nehmen von Verwöhntwerden, um nix kümmern müssen, schöne Atmosphäre mit aufmerksamem Service, Natur, reine Schwarzwaldluft und vor allem Zusammensein mit der Familie. Vor der Abreise machen wir noch eine kleine Wanderrunde bis zur Halde, nochmal Bauernstube mit Salatbowl, Kuchen und Kaffee.

von der Halde zurück zum Waldhotel

Dann heißt es, die Passhöhe verlassen und ab ins Tal. Für den ersten und größeren Teil der Heimreise werden wir im Auto mitgenommen über A5 und A3 nach Köln und fahren von Deutz mit dem RE7 zurück zum Hammer Hauptbahnhof. So ein entspanntes Familientreffen mit Alt, Jung, Kindern und Hunden kann gerne wiederholt werden.

Vegan im Schwarzwald
Brotloser Kutscher in Freiburg

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Menschenrechte und Staatsbürgerschaften

Die Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ im Deutschen Historischen Museum Unter den Linden in Berlin beschäftigt sich mit der Geschichte der Staatsbürgerschaften in den drei genannten Ländern seit 1789. Was war denn in diesem Jahr? Nun, am 26. August 1789 verabschiedete die französische Nationalversammlung eine Erklärung der Menschenrechte.

„Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten“, heißt es in Artikel 1. Damit einher geht die Parole der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ (liberté, égalité, fraternité), Impuls für Aufbegehren gegen monarchische Strukturen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Revolution 1848/49 in Europa. Es entstanden Nationalstaaten mit Verfassung und klar definierten Grenzen.

Als im Jahre 1939 ein machtbesessener Despot aus Deutschland meinte, seine Macht in Polen ausdehnen zu müssen, begann der zweite Weltkrieg mit unfassbarer Zerstörung und unermesslichem Leid in Folge. Gegen Diktatur und im Bemühen um Frieden auf der ganzen Welt erarbeitete die UNO (United Nations Organization) eine allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

Die wurde am 10. Dezember 1948 verkündet und sollte für alle Menschen gelten, egal welcher Herkunft und Zugehörigkeit. Und da sind wir beim Punkt. „Dazugehören oder nicht?“ Diese Frage löse widersprüchliche Gefühle aus, heißt es im Begleitheft zur Ausstellung. Wie sah und sieht es aus mit der Diskriminierung von Minderheiten. Wie sah und sieht es mit den Rechten von Frauen aus? Warum musste zum Beispiel Louise Otto-Peters ihre Publikationen unter einen männlichen Pseudonym herausgeben?

Es geht um Rechte wie Schutz und Sicherheit sowie Pflichten wie die zur Verteidigung des Vaterlandes. Und es geht um die Frage: Wie gehen wir mit Migration und Bedrohung von anderen Ländern um? Da seien Nachbarstaaten wie Frankreich, Polen und Deutschland in besonderer Weise zu politischer Kooperation angehalten.

In inhaltlichen Themenschwerpunkten und Perspektivenwechseln und auf verschiedenen Sinnesebenen können sich Besucher mit der Geschichte und den vielen Facetten und Herausforderungen zu Staatsbürgerschaften in der direkten Nachbarschaft und ganz Europa beschäftigen. Dabei zeigen gerade aktuelle Entwicklungen, dass bei jeder Auseinandersetzung mit dem Thema die Menschenrechte oberste Priorität haben müssen.

Besuch der Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ am 2. Juli 2022

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Köln am Elften im Elften 2022

Wenn wir schon am Tag nach Watchhouse im Stadtgarten im Kölner Hotel beim Frühstück sitzen und es ist der Elfte im Elften, bleiben wir auch noch einen Tag, buchen eine weitere Nacht und schauen mal, was in der Stadt so los ist beim Auftakt der Session 2022/23. Motto:„Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer!“ Köln ohne Karneval, undenkbar.

Undenkbar vor allem im Jubiläumsjahr 200 Jahre Kölner Karneval. „Kölsche Funke rut-wieß“, „Die Große von 1823“, „Hellige Knäächte und Mägde“, „Lyskirchener Knäächte und Mägde“ heißen die Gesellschaften, die es nun seit 200 Jahren in Köln gibt. Also versuchen wir unser Glück und hoffen, dass wir vielleicht bis zum Heumarkt durchkommen, wo den ganzen Tag lang Kölner Bands und Gruppen auf der Bühne stehen. Vom Hotel in der Kardinal-Frings-Straße laufen wir Richtung Hauptbahnhof.

Und da geht’s schon los. Kaum ein Durchkommen, so voll hab ich die Treppe zum Dom und dann von oben den Platz vor dem Bahnhof noch nie gesehen. Wir lassen Dom und Museum Ludwig, das heute geschlossen hat, links liegen und streben zur Hohenzollernbrücke. Unerwartet ruhig ist es da, also rüber laufen, uns am Rhein erfreuen und an der entspannten Atmosphäre dann unten am Rheinboulevard.

Da gehen wir lang und haben das unvergleichliche Kölnpanorama. Zum Angelus um 12:00 Uhr läuten die Glocken einiger Kirchen auf beiden Rheinseiten und auf dem Heumarkt wird Kasalla angekündigt. Ein Fünkchen Hoffnung gibt es ja, dass wir über die Deutzer Brücke in die Nähe der Bühne kommen und den einen oder anderen Gig erleben können. Doch als wir beim Söckchen ankommen und die Markmannsgasse hochgehen, stehen wir vor Absperrungen.

Okay, wir versuchen es noch einmal durch die Gassen und stehen wieder vor Absperrungen. Dann lassen wir das und freuen uns an den richtig schönen Kostümen und an den Grüppchen, die zusammen stehen und Selfies machen. Warum? Sie nehmen an der Aktion „Zesamme200“ teil, das heißt, die jeweiligen Mitglieder sind zusammen 200 Jahre alt, wie der Kölner Karneval, und können einen Preis gewinnen.

Als wir dann auf der Promenade weiter wandern, kriegen wir beim Schokoladenmuseum doch noch Musik hautnah, sogar mit Trömmelchen. Eine Gruppe in Rot Weiß befindet sich musizierend auf dem Weg in die Altstadt. Wir gehen noch ein Stück weiter, zwischen den Gebäuden des Rheinauhafens und über den Ubierring zum Chlodwigplatz. Da sind sie wieder, einzeln und in Grüppchen, wunderbar kostümiert.

Kein Gedränge, keine Hektik, kein böses Wort, harmonische Atmosphäre bei schönstem Wetter. Unser Ziel ist die Pizzeria Toscanini. Da gibt’s für uns Spaghetti alio olio und vegane Pizza aus dem Steinofen. Köstlich! Sweeties zum Dessert finden wir später bei Merzenich neben dem Gürzenich und dann aber ab zum Chillen ins Hotel. In der Dunkelheit wandern wir noch mal los und treffen in der Schildergasse zwei Engelchen in rot weiß.

Beim Hardrock Café überwinden wir eine abenteuerlich angelegte Baustelle und waten in Haufen von Müll entlang der inzwischen leeren Bühne auf dem Heumarkt. Nach unserem Abendgruß an den unvergleichlichen Strom unten an der Uferpromenade bummeln wir zurück über den Bahnhofsplatz und verabschieden unseren Elften im Elften 2022.

Trömmelchen beim Schokoladenmuseum
Vegan bei Toscanini
Watchhouse im Stadtgarten am 10.11.22

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Watchhouse im Stadtgarten

Da kommen vier Musiker auf die Bühne, nehmen ihre Instrumente, stecken die Köpfe zusammen wie zu einer Beschwörung, bleiben zusammen, bleiben nahe beieinander stehen, lassen Töne fließen, bezaubern, verzaubern, bringen diamantene Geister zum Tanzen, mal sanft, mal quirlig, mal ausgelassen. Nicht aufhören, denke ich, lass sie weiter über mir schweben, möchte das noch stundenlang so hören, Töne, Pickings, Riffs, Stimmen.

Eine Musikerin und drei Musiker kreieren dieses unglaublich schöne Klangerleben, Andrew Marlin mit Gesang und Mandoline, Emily Frantz mit Gesang, Gitarre und Violine, ein Musiker am Kontrabass und ein weiterer an der Gitarre. Da stimmt jede Bewegung, jeder Ton, alles fügt sich harmonisch ineinander in diesem außergewöhnlichen Musikkunstwerk.

Watchhouse im Stadtgarten Köln am 10. November 2022

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Veganer Mitbringbrunch im November 2022

Gebackene Hirnmasse, Spinnenkräcker, Giftpilze, Blutheringe, grünen Glibber, Vampirbrötchen, Ringelwürmer, schwarze Katze auf Kürbis und 1000 Augen von Hamm gab es beim veganen Mitbringbrunch im Stadtteilzentrum FeidikForum in der Hammer City. Motto war nämlich Halloween und da waren sie gekommen, alt und jung, von nah und weit, gut gelaunt und alle Lust, was Veganes zu essen.

Mit oder ohne Geisteroutfit hatte jeder leckere Variationen zum veganen Buffet beigetragen, Salate, Vrikadellen, Risotto, Dipps, Aufstriche, pikante und süße gebackene Köstlichkeiten und zauberhafte Torten. Und das war dann weit mehr, als wir essen konnten, das heißt, es blieb noch einiges übrig, das wie bei jedem Brunch von der Hammer Obdachlosenhilfe zur Verteilung abgeholt wurde. Beim Brunch im Dezember geht es um den Hammer Weltladen, der sich und Produkte aus fairem Handel vorstellt.

Schwenk über das vegane Buffet am 6. November 2022

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Herbst 1848. Schwere Tage in Bremen

Leseprobe aus „Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland“:

Umtriebe gegen die „Bremer Zeitung“

Indes waren in Bremen die Kämpfe gegen die „Bremer Zeitung“ vollends ausgebrochen. Der leitende Redakteur (Theodor Althaus) wurde offen angefeindet, darauf angesprochen, wie ein Enkel von Dräseke so „heillose Sachen“ schreiben könne und provokativ gefragt, wie er sich Einheit und Republik eigentlich denke. Und es kam noch schlimmer. Mit Flugschriften und offenen Briefen agitíerte man gegen die Zeitung und speziell gegen die Artikel von Theodor Althaus. Im Tagebuch notierte er: „Das Complott brach endlich an der entscheidenden Erklärung los. Haufenweis kamen Absagebriefe im echten Bourgeoisstil. Die Principale bleich, niedergeschlagen, sahen voraus, dass die ‚Bremer Zeitung‘ für Bremen verloren sei.“

Da half es auch nicht, dass zwei mitgliederstarke Bremer Vereine sich vehement für die „freisinnige Tendenz“ der Leitartikel von Althaus einsetzten und in offenen Briefen diese Art von Pressezensur anprangerten. Der Bürgerverein äußerte sich empört über die Angriffe und Demonstrationen von Aristokraten und Reaktionären, die vor den unparteiischen Richterstuhl der öffentlichen Meinung gehörten. Schärfer formulierte der demokratische Verein. Die längst beseitigte Staatszensur werde von „jenen Finsterlingen“ als Privatzensur wieder eingeführt und die Menschen somit um die glücklich errungene Pressefreiheit gebracht.

Die Erklärungen wurden von der Redaktion wunschgeäß publiziert und am 4. Oktober 1848 in der zweiten Ausgabe der „Bremer Zeitung“ gedruckt.
Als Agitation und Boykott über die Zeitung hinaus sogar gegen die traditionelle Heyse’sche Verlagsbuchhandlung ausgedehnt wurden, entschied der Verleger, einen Schlussstrich zu ziehen und sich von der Zeitung zu trennen. Die Bremer Zeitung wurde an die Gebrüder Jänecke in Hannover verkauft, im Einvernehmen mit Theodor Althaus, der sie dort unter dem Namen „Zeitung für Norddeutschland“ weiter redigieren würde.

„Schwere Tage“, notierte er. „Durch die unsittliche Finesse und die ganze Perfidie mich indirect als Rothen zu schildern, fühlte ich die letzten Fäden reißen.“
Dem bevorstehenden Ortswechsel konnte er durchaus positive Aspekte abgewinnen. Hannover war besser an das Eisenbahnnetz angebunden als Bremen und somit erreichten die neuesten Nachrichten die Redaktion schneller als bisher. Doch so richtig wollte der Blick nach vorne und das Entwickeln von Perspektiven noch nicht gelingen. Zu tief saß der verletzende Stachel. Die bittere Enttäuschung brachte sein inneres Gleichgewicht ins Wanken. Er bekam Husten und wurde krank.

„Konnte nicht schreiben, fühlte mich mit kurzen Unterbrechungen wie todt, wie vernichtet, sah mit Grauen dem Winter und mit Ekel dem Leben entgegen.“
Trost fand er in der Korrespondenz mit seiner Cousine Minna Schmitson in Frankfurt, die er auch seinerseits trösten musste, weil ihr Vater als Angestellter bei der Bundesmilitärkommission während des Straßenkampfes am 18. September eine Verwundung davongetragen hatte: „Aber es gilt auszuharren und treu zu bleiben. Ein Frühling kommt, in Menschenwelt und in Natur wird er uns wiederkehren!“

Einige Tage später war von der Hoffnung auf Frühlingserwachen nichts mehr zu spüren. Am liebsten hätte er losgeheult, als seine Schwester Elisabeth in seinem Zimmer vor ihm stand und ihn an sich drückte. Die treue Seele war zu seinem Geburtstag (26. Oktober) nach Bremen gekommen. Sechsundzwanzig Jahre alt wurde er und kam sich vor, als hätte er das ganze Leben schon hinter sich. Selbst die Freude über das Wiedersehen mit Elisabeth konnte seine Stimmung nicht verbessern.

Ihr gegenüber gab er sich optimistisch, wusste er doch, sie würde alles der Mutter erzählen und die sollte sich keine Sorgen machen. Wie er sich wirklich fühlte, vertraute er nur seinem Tagebuch an: „Ich habe verloren, ich weiß nicht mehr zu sprechen wie sonst, seit ich so viel lese und schreibe. Ich kenne die Herzen nicht mehr so, seit ich mir selbst so wenig, so fast niemals angehöre.“

Der Umzug nach Hannover verzögerte sich, das politische Geschehen nahm unentwegt seinen Lauf. In der Frankfurter Paulskirche hatten die Abgeordneten der Nationalversammlung trotz zunehmender Fraktionsbildung noch immer ein gemeinsames Ziel, eine Reichsverfassung. Die Arbeit an den Grundrechten und einzelnen Passagen des Verfassungswerks ging voran. In Ausschüssen wurde diskutiert, bearbeitet und beschlossen.

Darüber und über den Ablauf der Sitzungen in der Paulskirche informierte die Bremer Zeitung ihre Leser regelmäßig und ausführlich, ebenso über Entwicklungen und Geschehnisse in den einzelnen Ländern.

Aus: Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland (ebook und print)

Fotos in der Bremer City am 6. September 2022

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