Als wir das Auto auf dem Parkplatz zu Füßen der mächtigen Langkofelgruppe am Sellajoch abstellen, wissen wir, dass es einige Stunden dauern wird, bis wir wieder hier sind. 16 Kilometer haben wir uns vorgenommen, Höhenmeter nicht berücksichtigt. Für 5 Euro können wir das Fahrzeug den ganzen Tag hier stehen lassen. Das wird reichen, um eine Wanderung um Plattkofel und Langkofel zu machen. Das heißt, diesmal nehmen wir nicht die spektakuläre Seilbahn durch die Langkofelscharte hinauf zur Demezhütte, von der aus wir zwei Jahre zuvor die Umrundung nur des Langkofel gemacht haben, sondern nehmen auch noch den Plattkofel mit. Erst einmal wandern wir über die Almwiese, die wir von der Sellarunde als große weiße Fläche nach der Fahrt durch die Felsen der steinernen Stadt kennen. Schon bald erreichen wir den markanten Berg Col Rodella, den wir links liegen lassen halten uns an unseren Plattkofel, der sich zu unserer Rechten behäbig von der Sonne bescheinen lässt. König-Friedrich-August-Höhenweg steht da auf einem Schild, benannt nach dem König Friedrich August (1865-1932) von Sachsen, der als großer Freund der Dolomiten sich oft in einem Ort auf der Seiser Alm aufgehalten und zu Beginn des 20. Jahrhunderts angeregt hatte, diesen Pfad als Wanderweg einzurichten. Und er wird wohl gut angenommen, denn mit Kind, Hund und Kegel sind eine Menge Leute hier unterwegs. Begleitet von saftigen Weiden und vom wahrhaft königlichen Panorama der Seiser Alm führt er uns in sanften Bögen um einen Teil des Plattkofel herum. Im Uhrzeigersinn geht es immer am Hang entlang weiter und weiter bis zur Plattkofelhütte, an der reichlich was los ist. Pause für uns gibt es jedoch erst später. So gehen wir weiter in der Hoffnung, nun doch bald den Plattkofel hinter uns zu lassen und den großen Bruder zu erreichen, den sogenannten Langen oder Sassolungo. Wir sind nämlich schon sehr gespannt, wie sich von hier unten die hintere Seite der Langkofelscharte darstellt d.h. der Teil, den wir seinerzeit von der Demezhütte aus steil hinabsteigen mussten. Da kommt ein Einschnitt, doch als wir ihn erreichen, stellen wir fest, dass es eine Scharte im Plattkofel ist und dass wir noch einen riesengroßen Bogen laufen müssen. Da ist erst einmal Pause angesagt, ein stilles Plätzchen suchen und die wohlverdiente Stärkung gegen den Hungerast aus dem Rucksack holen. Dabei können wir uns schon mal den von hier klitzeklein aussehenden stetig ansteigenden Weg ansehen, den wir noch vor uns haben. Es wird steinig, geröllig, felsig, steil und abgründig, bevor wir einen Weg unterhalb der Langkofelhütte erreichen. Aufsteigen zur Hütte wollen wir nicht, sondern müssen weiter, haben ja schließlich noch einen guten Teil vor uns, das heißt stetiger Anstieg, um die Nordwand des Langkofel zu erreichen, zu umrunden und im endlosen Auf und Ab zwischen Felsen, Geröll und an Abgründen fast gar nicht bemerken, dass inzwischen das Sellamassiv wieder zu sehen ist. Zwar liegt unten im Tal die Passstraße wie zum Greifen nahe, doch das Ziel ist noch immer fern. Bei gleichbleibendem Status der Strecke mit mehr oder weniger felsigen Passagen und Abgründen zur Linken erreichen wir nach Hinuntertasten, sehr vorsichtig, vor allem nachdem wir schon einer Frau, die an einer steilen Schotterstrecke auf den Hintern gerutscht ist und sich an einem spitzen Stein an der Hand verletzt hat, mit Pflaster ausgeholfen haben, und endlosem Gesteige neben und unter Felsbrocken stehen wir schließlich vor der Comicihütte. Dort wird aber schon ab- und aufgeräumt, macht nix, wir wollen ohnehin weiter und die Mammuttour zu Ende bringen. Auf den sanften Schotterstrecken trotten wir dem Sellajopch entgegen und müssen nur aufpassen, dass wir nicht auf dem fiesen Geröll ausrutschen. Der Durchgang durch die steinerne Stadt erfordert dann doch noch einmal volle Konzentration, zumal auch das Wetter inzwischen nicht mehr mitspielt. Es donnert und beginnt ein wenig zu regnen, was uns nun zu besonderer Eile antreibt, bis wir schließlich diese Felsenstadt direkt am Parkplatz verlassen, wohlbehalten im Auto sitzen und erst mal tief durchatmen, bevor wir uns auf den Weg zurück zu unserer Herberge in Colfosco machen.
Hier ist der Track zu unserer Tour:
Umrundung des Plattkofel und Langkofel
Und hier ein kleiner Bericht zu unserer Langkofelumrundung im Juli 2013:
Wanderung rund um den Langkofel