Unsere „Nacht der Industriekultur“ beginnt um kurz nach fünf am Hammer Bahnhof mit der Bahnfahrt nach Dortmund. Die „Kokerei Hansa“ ist unser Ziel. Ein Sonderbus bringt uns vor das Eingangstor, von wo wir uns langsam vorwärts tasten, ein Ensemble von dicken rostbraunen Rohren betrachten und die Metallstufen zu einer großen Maschinenhalle nehmen. Der Begriff Schwerindustrie bekommt für mich plötzlich eine Dimension, wenn ich mir vorstelle, dass diese Metallriesen bis zum Jahre 1992 niemals still gestanden haben. Kohle aus dem gesamten Ruhrgebiet wurde hierher transportiert und daraus Koks für die Hochöfen der Stahlindustrie hergestellt. Tag und Nacht, die Öfen durften nicht kalt werden. Ein Mann gibt geduldig Informationen, aber ich muss ja nicht alles verstehen. Faszinierend genug, auch dann um die gesamte Anlage herumzuwandern, hier und da stehen zu bleiben und einen eisernen Giganten zu fotografieren, der aus üppigem Grün keck in den Himmel ragt.
Nach kleiner Stärkung am Sushi- und Burgerstand geht’s zurück und weil auf dem Weg zum Hauptbahnhof der Bus am Brauereimuseum hält, nehmen wir es noch mit ins Programm. Es befindet sich auf dem Gelände der „Dortmunder Actien-Brauerei“, wo noch Bier gebraut und gleichzeitig die Brautradition der Stadt Dortmund und des Ruhrgebiets und der Bierkonsum vor dem Jahr 1950 und früher dokumentiert wird. Schön nostalgisch die Ausstellung, ein ganzer Reigen von historischen Werbeplakaten und Bildern sowie kleinen und großen Exponaten wie historische Bierflaschen und -kisten, das knallrote Bierauto, ein wahres Schmuckstück, und ein überdimensionales Bierfass im Kellergeschoss. Zum Abschluss holen wir uns ein Gläschen am Bierstand und hören den DJs zu, die eine Pause im Livemusikprogramm überbrücken.
Weiter geht unsere „ExtraSchicht“ mit Bus, Bahn und Auto nach Hamm Herringen zum „CreativRevier Heinrich Robert“. Diese ansonsten nicht zugängliche Location kennen wir schon vom vergangenen Jahr. Da wurde sie noch „Bergwerk Ost“ genannt. Und in diesem stillgelegten Bergwerk, das sich jetzt in der Dunkelheit in bunten Leuchtfarben präsentiert, hat bis zum Jahre 2010 ein Mann gearbeitet, der uns in einer kleinen Gruppe, jeder Teilnehmer mit Helm ausgestattet, durch die Anlagen führt, Informationen über Gebäude, Förderanlagen und Schächte gibt und aus dem Nähkästchen plaudert. Anschließend erreichen wir über eine Hintertreppe das Verwaltungsgebäude mit großer Halle, in der die Kumpel sich seinerzeit umgezogen und ihre jeweilige Kleidung in Drahtkörben unter die Decke gezogen haben. Hier gibt’s auch Informationen zum Kulturprojekt „CreativRevier Heinrich Robert“, das in den nächsten Jahren nach und nach realisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. „Aus Kohle wird Kultur“, heißt das Motto. Einen Vorgeschmack bekommen wir schon auf dem Platz zu Füßen des Hammerturms mit Livemusik auf großer Bühne und anschließender Laserpräsentation.
„ExtraSchicht. Die Nacht der Industriekultur“ am 24. Juni 2017