„Erobere dir die Straße zurück“ steht auf dem T-Shirt einer Mama von zwei Zwergen auf ihren Kinderrädchen, gut behütet zwischen Mama und Papa mit Rucksack auf der Kidical Mass vom Marktplatz auf dem Weg zum Sportzentrum im Hammer Osten. Und auf der Kreuzung beim Allee Center kommt noch ein Papa angeflitzt, hoch oben auf einem Doppelrad und unten radelt der kleine Fratz auf neuem Kinderrad.
Sehr cool der neongelbe Helm, die Fahrradhandschuhe und Sonnenbrille mit rotem Rand, dicht gefolgt und umsorgt von Opa Wilhelm. Veranstalter und Teilnehmer der Kidical Mass wollen, dass sich alle Kinder und Jugendlichen sicher und selbständig mit dem Fahrrad auf unseren Straßen bewegen können. Bei dieser Demo können sie das. Nach dem Motto „Straßen sind für alle da“ sind Babys und Kleinkinder in Fahrradanhängern oder auf Lastenrädern dabei.
Dazwischen strampeln kleine und große Kinder, Mamas, Papas, Omas, Opas, Tanten, Onkel und Freunde, wie die Fahrradfreunde Hamm von der gleichnamigen Facebookgruppe. Laut und schön bunt zieht die Schlange durch die Straßen von Hamms City, wo sonst dichter Verkehr fließt, mit Bannern, Fahnen, Plakaten, bunten Ballons, Fahrradsongs aus Lautsprechern, prima gesichert und begleitet von der Hammer Polizei.
Wann darf man sonst schon mal bei Rot über die Ampel fahren? Die Kidical Mass Route führt über Norden- und Westenwall, Westring, Goethestraße, durch die Bismarckstraße zum Hammer Rathaus. Da gibt’s ein Statement des Veranstalters, dem ADFC Hamm (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club), sowie kurze Reden vom VCD Ortsverband (Verkehrsclub Deutschland) und der Hammer Stadtschulpflegschaft.
Sie erinnern daran, dass wir alle Verantwortung für die Sicherheit unserer Kinder haben. Ja, Radfahren ist gesund und umweltfreundlich, aber auch gefährlich. 28 verletzte Kinder bei Radunfällen im vergangenen Jahr in der Stadt Hamm sind Grund genug, viel mehr für die Sicherheit
zu tun. Eine Petition mit Forderungen wird einer Ratsfrau der Stadt übergeben. Da geht es um deutlich breitere und von der Autostraße getrennte Radwege.
Außerdem werden „echte“ Fahrradstraßen ohne Autoverkehr gewünscht, kindersichere Querungen und Kreuzungen, Tempo 30 Zonen in vielen Bereichen der Innenstadt, vor allem aber vor Schulen und Kitas. Im Sinne dieser Forderungen solle die Stadt spürbar mehr Maßnahmen für die Mobilitätswende auf den Weg bringen, das heißt im öffentlichen Raum weniger Platz für das Auto, dagegen mehr Freiräume zum Spielen, zu Fuß gehen, zum Treffen mit Nachbarn und für den Radverkehr. „Wir fordern die Stadt Hamm auf, ihre vorhandenen Handlungsspielräume besser zu nutzen“, meint der verkehrspolitische Sprecher des ADFC Hamm. Weiter geht’s über Hesslerstraße und Ostenallee zum HSV Casino im Hammer Osten zum Ausklang mit Bratwurst, Getränken und Zaubershow.
Kidical Mass Hamm am 6. Mai 2023