Radtour durch Holland

Wesel-Datteln-Kanal bei Datteln

So 10. Juli. Um in Holland zu radeln, müssen wir vom Hammer Norden aus erst einmal dahin kommen. Wir entscheiden uns für die Römer-Lippe-Route und verlassen das Hammer Stadtgebiet über Kornmersch und weiße Brücken auf dem Mitteldamm zwischen Lippe und Kanal über Stockum nach Werne. Weiter geht’s in westliche Richtung zum Kurzstopp beim Cappenberger Schloss. Nach Bork führt die Route entlang des Wesel-Datteln-Kanals.

„Dat Lohmännken“ in Haltern am See

Die führt uns direkt in die City von Haltern am See. In der Pension Abendroth haben wir ein schönes großes Zimmer mitten in der Altstadt und können uns erst einmal großzügig ausbreiten. Veganen Burger, Salat und Pommes mit veganer Mayo bekommen wir im Café Extrablatt. Beim abendlichen Gängelchen durch die Sträßchen treffen wir noch auf einem Steinsockel „Dat Lohmännken“, eine Sagengestalt, der allerlei Schabernack nachgesagt wird. Till Eulenspiegel lässt grüßen.

Hier bei Wesel fließt die Lippe in den Rhein

Mo 11. Juli. Go West heißt die Richtung. Zum Teil entlang des Wesel-Datteln-Kanals, der Lippe, Lippeauen, Mitteldamm zwischen beiden Gewässern tangieren wir die Orte Dorsten, Schermbeck, Gartrop mit Wasserschloss, Hünxe und erreichen die Zitadelle von Wesel und nach Picknickpause bekommen wir auf einer Brücke das volle Panorama der Mündung der Lippe in den Rhein. Bis Xanten begleitet uns dieser große Strom mit immer wieder schönen Ausblicken wie beim Fähranleger nach Bislich.

Kreuzgang von St. Viktor in Xanten

Doch wir wollen weiter nach Xanten und sind nach kurzer Fahrt mitten in der City. In der Nähe vom Rathaus ist auch unser Hotel Neumaier. Wir checken ein und machen uns später per pedes auf den Weg zu Papa Mi. Hier gibt’s vegane Tellerchen mit Tofu, Gemüse, Salat, Reis und leckerer Kokossoße. Danach reicht es noch für einen Spaziergang zum archäologischen Park, in den wir aber nur durch das Tor reinschauen können. Etwas ausgiebiger für einen Besuch von Kirche und Kloster St. Viktor mit schönem Kirchenfenster und Kreuzgang.

Fähre über den Rhein nach Millingen

Di 12. Juli. Heute geht’s gleich wieder an den Rhein. Auf dem Deich fahren wir linksrheinisch zunächst bis zum ehemaligen Kernkraftwerk Kalkar, das jedoch nie ans Netz ging. Stattdessen installierte man dort das „Wunderland Kalkar“. Wir schauen kurz auf das Gelände dieses Vergnügungsparks und radeln weiter, lassen Emmerich auf der rechten Rheinseite liegen und erreichen unser Nachbarland Holland bei Millingen. Hier nehmen wir eine Fähre über den Rhein.

Gasse zu „Enig Alternatief“ in Arnheim

Den verlassen wir hier und radeln weiter entlang des Nederrijn, einem Arm des großen Stroms. Über die Nelson-Mandela-Brücke erreichen wir die City von Arnheim. Unser Hotel Holiday Inn Express liegt direkt gegenüber des Rozet Kulturzentrums, also sehr zentral. Tajine mit Kichererbsen, Gemüse und Salat bekommen wir in einer Gasse bei „Enig Alternatief“ mit Hafermilch Cappuccino zum Abschluss. Nach einem Bummel entlang des Nederrijns mit kleinem Hafen ist Zeit zum Chillen im Hotelbett.

Fähre über den Nederrijn bei Randwijk

Mi/Do 13./14. Juli. Die Route führt weiter gen Westen auf dem Deichweg entlang des Nederrijn, den wir bei Randwijk per Fähre überqueren. Wir haben richtig dollen Gegenwind, umso ärgerlicher, dass hier auch Autos fahren, eher sogar rasen. Das überrascht mich doch sehr. Nach zwei weiteren Fährfahrten erreichen wir schließlich den Ort Houten, wo wir richtig aufatmen. Der Spuk ist vorbei, als wir auf einer Fahrradstraße wunderbar bequem kilometerweit schweben. So geht’s doch auch und viel viel besser.

Weltgrößtes Fahrradparkhaus in Utrecht Centraal

Entspannt radeln wir bis Utrecht. Unser Hotel Mitland liegt am Rand der City, das heißt, wir müssen wieder losradeln. Heute gibt’s Pizza mit Trüffeln, Pilzen und viel Knoblauch bei Vegitalian am Marktplatz, sehr, sehr lecker. Da wir zwei Nächte Mitland gebucht haben, können wir am nächsten Morgen in aller Ruhe zum Bahnhof radeln. Da gibt es das größte Fahrradparkhaus der Welt und das schauen wir uns doch mal an. Tausende Radparkplätze in langen Gängen und auf mehreren Ebenen, ein einzigartiges Projekt, sehr eindrucksvoll.

Spiegelgracht in Amsterdam

Fr/Sa/So 15./16./17 Juli Heute tangieren wir viele kleine Orte, Kanäle und weiße Zugbrücken auf unserer Route von Utrecht nach Amsterdam. Fährfahrten sind auch dabei, eine sogar zum Selbstkurbeln. In der Metropole wird es dann richtig hektisch. Es gibt zwar Radwege, doch da wird schnell gefahren, schneller, als ich mich orientieren kann. Unser Hotel Leonardo liegt allerdings schön ruhig am Rembrandtpark, wir wohnen im 5. Stock, Frühstück gibt’s im 17. Stock, am Wochenende, also morgen und übermorgen, sogar bis 11 Uhr.

„Life is Back“ in der Spiegelstraat

Zum Abendessen heute gibt’s veganen Burger, Süppchen und Salat bei Meatless District und danach macht nur noch chillen auf dem Bett einen Sinn. Am nächsten Tag fahren wir mit dem Fahrrad einigermaßen gemütlich durch Rembrandt- und Vondelpark zum Museumsquartier zum Parken der Fahrräder und Bummeln zwischen Grachten, durch Gassen und auf Plätzen. Zum Essen finden wir eine feine Bowl ToGo bei Maoz Vegan, die wir jenseits vom Trubel in aller Ruhe im Hotelzimmer genießen.

Auch am Sonntag schwingen wir uns wieder aufs Fahrrad und machen eine größere Radtour durch die Stadt, einschließlich Hafenviertel mit Nemo Science Museum. Für den Nachmittag haben wir Tickets im Van Gogh Museum. Da parken wir dann wieder auf dem Platz vom Vortag und freuen uns in der Ausstellung über schöne Texte per Audio Guide zum großen holländischen Meister, dessen Leben und Schaffen mich wieder tief beeindruckt.

Selbst beim wiederholten Besuch wieder ein einzigartiges Erlebnis angesichts der farbstarken Bilder und der berührenden Selbstportraits, von denen es so viele gibt, weil dem Künstler das Geld für Modelle fehlte. Nach dem Museumsbesuch holen wir uns wieder die Maoz Salatbowl mit Falafeln ToGo, radeln durch die Parks und finden zum Abendessen einen schönen Picknickplatz direkt im Schatten vom Leonardo Hotel.

Hembrug in Zaandam

Mo/Di 18./19. Juli. Um die Metropole Amsterdam in nördlicher Richtung zu verlassen, fahren wir erst einmal kilometerlang durch Industriegebiet. Es ist sehr warm und Hitzetage werden voraus gesagt, also fahren wir mit einem Tacken mehr E-Unterstützung. Nach West-Knollendam wird’s dann entlang von Gewässern und in Feldern richtig angenehm. Das schöne Städtchen Alkmaar erreichen wir schon gegen Mittag, das Grand-Hotel ist aber noch nicht so weit mit den Zimmern.

von der Terrasse des ijssalon De Mient in Alkmaar

Nach längerer Pause mit Gassenbummel und unter dem Sonnenschirm auf der Terrasse des ijssalon De Mient können wir dann endlich einchecken und sogar runterkühlen, denn die Sonne scheint voll auf die großen Fenster. Abendessen bekommen wir direkt gegenüber beim Super Thai, der seinen Namen voll verdient hat. das grüne Curry mit Tofu und Kokossoße und Reis ist ein wahres Highlight. Der nächste Tag soll der heißeste in diesem Jahr werden, deshalb bleibt’s beim kurzen Bummel und kleinen Einkäufen.

Die gibt’s bei Backwerk und im Drogeriemarkt Kruidvat in der Langstraat in den einigermaßen kühlen Morgenstunden. Als das Thermometer die 30-Grad-Marke weit überschreitet, bleiben wir besser im klimatisierten Raum, schaffen es aber zum Abendessen wieder zum Super Thai und probieren diesmal das rote Curry, auch sehr, sehr gut, selbst bei der Hitze. Aber danach wieder ab in die kühle Bude.

Ortskern von Hippolytushoef

Mi/Do 20./21. Juli. Bei 24 Grad lässt sich wieder angenehm radeln. Wir verlassen das schöne Städtchen Alkmaar und fahren weiter Richtung Nordsee und sind unterwegs an Kanälen, Schleusen, Mühlen. Bäume oder sogar Sitzplätze darunter suchen wir vergeblich, überall Sonne pur und die gibt heute auch wieder alles. Schattenplatz für Picknick? Fehlanzeige! Stattdessen Sonnenplatz ohne Picknick. Weiterfahren, Kurzstopp im Jachthafen von De Haukes am Amstelmeer und noch ein paar Kilometer bis zum kleinen Ort Hippolytushoef.

Und da stehen wir auch schon direkt vor unserem Hotel West Inn, beides wie vom anderen Stern, will sagen, märchenhaft schön. Ein Supermarkt mit allem Drum und Dran ist direkt gegenüber und da wir eine kleine Küche haben, gibt’s zum Abendessen Tagliatelle mit Pac Choi, Pilzen und Linsen. Und das Allerschönste ist: das Meer erreichen wir in ein paar Minuten mit dem Fahrrad.

Dieser Ort einschließlich außergewöhnlich freakigem Hotel West Inn ist ein richtig schöner Abschluss unserer Hollandtour. Am nächsten Morgen regnet es in Strömen, da fällt der Abschied leichter. Wir fahren knapp 20 Kilometer entlang der Küste nach Den Helder, wo wir pitschnass am Bahnhof ankommen. Mit dem IC Zug fahren wir über Arnheim, und Oberhausen nach Hamm in Westfalen Hauptbahnhof.

Walters Track zur Etappe von Hamm nach Haltern am 10. Juli 2022
Walters Track zur Etappe von Haltern nach Xanten am 11. Juli 2022
Walters Track zur Etappe von Xanten nach Arnheim am 12. Juli 2022
Walters Track zur Etappe von Arnheim nach Utrecht am 13. Juli 2022
Walters Track zur Etappe von Utrecht nach Amsterdam am 15. Juli 2022
Walters Track zur Radtour in Amsterdam am 17. Juli 2022
Walters Track zur Etappe von Amsterdam nach Alkmaar am 18. Juli 2022
Walters Track zur Etappe von Alkmaar nach Hippolytushoef am 20. Juli 2022

vegan in Holland

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Angela Merkel im DHM

Im Rahmen ihrer Fotoserie „Auf den Spuren der Macht“ hat die Fotokünstlerin Herlinde Koelbl über drei Jahrzehnte in regelmäßigen Abständen die Politikerin Angela Merkel portraitiert. Eine Auswahl der Fotos ist jetzt im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums zu sehen. Ich hab sie mir angeschaut und bin sowohl von den ausdrucksstarken Bildern als auch von den persönlichen Texten der jungen Politikerin, Ministerin und Kanzlerin stark beeindruckt.

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Gärten der Welt

Am Haupteingang in Berlin-Marzahn begrüßen uns unzählige Buddy Bears. Am Beginn der kleinen Reise zu den Gärten der Welt stehen sie Spalier für „Toleranz und Verständigung zwischen Völkern, Kulturen und Religionen“. Da fühle ich mich doch gleich an richtigen Ort und auf dem Weg zum Chinesischen Garten. Ich lese: „Der Garten des wiedergewonnenen Mondes soll eine Brücke sein zwischen Menschen und Kulturen, wo immer sie auch leben.“

Außerdem solle er die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Peking vertiefen. Der Christliche Garten wird als „Lichtung im Wald interpretiert“. Er ist quadratisch angelegt und soll an einen Kreuzgang erinnern. Die gepflasterten Wege sind begrenzt von hohen transparenten Schriftwänden mit Texten aus dem alten und neuen Testament sowie aus Philosophie und Kultur, die sich mit der „Beziehung zwischen Mensch und Natur“ befassen.

Im Jüdischen Garten wächst eine große Anzahl von verschiedenen Pflanzen, die „Erwähnung in literarischen Werken unterschiedlicher Epochen und Sprachen finden“. Außerdem sollen sie eine „Beziehung zum örtlichen Klima“ haben. Wie der Chinesische entstand der Japanische Garten aus einer Städtepartnerschaft, der zwischen Berlin und Tokio.

Ein ZEN-Priester hat diesen „Ort der Stille und des Schauens“ geschaffen. Typisch der zartblättrige Fächerahorn und schön das Bild des zusammenfließenden Wassers als Ausdruck für ein friedlichen Miteinander. Der Koreanische Garten ist ein Geschenk der Stadt Seoul an die Stadt Berlin. Drei Philosophien ergänzen einander in diesem Ensemble, die Lehren des Konfuzius, der schamanische Glaube und der Buddhismus, und sollen die Grundlagen der koreanischen Kultur sichtbar machen.

Da sind kleine Höfe, ein Pavillon und ein zwischen schönen Pflanzen und großen Steinen fließendes Gewässer. Die riesig hohen und ausladend schönen Tropenpflanzen des Balinesischen Gartens betrachten wir im großen Glasgebäude, verlassen es aber bald wieder, einfach zu warm heute. Den Orientalisch-Islamischen Garten betreten wir durch ein Tor, wie wir es uns im Orient vorstellen.

Ein Gartenarchitekt aus dem islamischen Kulturkreis und ein Gartenhistoriker aus Marrakesch haben bei der Gestaltung mit Arkaden, Säulen, Mosaiken und Wasserspielen mitgewirkt. Zum Schluss bewundern wir das farbenfrohe Rosen- und Staudenfeld im Englischen Garten und stellen fest, was für ein schöner Ort dieser Park mit den Gärten der Welt ist.

Berlin-Marzahn am 4. Juli 2022

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Babelsberger Schlosspark

Zwei bedeutende Gartenkünstler haben den Babelsberger Landschaftspark gestaltet, lese ich auf der Informationstafel am Eingangstor. Im Jahre 1833 habe Peter Joseph Lenné begonnen und 1843 Herrmann Fürst von Pückler-Muskau den englischen Park vollendet. Mittelpunkt ist das Schloss Babelsberg, in den Jahren 1834 bis 1849 erbaut, das dem späteren Kaiser Wilhelm I. als Sommerresidenz diente.

Der ließ einige Jahre später den Flatowturm nach dem Vorbild des Eschenheimer Torturms bauen. Den ereichen wir nach ein paar hundert Meter wandern auf den schönen Parkwegen. Einen schönen Blick auf den Park, Potsdam und den tiefer liegenden See haben wir von hier oben. Beim Weitergehen in Richtung Schloss entdecken wir ein kleines rotes Gebäude, das wir uns mal näher ansehen.

Es ist die Berliner Gerichtslaube aus dem Jahre 1270 gebaut. 1861 musste sie dem Gebäude des roten Rathauses weichen, wurde sorgfältig abgetragen und als Geschenk an Wilhelm I. hier im Park Babelsberg wieder aufgebaut. Das lese ich auf der bronzenen Tafel am Gebäude. Auch von hier oben gibt’s einen schönen Blick auf Potsdam und hinunter zum Gewässer. Und ein bisschen weiter geblickt, erkennen wir eine Brücke.

Es ist die Glienicker Brücke über die Havel, die Berlin mit Potsdam verbindet. Vor der Wende verlief die Grenze mitten darüber, das heißt bis zum Jahre 1989 war an dieser Stelle von Berlin aus gesehen die BRD zu Ende. Wir erreichen das Schloss mit den schönen Gebäuden und umliegender Gartenanlage und suchen in der Mittagshitze erst einmal schattige Abkühlung und Erfrischung.

Die finden wir an einem Kiosk auf dem Gelände am Schloss. Danach wandern wir hinunter an den See, lassen aber das kleine Schloss links liegen, denn eigentlich wäre im See baden angesagt. Das machen viele Menschen auch. Doch darauf sind wir gar nicht vorbereitet. So zieht es uns auf schnellsten Wege zurück zur S-Bahn-Station in Babelsberg.
Park Babelsberg am 4. Juli 2022

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„Mein Name ist Mensch“

Das Schauspielmusical „Rio Reiser – Mein Name ist Mensch“ wird zurzeit gespielt in der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater. Der Titel geht zurück auf einen Song der Gruppe „Ton, Steine, Scherben“, deren Mitgründer und Frontmann der früh verstorbene Musiker Rio Reiser war. Sein Leben einschließlich poetischer Tagebucheintragungen wird auf der Schauspielbühne inszeniert.

Da geht es um die politischen Diskussionen in den Siebzigern mit Wohngemeinschaften, Hausbesetzungen, Rudi Dutschke, Kapitalismuskritik und Rebellion. Es ist eine Musikerexistenz im Konflikt zwischen Bandleben und Individuum, zwischen Anpassung und kreativer Freiheit einschließlich der Gefahr von zerstörenden Abhängigkeiten und mangelnder Erfahrung im Umgang mit Geld, woran die Band schließlich scheitert.

Überzeugend inszeniert, choreographiert und musikalisch getragen wird das Musical von richtig guten Musikern an Mikrophon und Instrumenten. Da kommen die Stücke schön rockig rüber, von „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „Alles Lüge“, „Keine Macht für Niemand“, „König von Deutschland“ bis zum „Junimond“. Die unterhaltsamen Stunden im Gedenken an den großartigen Rio Reiser empfehle ich gerne.

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„Udopium 2022“ in Berlin

Wir sind wahnsinnig eng zusammen gerückt in der riesigen Arena, als Panik 1 um Punkt 20 Uhr vorfährt. Udo allein im Hotel ist zu Ende, jetzt macht er wieder sein Ding da, wo er hingehört, mit der „Honky Tonky Show“ heute auf der Berliner Waldbühne. Und er hört sich wieder genauso an wie vor Coronajahren, kein bisschen älter, kein bisschen leiser, dank seinem toleranten und „entgegenkömmlichen“ Body durch die schweren Zeiten.

Und wir alle sind dabei gegen „Schweinepriester“, „Nazischweine“ und „machtgeile Idioten“, für Liebe und Frieden in einer bunten Republik Deutschland. Und der schräge Typ mit der Sense? Mit dem macht Udo einen Deal, Verabredung zum großen Konzert der 100Jährigen im Jahr 2046. Göttin Carola wird dabei sein mit smaragdgrüner Gitarre, Otto der Friesenjunge, überhaupt alle Lichtgestalten der Panikband.

Kurz reinhören? Udo in Berlin am 2. Juli 2022

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„Why are you angry?“

Für Künstler*innen des „Fauvismus“ war Paul Gauguin zu Beginn des 20. Jahrhunderts Inspiration und Impulsgeber mit seinen farbrauschenden Werken aus einer paradiesischen Welt. Die Ausstellung „Why are you angry?“ in der der Alten Nationalgalerie in Berlin gibt einen Blick auf den berühmten Meister aus heutiger Sicht. Da wird zunächst die Kolonialgeschichte Tahitis dokumentiert und kritisch hinterfragt.

Paul Gauguin: „Die Vergnügungen des bösen Geistes“

Und vor allem wird das Frauenbild eines alten weißen Mannes in Frage gestellt, der schöne Frauen in exotisch erotischem Ambiente malt. Im titelgebenden Video „Why are you angry?“ von Rosalind Nashashibi und Lucy Skaer werden tahitianische Frauen in ihrem Alltag dargestellt, wie sie sitzen, schauen, mit ihren Kindern umgehen, Auto fahren, sich auf einem Bett liegend präsentieren. Ich erlebe einerseits Irritation, andererseits auch Selbstbewusstsein und vor allem Schönheit.

Angela Tiatia: Hibiscus Rosa Sinensis, 2010

Interessant auch die Arbeit von Yuki Kihara „First Impressions“, wie in einer Art Talkshow eine Gruppe von queeren Frauen über Gauguins Bild „Die Vergnügungen des bösen Geistes“ diskutiert und vor allem das kurze Video von Angela Tiatia, in dem die Protagonistin symbolhaft eine große knallrote Hibiscusblüte zwischen ihren Lippen langsam in den Mund zieht und verschlingt, starke Amtwort auf „Why are you angry?“
Berlin am 5. Juli 2022

Paul Gauguin als Impulsgeber für „Fauvismus“ im Münsteraner Picasso Museum: „Im Rausch der Farbe“

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„Elvis“

Biografien mag ich und freue mich, dass es einen Kinofilm über das Leben des King of Rock’n Roll gibt. Das verspricht musikalische und optische Highlights. Ich bin richtig gespannt auf Baz Luhrmanns Interpretation von „Elvis“ und mach’s mir im Kinosessel gemütlich. Doch dann, von wegen gemütlich. Schlag auf Schlag prasseln Bilder auf mich ein: Intensivbett, Zirkus, Menschen, Musik, Bewegung, Gesichter, Gedanken, Dialoge.

Und da ist der erste Auftritt des jungen Sängers Elvis Presley. Pinkfarbener Anzug, schwarze Haartolle. „Lass dir die Haar schneiden, du Schmalzlocke!“ mobbt es aus dem Publikum. Er beginnt zu singen und sich dabei zu bewegen, bewegen wie Elvis. Stimme, Hüftkreisen, ein Sog. Offene Münder. Kreischende Mädchen stürmen die Bühne. Dieser grandiose Gig ist der Beginn des Spielchens von Manager Parker, der die Geschichte von Elvis Aufstieg, Erfolg und Ende im Amerika der 50er, 60er und 70er erzählt.

Nach ungefähr zwei Stunden mit Elvissongs und Performances vom herausragenden Austin Butler, schaue ich zur Uhr und denke, es reicht eigentlich. Und dann kriegt der Film doch noch die Kurve. Erlebe ich bisher wenig Drama, befällt mich zum Ende hin die Traurigkeit. Elvis Presley mit aufgedunsenem Gesicht, kann nicht mehr stehen, kriegt das Mikrophon hingehalten, schwitzt, aber himmlischer Gesang und ein Lächeln, zum Weinen schön.

R.I.P. Elvis Presley

CinemaxX Hamm Kino 5 Reihe D Sitz 7 am 28. Juni 2022

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ExtraSchicht im CreativRevier

Wenn ich im Netz nach dem Begriff „ExtraSchicht“ suche, finde ich „lange Nacht der Industriekultur“. Das trifft es wunderbar. In vielen Städten und an verschiedenen Schauplätzen im Ruhrgebiet findet diese Veranstaltung seit dem Jahre 2001 jährlich und nach zweijähriger Coronapause in diesem Jahr wieder statt, in Hamm in den Kulissen des ehemaligen Bergwerks Ost, dem zukünftigen CreativRevier.

Und wie schön, dass zu diesem Anlass die Spuren des Hammer Bergbaus auf der Zeche Heinrich Robert mit allen Facetten wieder lebendig werden. Wie viel Vorbereitung und Arbeit muss es gekostet haben, dieses schöne Gelände so vielen Menschen aus Hamm und dem gesamten Ruhrgebiet zugänglich zu machen. Da begehen wir Kellerräume, gestaltet mit Farbe und Licht, Bartischen und -hockern sowie Werken von Künstlern an Wänden und auf kleinen Bühnen zum Anschauen und Verweilen.

Schauen, schöne Motive entdecken und nachdenken über Freiheit und Hoffnung. Beim Rundgang draußen sehen wir den Hammerturm aus einer ganz anderen Perspektive als von der Kamener Straße, freuen uns zu sehen, wie schön sich die Natur Flächen zurück erobert hat und gelangen zu einer Fotosession, von einem ehemaligen Bergmann liebevoll ausgestattet mit Arbeitsjacke, Helm, Grubenlampe und Kohlenschaufel.

Die findet auf einer Bank im nachgebauten Adener Stollen statt, vor der Fotokulisse eines viele Meter unter Tage arbeitenden Bergmanns. Drinnen gibt es Tanz- und Theaterperformances in kleinen Räumen, Gängen, Ecken und durch die ehemalige Waschkaue schweben „Klänge aus Anatolien“ unter unzähligen Drahtkörben, in denen bis zum Jahre 2009 Bergleute ihre Kleidung unterbrachten und hoch oben unter die Hallendecke hängten.

Es geht auch lauter, zum Beispiel beim „Rockorchester Oberhausen“ mit „Viva la Vida“, „We will rock you“ und der „Hurricane“ landet direkt im grandiosen Feuerwerk, dessen rote Leuchtherzen zum Finale besonderen Applaus verdienen.

ExtraSchicht im CreativRevier Hamm am 25. Juni 2022

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„sattgrün“ neben Kolumba

Immer, wenn ich in Düsseldorf, Essen oder Köln unterwegs bin, kehre ich bei „sattgrün“ ein, in Köln am liebsten neben St. Kolumba, einmal eine der größten Pfarrkirchen der Stadt. Im zweiten Weltkrieg wurde sie vollständig zerstört. Wie durch ein Wunder konnte eine Marienfigur unversehrt aus den Trümmern geborgen werden. Für sie wurde eine schöne kleine Kapelle gebaut. Wenn ich in der Nähe bin, besuche ich die „Madonna in den Trümmern“.

Ich zünde ein Friedenslicht an und lege es auf die Stufen zu ihren Füßen. Über der Kirchenruine und um sie herum wurde das moderne Gebäude des Kolumbamuseums gebaut. Ja, und gleich nebenan unter einem Baum bin ich vorige Tage wieder bei „sattgrün“ eingekehrt, ein Restaurant der besonderen Art. Es gibt verschiedene Suppen und ein Buffet mit allen Köstlichkeiten, die ich mir denken kann, alles herrlich frisch und vegan.

Da gibt es Salate aller Art in allen Farben mit verschiedenen Dressings und Kräutertopping, Penne alio olio, geschmorte Champignons, knusprige Kartoffelecken mit gehobelten Mandeln, grüne Böhnchen mit Sesam, Paprikagulasch mit Sojageschnetzeltem, Thaicurry mit Tofu, Linsenblumenkohlcurry, Kuchen und Crumble mit Vanillesoße. Cappuccino gibt’s mit Mandel-, Hafer- oder Sojadrink.

Das Buffet wird laufend aufgefüllt. Ich wähle ein kleines, normales oder großes Tellerchen und lege darauf, was ich gerne mag. Ich liebe dieses Restaurant, vor allem, wenn ich bei schönem Wetter draußen auf dem Platz an der Ludwig-/Ecke Brückenstraße sitzen kann, mit Blick in den Hof von St. Kolumba.

„sattgrün“ und Kolumba am 22. Juni 2022

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