Nach einem Sommer, der nicht enden wollte, begann diese Reise an einem useligen Novembertag. Auf den Kanaren gibt’s ja das ganze Jahr über Sonne satt mit Durchschnittstemperaturen um die 20°. Ein günstiger Flug war schnell gebucht. Für die weitere Planung bekamen wir Hilfe im Reiseführer von Dieter Schulze. Seine Gran Canaria Reisen beginnen am Aeroporto Las Palmas mit dem Linienbus Nr. 60 zum Playa de Las Canteras, dem Strand der Inselhauptstadt. Diese Information half uns. Das erste canarische Frühstück gab’s im Apartamento „Marsin Playa“ mit Meerblick.
Die schöne Promenade direkt unter unserer Terrasse füllt sich allmählich mit Leben. Sie tragen ihr Surfbrett in die Brandung, legen die Anziehsachen auf den Strand und laufen ins Wasser, gehen ins Smartphone sprechend zum Date oder zur Arbeit, schieben Wheelchair oder Kinderwagen, alles da, Badelatschen und Highheels, Steppjäckchen und Trägertops, Rucksäcke und Handtäschchen. Und schwupps sind wir auch mittendrin und gehen mal zunächst in die östliche Richtung entlang an Läden, Restaurants, Bistros, Bars bis zur Playa de El Confital, wo wir merken, dass wir auch besser ein Rucksäckchen mitgenommen hätten, weit und breit keine Einkehrmöglichkeit. Dafür schön ruhig in die Brandung schauen, den Gemeindearbeitern beim Unrat entfernen zusehen, dann durch Gässchen und Creativecken zurück gehen. Später kehren wir bei „Racimo16“ in der Nähe vom Plaza de Espagna ein, KarottenIngwersuppe und Kichererbsenpfännchen.
Unsere Playa befindet sich im Stadtteil Santa Catalina. Von der Bushaltestelle am gleichnamigen Park fahren wir heute mit dem gelben Stadtbus Nr. 12 in die City bis San Telmo und befinden uns in unmittelbarer Nähe der Altstadt von Las Palmas. Mittelpunkt ist die Kathedrale Santa Ana. Das Kircheninnere, den Innenhof und die kleine Ausstellung besichtigen wir. Vom Turm aus haben wir dann einen Rundumblick auf Vegueta, Hafen und die dichte Häuseransammlung zum Gebirge hin. Anschließend reicht es noch zum Besuch des Museums in der Casa de Colon, das dem Seefahrer Kolumbus und dessen Entdeckungen gewidmet ist. Auf seinen Reisen soll er im Hafen von Gran Canaria geankert und in diesem Hause einige Tage verbracht haben. Lunchtime machen wir dann bei Hierba Luisa in der Nähe der Markthalle.
Wir befinden uns ja ganz im Norden der Insel. Heute fahren wir mit dem Linienbus zur Touristenhochburg im äußersten Süden von Gran Canaria bis zum Leuchtturm von Maspalomas. Dort bummeln wir ein bisschen auf dem Boulevard und im Kommerzbereich, dann wandern wir ein paar Kilometer entlang der berühmten Dünen ins Zentrum. Nach einigem Suchen finden wir beim Inder ein stilles Plätzchen für fein zubereitete Speisen, eine Kombination von Spinat und Kartoffen sowie ein leckeres Gericht mit grünen Erbsen, dazu bunten Reis und Naanbrot. Dann nix wie zurück in den Norden zu unserer multikultigen Playa de Las Canteras, wo wir dann noch im Promenadenstrom bis zum westlichen Ende von Las Canteras laufen, einem Strandbereich mit heftiger Brandung, an der die Surfer ihre Freude haben und wir beim Warten auf den einen oder anderen erfolgreichen Wellenritt.
Dann wird’s ernst. Mit Wanderschuhen, Rucksack und Stöcken ziehen wir los, wieder mit der gelben 12 über Santa Catalina nach San Telmo und von dort mit dem blauen Bus der Linie 311 nach Bandama. Dieses Örtchen liegt am Rand eines großen Vulkankraters, um den ein schöner Wanderweg herumführt. Die Ausblicke sind einfach faszinierend, nicht nur die in das grün bewachsene Kraterinnere bis auf den Grund, an dem sich ein kleiner Bauernhof befindet, sondern auch zurück auf das kleine Örtchen, den Pic Bandama und auf die Hauptstadt Las Palmas mit dem Hafen. Die Tour ist zwar einfach, aber auch ein bisschen schweisstreibend. Deshalb gibt’s zwischendurch ein schattiges Rucksackpäuschen. Nach einer guten Stunde stehen wir wieder an der Bushaltestelle.
Agaete ist unser nächstes Ziel. Auch dieses erreichen wir mit einem der blauen Linienbusse mit Zwischenstopp in Galdar. Im beschaulichen Hafen von Agaete gibt’s hin und wieder Fährbetrieb zwischen Gran Canaria und der nächstgelegenen Kanareninsel Teneriffa, deren Silhouette und Berg Teide schön zu sehen sind. Auf einem Wanderweg gelangen wir auf eine Anhöhe und schauen auf die Stadt, das Tal, die Küste und hinunter auf den Hafen.
Erstaunlich, wie viele Touren man auf Gran Canaria mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen kann. Vor allem von Einheimischen in den Dörfern wird dieses System intensiv genutzt. Nach ein paar Tagen kennen wir uns auch schon prima aus und erreichen auch ohne Leihauto den 10 Kilometer von Las Palmas entfernten „Jardin Canario“. Einen botanischen Garten wie diesen habe ich noch nicht gesehen. Mit schön angelegten Wegen und Treppen zieht er sich durch eine Schlucht. Er soll Pflanzenarten enthalten, die nur in diesem Gebiet wachsen, endemische nennt man das wohl. Auffallend ist die Menge der Drachenbäume, auf anderen Kanareninseln die Attraktion schlechthin, in diesem Garten so was wie Normalität. Wir haben den oberen Eingang gewählt und wandern weit hinunter bis zum Ausgang der Barranco bzw. unteren Eingang. Die nächste Bushaltestelle ist allerdings im nächsten Dorf etliche hundert Meter entlang der Straße, zum Teil ansteigend. Naja, geht schon.
Im über 500 Meter hoch gelegenen Bergdörfchen Teror soll vor etlichen Jahrhunderten einem Bischof die Jungfrau Maria erschienen sein. Die Wallfahrtskirche mit der Statue „Virgen del Pino“ erinnert an dieses Geschehen. Ein Bischofspalast hinter dem Kirchengebäude und schöne Häuser mit fein geschnitzten Holzbalkonen zeugen von der einstigen Bedeutung des Ortes, der heute als religiöses Zentrum von Gran Canaria gilt.
Am letzten Tag unserer Reise wollen wir noch einmal die Vegueta besuchen. Zunächst machen wir ein Gängelchen durch die Markthalle bevor sie um 14 Uhr schließt. Voll ist es hier und richtig schön bunt an den Ständen mit einem reichhaltiges Angebot von Gemüse, Kräutern, Nüssen und Obst. Das naheliegende „Museo Canario“ präsentiert eine umfangreiche Sammlung von archäologischen Funden. Da gibt es Werkzeuge, Keramik und Kleidung sowie Nachbildungen von Höhlen, Wohnungen und einen großen Saal voller Totenschädel, Skeletten, Gebeinen, Mumien und Gräbern. Sehr gut gefällt mir die Bibliothek, in der ich prima Informationen zur Geschichte der kanarischen Inseln in deutscher Sprache finde. Gerne würden wir danach noch bei Luisa lunchen, doch die hat geschlossen. So fahren wir zurück und bekommen vegane Pasta mit Avocados bei „Al Maccaroni“ auf der Promenade unserer Playa de Las Canteras.
26. November bis 5. Dezember 2018