„weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“

Mit Rucksack und Zelt gelangen sie von Freiburg aus zu Fuß und per Anhalter nach Russland, Kasachstan, Tatschikistan, Georgien, Mongolei, Sibirien, Iran, Nepal, Pakistan, Indien, China, Japan, Mexiko, Spanien. Der Film dokumentiert Gwens und Patricks faszinierende Reise zu Metropolen, endlosen Wüsten, weiten Wäldern, schneebedeckten Gipfeln von Ost nach West, rund um die Welt. So toll erzählt, erklärt und gefilmt. Ich bin beim Abendessen in der Jurte dabei, hoch in den Bergen beim Nomaden mit seinem Kamel, mit dem Fernfahrer auf der unbefestigten Straße in Tatschikistan, friere mit, wenn das grüne Zelt zuschneit, warte und bange mit, wenn in den entlegensten Gegenden stundenlang kein Auto kommt, lache mit, wenn die zwei überall von den Menschen herzlich empfangen werden. Nach dreieinhalb Jahren und vielen tausend Kilometern kommen sie als kleine Familie zurück und resümieren: „Was am Ende bleibt, ist die Erfahrung, dass es sich lohnt zu vertrauen.“

„weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ am 13. Januar 2018 im Cineplex Hamm

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Ins neue Jahr an der Mosel: „zukunft vegan“

Die Gäste kamen aus Hamburg, Berlin, Wolfsburg, Frankfurt und Oberhausen und wollten an der Mosel den Jahreswechsel feiern. Warum an der Mosel? In Zeltingen Rachtig gibt’s ein Hotel, das vom Frühstücksbuffet oder Brunch bis zum Mehrgängemenü ausschließlich vegane Speisen anbietet. Und warum vegan? Da gibt es verschiedene Gründe. Bei einigen wurden Erkrankungen wie Allergie, Athrose, Rheuma und Gicht durch die Ernährungsumstellung geheilt. Andere haben erlebt, wie einer Kuhmutter die neugeborenen Kälbchen weggenommen wurden, um an die Milch zu kommen. Und alle haben die Massentierhaltung mit all den fatalen Folgen wie Medikamente in der Tiermast, Gensoja im Futter, multiresistente Keime gründlich satt.
„Great balls of Veier“ war das diesjährige Silvestermotto von Johannes Nicolay, der Hotel und Gastronomie in der fünften Generation betreibt und sich als Veganchef in der Küche wahre Zaubereien ausdenkt. Sechs Gänge hatte er kreiert. Dem „Vegei mit Trüffelcreme auf Kartoffelstroh und Friséesalat“ folgten „Karotten-Ingwerschaum mit pikanten Goldleinsamenbällchen“, „Süsslupinen-Kichererbsensoufflée und Butterrüben auf Rote Bete Risotto“, „Mango-Himbeer Sorbet“, „Paprika-Dinkel-Saitan im Chicorée mit Kartoffelmousse und Jus“ und „Gratiniertes Geschmacks Feuerwerk Parfait“ zum Dessert.
Wie schön auch, dass die Gäste auf der Moselterrasse das Jahr 2018 bei einer feinen Show mit leuchtend kreisenden Bällen, Keulen und Fackeln und dem Leuchtmotto „zukunft vegan“ begrüßen konnten.

Silvestermemü im Hotel Nicolay 1881 in Zeltingen-Rachtig an der Mosel

Johannes Nicolays Silvesterarrangement 2016/17 „future is vegan“

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Hanak im Söckchen

„Dat muss Kölle sin“, wenn ich vom Heumarkt die Markmanngasse runter zum Rhein gehe und mich vor der kleinen Bühne im „Altstadttheater im Söckchen“ durch die Menge wühle, um „Hanak“ live zu erleben. Micha Hirsch und seine Musiker hatten zum Jahresabschlusskonzert eingeladen. Und diesmal war es ein ganz besonderer Abschluss, eine kleine Zeitreise, denn „Hanak“ feiert 2018 ihr Zehnjähriges. Zehn Jahre Lieder von der schönen Stadt am Rhein mit Dom, Veedeln, Haien, FC, der fünften Jahreszick und ganz viel Gefühl. Aus dem umfangreichen Repertoire hatten die „Hanaken“ eine schöne Setlist für einen langen Abend zusammengestellt, einschließlich der brandneuen Songs „Wenn de Sunn objeit“, meinem Highlight „Wenn ich jonn“ und dem allerersten von Micha geschriebenen Lied: „Dat muss Kölle sin“. Mitsingen, mitschunkeln, zuhören, träumen und gespannt sein auf „Hanaks“ Jubiläumsjahr.

Hanak im „Söckchen“ hören? … Wenn de Sunn umjeit

„Hanak“ im „Altstadttheater im Söckchen“ in Köln am 16. Dezember 2017

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Van Gogh Museum in Amsterdam

Amsterdam hat schöne Bistros, die Spiegelgracht und den Museumsplein mit Van Gogh Museum. Mit Ticket auf dem Smartphone kam ich ohne Schlange stehen direkt hinein in das großzügige Foyer. Die Sonderausstellung „Nederlanders in Parijs. 1789-1914“, gut kuratiert und schön gestaltet, hätte eigentlich schon für ein paar Stunden gereicht. Jongkind, Van Spaendonck, Van Dongen, Mondriaan und natürlich Vincent Van Gogh. Doch zur anschließenden Zeitreise zu den Highlights dieses Künstlerlebens in der ständigen Ausstellung reichte es noch. Die Kartoffelesser in der dunklen Hollandstube, die Sonnenblumen, das gelbe Haus in Arles, Selbstbildnisse, weite Felder in Auvers und die Mandelbaumblüten, die er im Frühling 1890 seinem Bruder Theo zur Geburt seines Sohnes Vincent geschenkt hat, ein paar Wochen vor seinem Tod.

Amsterdam am 11. November 2017

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„Schöner floskeln mit Professor Porombka“

Sprachmüll? Phrasen? Wertlos? Inhaltsleer? Oberflächlich? „Da ist noch Luft nach oben“ ist der Titel einer Publikation im Dudenverlag. „Schöner floskeln mit Professor Porombka“. Stephan Porombka hat das Buch geschrieben, Professor an der Universität der Künste Berlin und mir bekannt für seine unglaublich gewitzten Postings bei Twitter. Die Floskelei ist ja weit vielfältiger als ich dachte. Da gibt es Beispiele für Schleimfloskeln, Blockierfloskeln, Schlaufloskeln, Motivationsfloskeln, alle mit professorischen Erläuterungen. Ist das Kunst oder kann das weg? Auf keinen Fall weg. Professors Floskelei ist ein schönes handliches Büchlein zum Lesen zwischendurch und zum Verschenken. Wie cool ist das denn?

Stephan Porombka, Da ist noch Luft nach oben. Schöner floskeln mit Professor Porombka, Dudenverlag Berlin

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„textwürfel“ von Andreas Bülhoff

Auf einem Büchertisch der Buchhandlung Peters in der Hammer Oststraße befindet sich zurzeit zwischen den ausgestellten Büchern ein außergewöhnliches Textobjekt. Andreas Bülhoff hat es geschaffen. Der Text befindet sich auf schwarzen Würfeln, alle gleich groß und fein gestapelt zu einem großen Würfel. Doch nicht ganz: Ein Element hat der Autor ein bisschen separat gestellt. Vielleicht, um zu zeigen, dass die verdeckten Seiten der Würfel auch bedruckt sind, und zwar mit je 8 Wörtern aus je 4 Buchstaben, weiß auf schwarz. Ich gehe um das Textobjekt herum. Alles schön geordnet. Eigentlich sieht es von allen Seiten gleich aus, doch jedes Wort kommt nur einmal vor. „nagt“, „tags“, „flugs“, „west“, „flug“, „mess“, „grob“, „dort“, lese ich auf der ersten Seite. Steckt ein System dahinter? Wo kann ich andocken?

Andreas Bülhoff bezeichnet sein Werk als „Listengedicht, mit dem sich Textideologien (wie Narrativität, Linearität, Kausalität etc.) überlisten lassen“. Es besteht aus 8 Würfeln mit 384 unterschiedlichen 4-buchstabigen Wörtern, die um das „unsichtbare Innere“ der einzelnen Würfel (Blackboxes) kreisen. Der Text sei also gleichermaßen lesbar und unlesbar, „ein sperriger Coup de Dès“, erläutert der Autor.
Und was mache ich nun als Leser mit so einer mehr zufällig zusammengewürfelten oder auch arrangierten Ansammlung von Wörtern? Nun, ich kann Wörter zusammenfügen, zueinander in Beziehung setzen, Zusammenhänge finden, Geschichten träumen, Szenen durchspielen. Ja, spielen mit Wörtern. Faszinierend in jedem Falle.

„textwürfel“ von Andreas Bülhoff in der Buchhandlung Edmund Peters, Oststraße 28 in Hamm am 28. November 2017

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„Zeit für Stille“

In der U-Bahn Station der 42nd Street in New York sitzt ein Mann mit Gitarre. Er hält sie im Arm, beugt sich hinunter zu den Saiten und spielt. Eine Bahn braust herein auf das linke Gleis, unmittelbar danach eine zweite auf das rechte Gleis. Da ist nur noch Lärm. Eins von vielen Bildern, die ich aus Patrick Shens Film „Zeit für Stille“ mitnehme, die stark befahrene Straße direkt neben den Unterrichtsräumen einer Schule, das Flugzeug im Landeanflug über dem Dach eines Wohnhauses, das Volksfest in der indischen Metropole Mumbai, dagegen die Schweigeminute mit tausenden Schweigern, die Baumgruppe im Wald, Mondlicht im stillen Gewässer, die New Yorker Kneipe, in der nur geflüstert wird, tonlose Komposition 4’33“ von John Cage, Teezeremonie in Kyoto und die Erkenntnis: wo niemand redet, kann niemand dominieren.

Nach Schnupperrunde durch das Gedränge zwischen weihnachtlich geschmückten Läden und Ständen der Dortmunder Fußgängerzone hatte die kleine Wanderung entlang der Münsterstraße in der Nordstadt an diesem ersten Adventssamstag für mich einen besonderen Stellenwert. Flucht aus der vorweihnachtlichen Kommerzhektik. Hier im Programmkino „Roxy“ schien die Welt stehen geblieben zu sein, obwohl der große Projektor im Foyer längst von modernen Geräten abgelöst wurde. Und welche Wohltat, in einem der roten plüschbezogenen Kinosessel zusammen mit vier anderen Besuchern in Ruhe zu warten auf „Zeit für Stille“.

„Zeit für Stille“ am Samstag, dem 2. Dezember 2017 im Roxy Kino, Münsterstraße 95 in Dortmund

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„Der böse Expressionismus“

„Der böse Expressionismus. Trauma und Tabu“. Die derzeitige Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld eröffnet mir eine spezielle Sichtweise auf diese Epoche zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Rigide Normen, vor allem tabuisierte Sexualität wurden von vielen Künstlern als Trauma empfunden. Ich stehe vor Bildern mit nackten Menschen in Ateliers und in der Natur, weibliche Brüste und Intimbereiche provokant hervorgehoben. In einem Raum werden Skizzen von Ernst Ludwig Kirchner gezeigt, in denen er detailliert sexuelle Handlungen und Praktiken darstellte. „Oft stand ich mitten im Coitus auf, um eine Bewegung, einen Ausdruck zu notieren“, lese ich im Banner an der Wand. Rebellieren, provozieren, und das möglichst drastisch. Dieser „bösen“ Lust an der Zerstörung der steifprüden Bürgerlichkeit schien der Ausbruch des ersten Weltkrieges zunächst entgegen zu kommen. Das änderte sich mit zunehmenden Kriegsschrecken. Kirchners „Selbstbildnis im Morphiumrausch“ (1917) zeigt ihn mit völlig zerstörten Gesichtszügen, George Grosz malte sich selbst als Dandy im Bordell mit weißem Gesicht und Skelett, „Der Liebeskranke“ (1916), Hans Richter schuf sein „Visionäres Portrait. Ekstase durch Verzweiflung gefährdet“ (1917).

Besuch der Kunsthalle Bielefeld am 26. November 2017

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Unterwegs mit Maurenbrecher

„Stein im Schuh“ und trotzdem weitergehen. Geschichten vom Unterwegssein und von schönen, teils skurrilen Begegnungen erzählte der Berliner Songpoet am Klavier gestern in Kamen. Themen der gegenwärtigen Diskussion in Politik und Medien, schräge Typen, groteske Situationen. Manfred Maurenbrecher machte sie lebendig, mit flinken Fingern auf den Tasten, einzigartigem Humor und in jedem Falle voller Power. Das Programm umfasste Lieder und Geschichten aus den Siebzigern bis zu denen aus seinem soeben erschienenen Album „flüchtig“. Reisen, Flucht, Vorbehalte gegenüber Fremdem, schöne Erlebnisse. Der alte Fuhrmann in Trinidad, blauäugiges Mädchen auf der schrägen Straße in Jugoslawien, Hommage an einen verstorbenen Musiker auf dem Festival in Arizona, der Mann und sein altes Fahrrad. Zwei Songs haben es sogar auf Platz 1 und 2 der Bestenliste der deutschsprachigen Liedermacher geschafft. „Zu früh“ und „Wie weit kann man gehen“. Daumen hoch für Manfred Maurenbrecher und hoffentlich bald wieder eine Gelegenheit, ihn live zu erleben.

Manfred Maurenbrecher am 25. November 2017 im Freizeitheim Kamen mit seinem „Programm vom Unterwegssein“ und neuem Album „flüchtig“

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„Das Alte Köln“

Von der Hohenzollernbrücke aus gehe ich ein Stück Rheinpromenade in nördliche Richtung, lasse St. Kunibert links liegen und überquere das Konrad-Adenauer-Ufer. Am Thürmchenswall sind es nur ein paar Schritte bis Nr. 76. Hier kann ich den Kalender „Das alte Köln“ abholen. Und da stehe ich mit Siegfried Glos in seinem großen hellen Atelier und komme aus dem Staunen nicht heraus. Eine Auswahl seiner wunderbaren Bilder hängt da im Original. Köln im Mittelalter. Die Stadtmauer mit Torburgen, Wehrtürmen und Windmühlen. Stein für Stein, mit unbeschreiblich vielen Details. Ich möchte gar nicht aufhören zu fragen. Geduldig erklärt er mir alles. Auch wie er vor fast zwanzig Jahren dazu kam. Das Schaafentor wollte er malen und erkannte, dass er so gut wie nichts über die mittelalterliche Stadtmauer wusste. Im Stadtarchiv, seinerzeit am Waidmarkt und noch nicht eingestürzt, bekam er Material, das ihn informierte und inspirierte. Die Kopie eines Planes der gesamten Stadtmauer im Jahr 1882 zeigt er mir. Inzwischen hat er 54 Bilder gemalt, einige hier an der Wand, viele in einer Ecke zusammengestellt und ein herrliches Panorama am Rhein befindet sich auf der Staffelei, noch nicht ganz fertig, doch schon ein Meisterwerk.

Als ich auf dem Weg zum Bahnhof zurückblicke zum Thürmchenswall, wird mir klar, dass sich im Mittelalter dort die Stadtmauer befand, rechts unten am Rhein der Kunibertsturm, links in westlicher Richtung das Eigelsteintor, Gereonswall und so weiter. 9 Kilometer lang war das mächtige Bauwerk, das nach 1882 abgerissen wurde und von dem der Nachwelt nur noch wenige Spuren erhalten geblieben sind. Ich hoffe mit Herrn Glos, dass seine gigantische Rekonstruktion als Gesamtzyklus dauerhaft in Köln präsentiert wird. Im Gepäck hab ich nicht nur den Kalender für 2018, sondern auch den Katalog zur großen Ausstellung des Kölner Stadtarchivs im vergangenen Jahr, eine DVD „Das Alte Köln. Die Stadtmauer von 1180. Eine Annäherung“ und Flyer zu Stadtführungen, die Siegfried Glos für kleine Gruppen in seinem Atelier macht und anhand seiner Gemälde „Historie und Histörchen“ zur Stadtgeschichte „verzällt“.

Besuch im Atelier von Siegfried Glos in Köln Thürmchenswall 76 am 16. November 2017

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