Ein Programm von „Ballet of Difference“ von Richard Siegal hatten wir vor einigen Monaten im Depot 1 vom Schauspiel Köln im Schanzenviertel in Köln-Mülheim gesehen und waren gespannt auf „New Ocean“, in der Spielzeit 2019/2020 in Köln aufgeführt und jetzt wiederholt. Inspiriert ist es von einem Projekt des Tanzkünstlers Merce Cunninghams, der zusammen mit John Cage ein choreografisches Werk mit dem Titel „Ocean“ plante.
Weil Cage während der Vorbereitungen starb, wurde es nicht vollendet. Für Richard Siegal bedeutete es eine Inspiration für das Projekt „New Ocean“, in dem er die ökologischen Gegebenheiten unserer Zeit tänzerisch auf die Bühne bringt. Mittelpunkt ist ein großer Kreis zwischen drei hohen weißen Wänden. Zwölf Tänzer*innen agieren in ihm, allein, zu zweit, zu dritt, in losen Gruppen, um ihn herum in teils eleganten, teils bizzarren Bewegungen, teils liegend, teils in skurril erstarrten Figuren.
Jeder tanzt für sich allein, im ersten Teil in völliger Stille, selten unterbrochen von Fußstepps, kurzen Tongebilden aus der Musikanlage und kleinen von der Decke herabwabernden Nebelschwaden. In jedem Fall hohe Tanzkunst. Nach der Pause wird’s lebendiger, mit mehr Geräusch und Musik, der weiße Kreis bekommt allmählich dunkle Flecken, wohl Symbole für das Abschmelzen der Pole. Apokalyptisch geht’s weiter und mit fruriosem Effekt wird die Szenerie aufgelöst.
„New Ocean“ am 27. März 2024 im Depot 1 in der Schanzenstraße in Köln-Mülheim
Ballet of Difference „Noise Signal Silence“ beim Schauspiel Köln am 29. Oktober 2023