Menschenrechte und Staatsbürgerschaften

Die Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ im Deutschen Historischen Museum Unter den Linden in Berlin beschäftigt sich mit der Geschichte der Staatsbürgerschaften in den drei genannten Ländern seit 1789. Was war denn in diesem Jahr? Nun, am 26. August 1789 verabschiedete die französische Nationalversammlung eine Erklärung der Menschenrechte.

„Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten“, heißt es in Artikel 1. Damit einher geht die Parole der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ (liberté, égalité, fraternité), Impuls für Aufbegehren gegen monarchische Strukturen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Revolution 1848/49 in Europa. Es entstanden Nationalstaaten mit Verfassung und klar definierten Grenzen.

Als im Jahre 1939 ein machtbesessener Despot aus Deutschland meinte, seine Macht in Polen ausdehnen zu müssen, begann der zweite Weltkrieg mit unfassbarer Zerstörung und unermesslichem Leid in Folge. Gegen Diktatur und im Bemühen um Frieden auf der ganzen Welt erarbeitete die UNO (United Nations Organization) eine allgemeine Erklärung der Menschenrechte.

Die wurde am 10. Dezember 1948 verkündet und sollte für alle Menschen gelten, egal welcher Herkunft und Zugehörigkeit. Und da sind wir beim Punkt. „Dazugehören oder nicht?“ Diese Frage löse widersprüchliche Gefühle aus, heißt es im Begleitheft zur Ausstellung. Wie sah und sieht es aus mit der Diskriminierung von Minderheiten. Wie sah und sieht es mit den Rechten von Frauen aus? Warum musste zum Beispiel Louise Otto-Peters ihre Publikationen unter einen männlichen Pseudonym herausgeben?

Es geht um Rechte wie Schutz und Sicherheit sowie Pflichten wie die zur Verteidigung des Vaterlandes. Und es geht um die Frage: Wie gehen wir mit Migration und Bedrohung von anderen Ländern um? Da seien Nachbarstaaten wie Frankreich, Polen und Deutschland in besonderer Weise zu politischer Kooperation angehalten.

In inhaltlichen Themenschwerpunkten und Perspektivenwechseln und auf verschiedenen Sinnesebenen können sich Besucher mit der Geschichte und den vielen Facetten und Herausforderungen zu Staatsbürgerschaften in der direkten Nachbarschaft und ganz Europa beschäftigen. Dabei zeigen gerade aktuelle Entwicklungen, dass bei jeder Auseinandersetzung mit dem Thema die Menschenrechte oberste Priorität haben müssen.

Besuch der Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“ am 2. Juli 2022

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Köln am Elften im Elften 2022

Wenn wir schon am Tag nach Watchhouse im Stadtgarten im Kölner Hotel beim Frühstück sitzen und es ist der Elfte im Elften, bleiben wir auch noch einen Tag, buchen eine weitere Nacht und schauen mal, was in der Stadt so los ist beim Auftakt der Session 2022/23. Motto:„Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer!“ Köln ohne Karneval, undenkbar.

Undenkbar vor allem im Jubiläumsjahr 200 Jahre Kölner Karneval. „Kölsche Funke rut-wieß“, „Die Große von 1823“, „Hellige Knäächte und Mägde“, „Lyskirchener Knäächte und Mägde“ heißen die Gesellschaften, die es nun seit 200 Jahren in Köln gibt. Also versuchen wir unser Glück und hoffen, dass wir vielleicht bis zum Heumarkt durchkommen, wo den ganzen Tag lang Kölner Bands und Gruppen auf der Bühne stehen. Vom Hotel in der Kardinal-Frings-Straße laufen wir Richtung Hauptbahnhof.

Und da geht’s schon los. Kaum ein Durchkommen, so voll hab ich die Treppe zum Dom und dann von oben den Platz vor dem Bahnhof noch nie gesehen. Wir lassen Dom und Museum Ludwig, das heute geschlossen hat, links liegen und streben zur Hohenzollernbrücke. Unerwartet ruhig ist es da, also rüber laufen, uns am Rhein erfreuen und an der entspannten Atmosphäre dann unten am Rheinboulevard.

Da gehen wir lang und haben das unvergleichliche Kölnpanorama. Zum Angelus um 12:00 Uhr läuten die Glocken einiger Kirchen auf beiden Rheinseiten und auf dem Heumarkt wird Kasalla angekündigt. Ein Fünkchen Hoffnung gibt es ja, dass wir über die Deutzer Brücke in die Nähe der Bühne kommen und den einen oder anderen Gig erleben können. Doch als wir beim Söckchen ankommen und die Markmannsgasse hochgehen, stehen wir vor Absperrungen.

Okay, wir versuchen es noch einmal durch die Gassen und stehen wieder vor Absperrungen. Dann lassen wir das und freuen uns an den richtig schönen Kostümen und an den Grüppchen, die zusammen stehen und Selfies machen. Warum? Sie nehmen an der Aktion „Zesamme200“ teil, das heißt, die jeweiligen Mitglieder sind zusammen 200 Jahre alt, wie der Kölner Karneval, und können einen Preis gewinnen.

Als wir dann auf der Promenade weiter wandern, kriegen wir beim Schokoladenmuseum doch noch Musik hautnah, sogar mit Trömmelchen. Eine Gruppe in Rot Weiß befindet sich musizierend auf dem Weg in die Altstadt. Wir gehen noch ein Stück weiter, zwischen den Gebäuden des Rheinauhafens und über den Ubierring zum Chlodwigplatz. Da sind sie wieder, einzeln und in Grüppchen, wunderbar kostümiert.

Kein Gedränge, keine Hektik, kein böses Wort, harmonische Atmosphäre bei schönstem Wetter. Unser Ziel ist die Pizzeria Toscanini. Da gibt’s für uns Spaghetti alio olio und vegane Pizza aus dem Steinofen. Köstlich! Sweeties zum Dessert finden wir später bei Merzenich neben dem Gürzenich und dann aber ab zum Chillen ins Hotel. In der Dunkelheit wandern wir noch mal los und treffen in der Schildergasse zwei Engelchen in rot weiß.

Beim Hardrock Café überwinden wir eine abenteuerlich angelegte Baustelle und waten in Haufen von Müll entlang der inzwischen leeren Bühne auf dem Heumarkt. Nach unserem Abendgruß an den unvergleichlichen Strom unten an der Uferpromenade bummeln wir zurück über den Bahnhofsplatz und verabschieden unseren Elften im Elften 2022.

Trömmelchen beim Schokoladenmuseum
Vegan bei Toscanini
Watchhouse im Stadtgarten am 10.11.22

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Watchhouse im Stadtgarten

Da kommen vier Musiker auf die Bühne, nehmen ihre Instrumente, stecken die Köpfe zusammen wie zu einer Beschwörung, bleiben zusammen, bleiben nahe beieinander stehen, lassen Töne fließen, bezaubern, verzaubern, bringen diamantene Geister zum Tanzen, mal sanft, mal quirlig, mal ausgelassen. Nicht aufhören, denke ich, lass sie weiter über mir schweben, möchte das noch stundenlang so hören, Töne, Pickings, Riffs, Stimmen.

Eine Musikerin und drei Musiker kreieren dieses unglaublich schöne Klangerleben, Andrew Marlin mit Gesang und Mandoline, Emily Frantz mit Gesang, Gitarre und Violine, ein Musiker am Kontrabass und ein weiterer an der Gitarre. Da stimmt jede Bewegung, jeder Ton, alles fügt sich harmonisch ineinander in diesem außergewöhnlichen Musikkunstwerk.

Watchhouse im Stadtgarten Köln am 10. November 2022

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Veganer Mitbringbrunch im November 2022

Gebackene Hirnmasse, Spinnenkräcker, Giftpilze, Blutheringe, grünen Glibber, Vampirbrötchen, Ringelwürmer, schwarze Katze auf Kürbis und 1000 Augen von Hamm gab es beim veganen Mitbringbrunch im Stadtteilzentrum FeidikForum in der Hammer City. Motto war nämlich Halloween und da waren sie gekommen, alt und jung, von nah und weit, gut gelaunt und alle Lust, was Veganes zu essen.

Mit oder ohne Geisteroutfit hatte jeder leckere Variationen zum veganen Buffet beigetragen, Salate, Vrikadellen, Risotto, Dipps, Aufstriche, pikante und süße gebackene Köstlichkeiten und zauberhafte Torten. Und das war dann weit mehr, als wir essen konnten, das heißt, es blieb noch einiges übrig, das wie bei jedem Brunch von der Hammer Obdachlosenhilfe zur Verteilung abgeholt wurde. Beim Brunch im Dezember geht es um den Hammer Weltladen, der sich und Produkte aus fairem Handel vorstellt.

Schwenk über das vegane Buffet am 6. November 2022

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Herbst 1848. Schwere Tage in Bremen

Leseprobe aus „Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland“:

Umtriebe gegen die „Bremer Zeitung“

Indes waren in Bremen die Kämpfe gegen die „Bremer Zeitung“ vollends ausgebrochen. Der leitende Redakteur (Theodor Althaus) wurde offen angefeindet, darauf angesprochen, wie ein Enkel von Dräseke so „heillose Sachen“ schreiben könne und provokativ gefragt, wie er sich Einheit und Republik eigentlich denke. Und es kam noch schlimmer. Mit Flugschriften und offenen Briefen agitíerte man gegen die Zeitung und speziell gegen die Artikel von Theodor Althaus. Im Tagebuch notierte er: „Das Complott brach endlich an der entscheidenden Erklärung los. Haufenweis kamen Absagebriefe im echten Bourgeoisstil. Die Principale bleich, niedergeschlagen, sahen voraus, dass die ‚Bremer Zeitung‘ für Bremen verloren sei.“

Da half es auch nicht, dass zwei mitgliederstarke Bremer Vereine sich vehement für die „freisinnige Tendenz“ der Leitartikel von Althaus einsetzten und in offenen Briefen diese Art von Pressezensur anprangerten. Der Bürgerverein äußerte sich empört über die Angriffe und Demonstrationen von Aristokraten und Reaktionären, die vor den unparteiischen Richterstuhl der öffentlichen Meinung gehörten. Schärfer formulierte der demokratische Verein. Die längst beseitigte Staatszensur werde von „jenen Finsterlingen“ als Privatzensur wieder eingeführt und die Menschen somit um die glücklich errungene Pressefreiheit gebracht.

Die Erklärungen wurden von der Redaktion wunschgeäß publiziert und am 4. Oktober 1848 in der zweiten Ausgabe der „Bremer Zeitung“ gedruckt.
Als Agitation und Boykott über die Zeitung hinaus sogar gegen die traditionelle Heyse’sche Verlagsbuchhandlung ausgedehnt wurden, entschied der Verleger, einen Schlussstrich zu ziehen und sich von der Zeitung zu trennen. Die Bremer Zeitung wurde an die Gebrüder Jänecke in Hannover verkauft, im Einvernehmen mit Theodor Althaus, der sie dort unter dem Namen „Zeitung für Norddeutschland“ weiter redigieren würde.

„Schwere Tage“, notierte er. „Durch die unsittliche Finesse und die ganze Perfidie mich indirect als Rothen zu schildern, fühlte ich die letzten Fäden reißen.“
Dem bevorstehenden Ortswechsel konnte er durchaus positive Aspekte abgewinnen. Hannover war besser an das Eisenbahnnetz angebunden als Bremen und somit erreichten die neuesten Nachrichten die Redaktion schneller als bisher. Doch so richtig wollte der Blick nach vorne und das Entwickeln von Perspektiven noch nicht gelingen. Zu tief saß der verletzende Stachel. Die bittere Enttäuschung brachte sein inneres Gleichgewicht ins Wanken. Er bekam Husten und wurde krank.

„Konnte nicht schreiben, fühlte mich mit kurzen Unterbrechungen wie todt, wie vernichtet, sah mit Grauen dem Winter und mit Ekel dem Leben entgegen.“
Trost fand er in der Korrespondenz mit seiner Cousine Minna Schmitson in Frankfurt, die er auch seinerseits trösten musste, weil ihr Vater als Angestellter bei der Bundesmilitärkommission während des Straßenkampfes am 18. September eine Verwundung davongetragen hatte: „Aber es gilt auszuharren und treu zu bleiben. Ein Frühling kommt, in Menschenwelt und in Natur wird er uns wiederkehren!“

Einige Tage später war von der Hoffnung auf Frühlingserwachen nichts mehr zu spüren. Am liebsten hätte er losgeheult, als seine Schwester Elisabeth in seinem Zimmer vor ihm stand und ihn an sich drückte. Die treue Seele war zu seinem Geburtstag (26. Oktober) nach Bremen gekommen. Sechsundzwanzig Jahre alt wurde er und kam sich vor, als hätte er das ganze Leben schon hinter sich. Selbst die Freude über das Wiedersehen mit Elisabeth konnte seine Stimmung nicht verbessern.

Ihr gegenüber gab er sich optimistisch, wusste er doch, sie würde alles der Mutter erzählen und die sollte sich keine Sorgen machen. Wie er sich wirklich fühlte, vertraute er nur seinem Tagebuch an: „Ich habe verloren, ich weiß nicht mehr zu sprechen wie sonst, seit ich so viel lese und schreibe. Ich kenne die Herzen nicht mehr so, seit ich mir selbst so wenig, so fast niemals angehöre.“

Der Umzug nach Hannover verzögerte sich, das politische Geschehen nahm unentwegt seinen Lauf. In der Frankfurter Paulskirche hatten die Abgeordneten der Nationalversammlung trotz zunehmender Fraktionsbildung noch immer ein gemeinsames Ziel, eine Reichsverfassung. Die Arbeit an den Grundrechten und einzelnen Passagen des Verfassungswerks ging voran. In Ausschüssen wurde diskutiert, bearbeitet und beschlossen.

Darüber und über den Ablauf der Sitzungen in der Paulskirche informierte die Bremer Zeitung ihre Leser regelmäßig und ausführlich, ebenso über Entwicklungen und Geschehnisse in den einzelnen Ländern.

Aus: Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland (ebook und print)

Fotos in der Bremer City am 6. September 2022

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Hermannsdenkmal

Das Hermannsdenkmal befindet sich auf der Grotenburg in der Nähe der Stadt Detmold. Es erinnert an die Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 nach Christus, als das germanische Heer unter der Führung von Arminus (Hermann) die römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus besiegte. Gebaut wurde es von Ernst von Bandel (1800-1876) in den Jahren 1838 bis zur Einweihung 1875.

Das Denkmal besteht aus tempelartigem Unterbau, Kuppel und oben darauf der riesigen Statue. In Zeiten des Vormärz und der Deutschen Revolution 1848/49 hatte die Errichtung des Werkes große Symbolkraft als Nationaldenkmal im Sinne der Bestrebungen nach deutscher Einheit und Demokratie. Heute ist es ein schönes Ausflugsziel, zumal wir wegen einer Veranstaltung zum 200. Geburtstag meines Protagonisten Theodor Althaus gerade in Detmold sind.

Da nutzen wir die Gelegenheit und fahren hoch auf den Parkplatz. Von dort wandern wir ein paar hundert Meter zum Denkmal und sehen die Statue des Hermann jetzt aus östlicher Richtung von hinten. Er zeigt nämlich mit hochgestrecktem Schwertarm nach Westen zum Rhein, der vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland einen besonderen Stellenwert hatte, weil auch Frankreich an diesem Strom interessiert war.

„Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein“ wurde in der Rheingegend gerne gesungen. Von der Westseite sehen wir dann den Hermann in seiner ganzen Größe und grünen Schönheit. Das Highlight ist dann doch, im Inneren des tempelartigen Unterbaus über eine steinerne Wendeltreppe den Rundgang mit Panoramablicken in alle Richtunge zu erreichen, über Senne und Teutoburger Wald hinweg, von Paderborn über Oerlinghausen und Lage bis Detmold.

Video vom Rundblick beim Hermannsdenkmal am 27. Oktober 2022

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Externsteine

Inmitten eines Naturschutzgebietes im Teutoburger Wald befindet sich ein beeindruckendes Naturdenkmal. Es besteht aus einer Reihe von steil aufragenden bizarren Felsgebilden in einer ansonsten flachen Umgebung. Entstanden sei es vor 70 Millionen Jahren, heißt es, Gesteinsverschiebungen durch einen Vulkanausbruch oder vielleicht ein Erdbeben.

Ja, es ist ein rätselhafter Ort, kann man sich doch jede Menge Figuren vorstellen, die zwischen den Felsspalten herumgeistern. Wir können auch hier herumgeistern und machen das auch. Zuerst steigen wir über eine in den Stein gehauene Treppe steil hinauf auf die Aussichtsplattform und schauen uns das umliegende Wanderspektakel im Wald von hier oben an. Dann geht’s auch noch auf einen zweiten Felsen.

Von hier erreichen wir auf einer luftig hohen Holzbrücke eine kleine Plattform mit Nische, rundem Guckloch und einem altarähnlichen Gebilde. Schon faszinierend diese besondere Felsformation im Teutoburger Wald.

Externsteine am 27. Oktober 2022

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In Detmold auf den Spuren von Theodor Althaus

VHS Detmold in der Krummen Straße

Anlass der Reise nach Detmold ist die Einladung zur Teilnahme an einer Veranstaltung zum 200. Geburtstag von Theodor Althaus am 26. Oktober 2022 im Vortragssaal der VHS Detmold. Vor Beginn können wir uns noch in aller Ruhe auf die Spuren des Protagonisten und seiner Zeit begeben, zumal wir einen sonnigen Herbstnachmittag erwischt haben. Daher wandern wir los beim Residenz Hotel an der Paulinenstraße die kurze Strecke zum historischen Fachwerkhaus in der Krummen Straße.

Geburtshaus von Theodor Althaus Bruchstraße 2

Durch eine Gasse gehen wir dann in Richtung der Stadtkirche, vorbei am Grabbe Café und Geburtshaus von Ferdinand Freiligrath und erreichen das Haus Bruchstraße 2, wo Theodor Althaus als Sohn des zweiten Predigers der Stadt, Georg Friedrich Althaus, geboren wurde. Ein Schild am Eingang erinnert daran. Um die Ecke und schon stehen wir auf dem schönen Marktplatz mit Rathaus, Donopbrunnen und Stadtkirche, auf deren Kanzel Theodor nach Absolvierung des Studiums der Theologie im Jahre 1843 seine erste Predigt hielt.

Marktplatz mit Rathaus

Und direkt an diesem Platz liegt auch etwas zurück gesetzt der Eingang zum alten Pfarrhaus Unter der Wehme, wohin er als Vierzehnjähriger mit seiner Familie umzog, als sein Vater in Nachfolge des verstorbenen Ferdinand Weerth Superintendent der lippischen Residenz wurde. Schilder an den zwei alten gemauerten Torpfosten erinnern einerseits daran, dass der Detmolder Autor Georg Weerth als Sohn des derzeitigen Superintendenten in diesem Hause geboren wurde.

Pfarrhaus Unter der Wehme

Andererseits wird daran erinnert, dass sich Theodor Althaus und Malwida von Meysenbug häufig in diesem Hause begegneten, zu Zeiten des Vormärz im gemeinsamen Streben nach Demokratie und Freiheit in Deutschland. Auf den Spuren von Malwida und Theodor gehen wir doch noch ein paar hundert Meter zum Stadtrand und betrachten das gut erhaltene Meysenbug’sche Palais an der Hornschen Straße, wo Malwida wohnte und sich die beiden zu literarischen Abenden im Salon trafen.

Erstaunlich, wie viele literarische Größen in Detmold geboren wurden, wie Christian Dietrich Grabbe, Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth und Theodor Althaus, die seinerzeit im lippischen Fürstentum wirkten, so auch Malwida von Meysenbug, bekannt durch ihre „Memoiren einer Idealistin“. Mit einem kurzen Gang von der Fußgängerzone durch den Schlosspark zum Schloss mit verhüllter Fassade beenden wir unseren kleinen Gang.

Meysenbug’sches Palais in der Hornschen Straße

Ein Plakat vor dem VHS Gebäude weist hin auf die „Literarische Hommage zum 200. Geburtstag von Theodor Althaus (*26. Oktober 1822)“, die nun am Abend stattfindet. Im gut besuchten Vortragssaal nimmt uns Hans Hermann Jansen mit auf eine Zeitreise in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit einer schön zusammengestellten Animation präsentiert er uns auf großem Display historische Bilder zur lippischen Residenzstadt Detmold und zu den Familien der zwei Superintendenten Ferdinand Weerth und Georg Friedrich Althaus.

Detmolder Schlosspark mit Schloss

Ja, auf den Tag heute vor 200 Jahren wurde Theodor Althaus in diesem Städtchen geboren. Maja Machalke gibt einen kurzen Überblick über seinen Werdegang vom Besuch des hiesigen Gymnasiums, Studium der Theologie in Bonn und Jena, der Liebesgeschichte mit Malwida von Meysenbug und seiner Tätigkeit als Verfasser von Zeitungsartikeln. Zwei interessante Beispiele trägt sie vor, zum einen seinen Artikel zum lippischen Fürstenjubiläum im Jahre 1845 in der Bremer Weserzeitung.

Stadtkirche auf dem Marktplatz

Der Artikel vom 13. Mai 1849 in der „Zeitung für Norddeutschland“ zur Durchsetzung der Reichsverfassung hatte böse Folgen. Tags darauf wurde er als Staatsverräter ins Gefängnis vor dem Cleverthor in Hannover eingewiesen. Meine Teilnahme an der Veranstaltung besteht darin, als Autorin der Biografie „Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland“ in einer kleinen Gesprächsrunde Fragen zu meinem Protagonisten zu beantworten. Da geht es um Theodor als Pfarrerssohn, der sich auch einen Platz als Landpfarrer hier in der Gegend hätte vorstellen können.

Auf dieser Kanzel in der Stadtkirche hielt Theodor Althaus im Jahre 1843 seine erste Predigt

Jedoch hatte er mit seinen Vorstellungen von der „Zukunft des Christentums“, das heißt einem Zusammenleben geprägt von Freiheit und Gerechtigkeit für alle Menschen, keine Chance auf eine Anstellung. Außerdem geht es um Theodor als Revolutionär, der für seine Überzeugungen und Visionen von Demokratie in Deutschland alles gab und dessen Botschaften heute aktueller denn je sind, wenn man junge Menschen daran erinnern muss, wie bitter heutige Selbstverständlichkeiten, zum Beispiel freie Wahlen, erkämpft wurden.

26. Oktober 1822: Theodor Althaus wird in Detmold geboren
Warum Theodor Althaus? (Interview mit der Autorin)
200. Geburtstag von Theodor Althaus
Texte von Theodor Althaus
Malwida von Meysenbug
Georg Weerth und Theodor Althaus am Rosenmontag 1841 in Köln
Nordischer Wintergarten. Gedichte für Malwida
Januar 1849 Grundrechte des Deutschen Volkes
28. März 1849: Reichsverfassung
Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland (ebook und print)

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Schloss Oberwerries, Tante Malchen, Uentrop

Nepomuk beim Schloss Oberwerries

Am 1. November vorheriger Jahre hatten wir auch schon andere Temperaturen gesehen als 17° und Sonnenschein. Dieses Wetter lockt uns heute zu einer Hamm Radtour, das heißt zunächst an die Gewässer der Innenstadt, über Lippe und Kanal, über die Adenauerallee entlang des Datteln-Hamm-Kanals bis zur Fährstraße. Nach der Überquerung radeln wir in der Lippeaue vorbei am Schloss Heessen zum nahegelegenen Schloss Oberwerries mit dem Brückenheiligen Nepomuk an der Gräfte.

Tante Malchen im Wald bei Dolberg

Nach Fotostopp geht’s über die Dolberger Straße hinweg durch ein Wäldchen und Felder über Dolberg und Ostdolberg in den Wald zum Stopp bei Tante Malchen, zurzeit geschlossen. Über die Zollstraße gelangen wir in den Ortskern von Uentrop mit schöner kleiner Dorfkirche, eine richtige Entdeckung. Parallel zur Lippestraße gelangen wir nach einigen Kilometern auf die Zechenbahntrasse von Ahlen zum Datteln-Hamm-Kanal und da sind wir doch schon wieder auf unserer Route Go West, ab Schleuse Werries auf der Adenauerallee, wo wir die Rückfahrt noch mal unterbrechen.

Wassersportzentrum auf dem Schleusenplatz

Warum? Weil wir erst mal ordentlich staunen müssen über gefühlt hunderte geparkte Fahrräder beim gut besuchten R-Café im Wassersportzentrum auf dem Schleusenplatz an der Kanalkante. Durch Schweinemersch und neuem Radweg in der Lippeaue sind wir flugs zurück im Hammer Norden.

Walters Track zur Radtour zu Tante Malchen am 1. November 2022

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Westerwinkel Ende Oktober

Kapelle und Einfahrt zum Schloss Ermelinghof

Sommerliche Temperaturen am vorletzten Oktobertag sind einerseits ein Zeichen für verhängnisvolle menschengemachte Erderwärmung, andererseits locken sie zu einer sonntäglichen Fahrradtour. Schloss Westerwinkel ist mal wieder unser Ziel. Über Killwinkel und Kötterberg, Stopp beim Schloss Ermelinghof geht’s beim Bahnhof Hamm Bockum-Hövel ab in den Klostermühlenweg, weiter entlang der Bahnlinie Hamm-Münster durch Felder und Wiesen über die Lipperandstraße hinweg nach Herbern.

Schloss Westerwinkel mit Gräfte

Jetzt noch die Autobahn A1 überqueren und Schloss Westerwinkel erreichen, im schönsten Sonnenschein. Nach Päuschen auf „unserer“ Bank am Golfplatz, heute sogar mit aktiven Golfer*innen, radeln wir zurück über die A1, um Herbern herum durch Felder, Wiesen, Wäldchen, Oberholsen und Barsen zum Klostermühlenweg. Entlang der Geinegge und zwischen den (zu!) hohen Zäunen einer Sportanlage radeln wir über den Bockumer Weg zur Kornmersch im schönen Hammer Norden.

Walters Track zur Radtour zum Schloss Westerwinkel am 30. Oktober 2022

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