„Andreas Gursky – nicht abstrakt“

hallephotovoltaikrotesbildWas ich zurzeit im großen hellen Raum der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen am Grabbeplatz zu sehen bekomme, lässt mich schon staunen. Unter dem Motto „nicht abstrakt“ präsentiert der Düsseldorfer Fotokünstler Andreas Gursky eine Auswahl seiner Fotos. Da ist einerseits der optische Eindruck aus der Entfernung, in jedem Fall dekorativ, andererseits sind da die Entdeckungen der Details, sei es im unübersehbaren Warenlager eines Onlinehändlers, die einzelne Photovolktaikzelle auf einer riesigen Fläche mitten in der Hügellandschaft und die Blume in einem großen Tulpenfeld, das ich zunächst nur als Farbfeld wahrnahm. Besonders aber hat es mir das „rote Bild“ angetan. Da sitzen zum Teil sehr bekannte Politiker, ich erkenne Schröder, Merkel und Schmidt, einträchtig nebeneinander vor einem roten Vorhang, Ich sehe nur die vier Hinterköpfe im unteren Teil des Bildes, das im Übrigen vom Rot des Vorhangs beherrscht wird. Was will mir das sagen? Egal. Mir gefällt das Bild besonders gut, vielleicht auch, weil es Rätsel aufgibt. Das mag ich.

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Congratulation, Bob Dylan

bobdylay-1988Ja, wer hätte das gedacht?
Literatur Nobelpreis 2016!
Congratulation, Bob Dylan!!!!!

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La Palma im September

caminolaermitabuenavistacaminolaermitabuenavistahangcaminolaermitabuenavistasonnenu„Direkt links hinter der Bar Garome zweigt ein asphaltierter Weg ab, der Camino La Ermita. Jetzt den Tacho auf 0 stellen. Diesen Weg 1,6 km runterfahren (Sie fahren aufs Meer zu). Nach 1,6 km liegt links der Straße die Casa Buena Vista. Auf die vielen Zypressen am Wegesrand achten!! Sie können kirekt vor dem Eingang parken.“ Danke, die Wegbeschreibung zu Nr. 55 ist Klasse. Bevor wir das silberne Tor mit den eckigen Fensterchen öffnen, begrüßen uns schon zwei unglaublich sympathische Vermieter. Helmy und Hermann führen uns zur Terrasse und in die kleine Finca mit Wohnküche, Schlafzimmer, Bad und allem, was wir in einer Woche so brauchen. Am liebsten würde Helmy uns gleich ihr ganzes Anwesen zeigen, auf dem die zwei selbst wohnen, doch Hermann meint: „Lass sie doch erst mal ankommen.“ Wenn wir noch was brauchen, einfach zwischen den Pflanzen ein Stück Weg lang gehen und an ihre Küchentür klopfen. Da sind wir nun, setzen uns erst mal an das Terrassentischchen und können uns gar nicht satt sehen. Was für ein Panorama! Buena Vista, den ganzen in warmen Orangetönen gehüllten Hang bis hinunter zum Meer, in dem dann ein Stündchen später die Sonne ihren Untergang inszeniert.

tijarafekirchecaminolaermitacasabuenavistacaminolaermitameerblickcaminolaermitapozoschildDer nächste Tag beginnt mit einem Rundumblick auf den tiefblauen Ozean und die einzigartige Flora, die uns geradezu überwältigt mit bizarren Formen und wundervollen Farben, ergänzt durch Helmys kleine Kunstwerke. Gegen neun Uhr erreicht die Sonne unsere Terrasse und vertreibt die Kühle der Nacht. Wir befinden uns in Tinizara, einem kleinen Weiler im Nordwesten der Insel La Palma, Ortsteil der Gemeinde Tijarafe und da fahren wir jetzt erst mal zum Einkaufen hin. Mitten im Ort ist ein Sparladen, da gibt’s Kartöffelchen, Nudeln, Zwiebeln, Bananen, Zitronen, Linsen, Bohnen, Kichererbsen. Für das Frühstück hatten wir schon Brot, Avoados und Tomaten gestern auf dem Weg vom Flughafen in einem Supermercado beim Mirador de El Time besorgt. Nach einem kleinen Rundgang durch die Gassen und über den Kirchplatz von Tijarafe geht’s zurück zur Casa Buena Vista, deren Besitzer uns auf dem Camino La Ermita begegnen. Autoscheiben runter, großes Hallo. Was wir vorhaben? Heute mal diese Straße runterlaufen zum Meer. Mit dem Auto sollen wir fahren bis zu der Stelle, wo die Asphaltstraße endet, sonst wird’s zu lang. Von dort geht ein Ziegenpfad hinunter. Okay, danke, Hermann. Nach dem zweiten Frühstück geht’s los, Serpentine um Serpentine. An einer Stelle, wo wir schön parken können, entscheiden wir, ab hier zu laufen, kann ja nicht mehr so weit sein. Ist es aber! Noch etliche Kurven, zum Schluss durch Bananenplantagen bis zu einem Schild „El Pozo de Tinizara“, übersetzt „Der Brunnen von Tinizara“. Also von einem Brunnen, Höhlenwohnungen und einem kleinen Strand ist die Rede. Ein schmaler Wanderpfad führt steil hinunter zur Mündung der Schlucht Garome. 300 Höhenmeter hinunter und wieder hinauf. Und die Nachmittagssonne ist erbarmungslos. Wir vertagen den Abstieg und werden beim zweiten Versuch mit dem Auto weiter hinunterfahren. Jetzt aber erst mal Serpentine für Serpentine hochwandern zum Auto, Abkühlpausen im Schatten der wenigen Feigen- und Avocadobäume. Ja, das reicht für den ersten Tag. Vor Sonnenuntergang kommen Farfale mit Bolognesesoße aus Tomaten, Zwiebeln und Linsen auf unseren Panorama Essplatz.

roquedelosmuchachospista02roquedelosmuchachoswandern01roquedelosmuchachoswandern11roquedelosmuchachosmuchachoswalterrenategarafia02garafia05casabuenavista04Nein, heute machen wir den verschobenen Abstieg zur Garomemündung nicht. Zum höchsten Punkt der Insel zieht es uns. An der Straße zum Parkplatz am Aussichtspunkt Roque de los Muchachos vorbei fahren, da oben ist immer viel Hallas. Irgendwo parken und den Einstieg in den Wanderweg zum Gipfel nehmem, bekommen wir von Helmy auf den Weg. Also Wanderschuhe, Hut und Stöcke mitnehmen, Brote, Bananen und Getränke, Sonnencreme in den Rucksack gepackt und los geht’s mit dem Auto die LP1 in nördliche Richtung. Bei Hoya Grande nach rechts hoch unzählige Serpentinen durch Kiefernwald bis zu einer Reihe von Sternwarten und Spiegelteleskopen. Die haben hier einen besonders guten Standort wegen der Höhe, ca. 2400 m, sowie der geringen Luft- und Lichtverschmutzung. Am „Mirador de los Andenes“ könnten wir loslegen, doch kein freier Parkplatz. Also weiter bis zu einer geeigneten Stelle. Den Einstieg in den Wanderweg gibt’s hier auch, 4,6 km zum Roque de los Muchachos. Das ist nicht wenig, aber okay, laufen wir mal los. Immer schön aufpassen, wohin wir treten, damit wir nicht ausrutschen, denn was wir zu unserer Linken sehen, ist spektakulär. Wir wandern auf dem Kraterrand der „Caldera de Taburiente“ und links von uns schauen wir in unergründlich dunkle Tiefen dieses mächtigen Kessels. Im pflanzenarmen Gelände hält einen nichts, wenn man ausrutscht. Ja, es ist aufregend. Und die Sonne kennt mal wieder kein Erbarmen. Es dauert, bis wir einen Schatten spendenden Felsvorsprung für eine Rast finden. Nach dem Picknick wandern wir weiter bis zu Gebäuden des Observatoriums, wo es wieder ein Schattenplätzchen gibt. Hier ist ein kleiner Mirador mit Geländer. So geschützt können wir jetzt in Ruhe in den Krater schauen, doch in den ist inzwischen dicker Nebel eingezogen. Ein Schild sagt uns, 1,3 Kilometer bis zum Roque de los Muchachos. Somit haben wir 3,3 Kilometer geschafft, Nicht schlecht, aber wir denken an den Rückweg und beschließen, zum Auto zurückzuwandern. Bei der ersten Gelegenheit steigen wir ab auf die Straße und gehen dort die restliche Strecke. Zu den Muchachos fahren wir mit dem Auto hoch, wo sich der Hallas auf dem Parkplatz inzwischen aufgelöst hat. Noch ein schönes Foto und dann haben wir für heute genug Kraterblicke. Für die Rückfahrt wählen wir den Schlenker über Garafia. Von einem neu gestalteten Platz oberhalb, der Tanausu, einem Helden der Ureinwohner im Kampf gegen die spanische Eroberung gewidmet ist, erstreckt sich schon das Panorama des Örtchens. Unten noch ein Gängelchen zu Kirche, Dorfplatz und durch Gassen, dann gehts heimwärts zum feinen Terrassenplätzchen der Casa Buena Vista, Dinner im warmorangenen Abendlicht mit palmerischen Kartöffelchen, Tomatensoße, weißen Bohnen mit Zucchini, Zwiebeln und Knoblauch, Sonnenuntergang inklusive.

miradordeeltime3tazacorte02tazacorte05tazacorte10renatecaldera1Nach den sonntäglichen Abgründen bei den Muchachos wollen wir es heute mal langsam angehen lassen. Besichtigen heißt das Motto, Tour nach Tazacorte. Das liegt 900 Höhenmeter und eine gute Autostunde tiefer an der Mündung des „Barranco de las Angustias“, der sich aus der „Caldera de Taburiente“ hinunterzieht bis in den Atlantischen Ozean. Am „Mirador de El Time“ konnten wir bei der Hinfahrt schon einen Blick hineinwerfen. Diese Schlucht durchqueren wir in Serpentinen zwischen schroffen Felswändn und fahren in westliche Richtung nach Puerto de Tazacorte. Parken ist kein Problem. Wir bummeln entlang der Promenade, links ein schwarzer Sandstrand, rechts eine Reihe von Bars und Restaurants, bis zum Ende des Ortes. Hinter großen Steinbrocken ist eine dicke Mauer, eine Art Kai. Hinter einem Mauerdurchgan stehen wir vor einer Bucht mit schwarzen rundgeschliffenen Steinen. Brandung!!! Das ist die Mündung des „Barranco de las Angustias“, die man auch „Schlucht der Todesängste“ nennt. Tatsächlich kann eine Wanderung im oberen Bereich der Caldera in den Wintermonaten zum Alptraum werden, wenn plötzlich starker Regen einsetzt und binnen Sekunden die Schlucht zum reißenden Strom wird. Noch ist nicht Winter und nach Regen sieht es heute nicht aus. Sonnig heiß ist es in Tazacorte. Bevor wir uns noch den Yachthafen und die Ausflugsschiffe anschauen, nehmen wir einen kühlen Drink unter dem Sonnenschirm des „Kiosco Teneguia“. Dann fahren wir ein paar Kilometer zur Altstadt von Tazaorte. Schön, die Kirche, die schattige Galerie, von roten Blüten überwuchert und die Gassen hoch und runter. Jetzt haben wir doch tatsächlich noch nicht genug besichtigt, sondern fahren in östliche Richtung durch Los Llanos nach El Paso zum Besucherzentrum der „Caldera de Taburiente“. Ein Film zu Entstehung des riesigen Kessels ist sehr interessant. Diese enorme Vertiefung inmitten der Insel ist wohl aus einem mehrere Tausend Meter hohen Vulkan entstanden, der irgendwann zusammengestürzt ist, sich in südwestliche Richtung ins Meer ergossen und die Schlucht gebildet hat, jetzt „Barranco de las Angustias“ genannt. Wir erfahren einiges zu Geographie, Fauna und Flora von La Palma und besichtigen eine prima Ausstellung mit Modell der Insel mit Höhen und Tiefen, Historisches bis zu den Ureinwohnern und der Geschichte von Tanausu, über den wir gestern in Garafia schon einiges gelesen hatten. Jetzt schließt sich doch nahtlos ein Trip in den Kessel an. Gleich neben dem Besucherzentrum können wir starten und mit dem Auto durch Kiefernwald ein paar Kilometer hineinfahren bis zu einem Parkplatz, von dem aus wir uns noch ein wenig umsehen.

casabuenavista12garomewanderung04garomewanderung24garomewanderung07garomewanderung18

garomewanderung17garomewanderungessenHeute sind wir bereit für den Ziegenpfad. Doch erst fahren wir den Camino La Ermita hoch zur LP1. Schräg gegenüber der Bar Garome ist nämlich der Bioladen „biotienda“. Da gibt es alles, was das Veganerherz begehrt, Vollkornbrot, Datteln, Cashews und Reismilchschoki für den Wanderrucksack. Nach dem zweiten Terrassenfrühstück und einer ichweißnichtwievielten Fotorunde um die Casa Buena Vista geht’s los zum Abstieg in die Mündung der Garomeschlucht, „Barranco de Garome“. Inzwischen wissen wir ja, dass wir mit unserem kleinen Auto den weiteren Verlauf des Camino La Ermita bewältigen können und fahren ein gutes Stück weiter runter. Oberhalb der Bananenplantagen finden wir einen schönen Platz zum Parken und machen uns auf die Wandersocken mit Rucksack, Stock und Sonnenhut. Ein paar Serpentinen und wieder stehen wir am Schild „Pozo de Tinizara“ mit den Informationen zur Bedeutung der Bucht. Kein Zögern. Beherzt steigen wir runter auf den Wanderpfad und sind ruck zuck ein paar Etagen tiefer. Wie beim Kraterrand heißt es bei jedem Schritt, aufpassen und nicht abrutschen. Langweilig ist der Weg auf gar keinen Fall. Die Ausblicke auf den Ozean und Blicke in Höhen und Tiefen des Barranco de Garome sind unbeschreiblich. Nach 20 Minuten gehen wir durch ein Felsentor. Ich fotografiere es, nachdem ich durchgegangen bin, um den Meerblick festzuhalten. Steil und zügig geht es voran. Eine gute Stunde dauert der Abstieg, dann sind wir unten in der Bucht, von hohen schroffen Felswänden mit zahlreichen Höhlen eingeschlossen. Die Höhlen hat man früher als Wohnungen genutzt und nutzt sie heute wohl noch als Wochenendhäuschen, mit Natursteinmauern abgesichert und über Treppen erreichbar. Zum Teil haben sie Vordächer und Holzveranden. Als es in der Gegend noch keine Wasserversorgung gab, sammelte man Regen- und Quellwassser in Brunnen und Zisternen und versorgte sich in heißen trockenen Sommern hier unten mit Wasser für Menschen und Tiere. Heute ist in der Bucht kein Mensch zu sehen, Eingänge sind gut verschlossen und erwecken den Eindruck, als habe hier lange niemand mehr gewohnt. Wie zwei Detektive klettern wir noch ein bisschen auf dem felsigen Gelände herum und schauen in die Behausungen, soweit das überhaupt möglich ist. Dann lassen wir Brandung und Ozeanbrise auf uns wirken. Lunchtime. Wir finden ein Treppenplätzchen und versorgen uns mit Wasser, Broten, Bananen, Nüssen und Sweeties aus dem Rucksack. Nach ausgiebiger Rast ist der Aufstieg gut zu schaffen. Wieder brauchen wir eine gute Stunde bis zum Schild und noch mal eine knappe über Betonpiste, im Schatten von Bananenplantagen und Bäumen immer mal kurz abkühlen. Sehr heiß ist es hier unten. Auf der Terrasse der Casa Buena Vista dagegen sind die Temperaturen angenehm, da macht sich die Höhe doch bemerkbar. Hier gibt’s vor Sonnenuntergang Gemüsetopf mit Zwiebeln, Knoblauch, Weißkohl, Paprika, Tomaten, Kichererbsen, Cashews und Kokossoße. Dazu Püree aus den besonders leckeren palmerischen Kartoffeln.

puntagorda03dragospuntagorda04puntagorda06puntagorda07puntagorda09kirchehaeuschenhaeuschen06haeuschen08renatepuntagarda3sonnenuntergang16Wir befinden uns zwar in der Gegend der Barrancos, doch heute wollen wir kein aufregendes Auf und Ab in Schluchten, sondern was Gemütliches. Es zieht uns in nördliche Richtung in die Gegend um Puntagorda, der Nachbargemeinde von Tijarafe. Auch dieser Ort besteht aus mehreren verstreut gelegenen Ortsteilen, die wir nicht alle erwandern können. Also, wo am besten beginnen? Wir entscheiden uns für den nächstliegenden Ausgangspunkt, den „Mirador de los Dragos“, Aussichtspunkt der Drachenbäume, im Stadtteil El Roque. Von der Straße sehen wir auf der linken Seite schon einen Drago hoch oben auf einer kleinen Anlage. Ziemlich groß ist er und beugt sich weit über eine Mauer. Sturmgebeugt, heißt es. Dort standen mal zwei Dragos, aber den Zwilling hat der Sturm wohl nicht nur gebeugt, sondern komplett entwurzelt. Auto abstellen, Treppe hochsteigen, Drago aus der Nähe betrachten und im Rundumblick die Gegend und mehrere alte kleine unbewohnte Häuschen auf uns wirken lassen. Unten am Hang gibt es auch bewohnte Häuschen. Ich beobachte eine alte Frau, die ein winziges Eckchen vor ihrer Eingangstür kehrt. Wie man als alter Mensch in diesem doch unwirtlichen Gelände wohl lebt? Bei uns würde sie vielleicht einen Gehwagen schieben. Undenkbar in diesem steilen Gelände. Geländig geht es auch für uns unten an der Dragomauer abwärts, schöner Wanderweg, Blick in den Barranco, ich weiß nicht, welcher und Schild links nach Tijarafe. Daher kommen wir doch gerade, also geradeaus weiter. Da gelangen wir auf eine Straße, links eine Baustelle, aber kaum Autosverkehr, kein Schild zum Wanderweg und im weiteren Verlauf schnuckelige Eigenheime. In einer Kurve kommt uns ein Mann entgegen mit zwei Hunden, einem größeren braunen und einem kleineren gescheckten, geht dann zum Auto in einer höhergelegenen Einfahrt. Ich erwarte, dass er sie ruft, als sie ein paar Kurven abwärts vor, neben und hinter uns herlaufen. Doch nichts. Die zwei Gesellen begleiten uns auch, als wir den Wanderweg finden, die Straße verlassen und nach rechts durch Felder bergauf weitergehen. Wir folgen den Schildern und gelangen in ein Kiefernwäldchen, wo es auf und ab geht und wir bei jedem Schritt aufpassen müssen, dass wir auf den trockenen Kiefernnadeln nicht auf den Hintern rutschen. Gut, dass wir Stöcke haben. In einem Weiler gibt es plötzlich wütendes Gebell auf mehreren kleinen Grundstücken. Unsere zwei Vierbeiner werden unruhig, wir gehen forsch an den kleinen und großen Angebern vorbei und stellen fest, dass unsere zwei Begleiter den Umkehrschwung gemacht haben. Okay. Weiter geht’s und ich frage mich bei manchem verwunschen gelegenen Anwesen, mit Garten und zum Teil gediegen gestaltet, wie die Besitzer überhaupt ihr Auto hierher bekommen haben. Vor einem liegt sogar ein blaues Boot quer vor dem Eingang. Irgendwann erreichen wir auf dem Camino del Calvario unten im Tal die alte Kirche San Mauro Abad. Aus dem 16. Jahrhundert soll sie stammen und eine der ältesten Kirchen der Insel sein, idyllisch gelegen, aber verschlossen. Die Stufen zum Haupteingang laden allerdings zum Picknick ein. Hier im Schatten von Palmen und Eukalyptusbäumen machen wir es uns jetzt mal gemütlich im Anblick des alten Pfarrhauses, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Die Pause haben wir mal wieder mehr als verdient. El Pueblo heißt dieser Ortsteil und wir müssen nun 2 Kilometer hoch nach Puntagorda wandern. An einer Bank am Kreisel gegenüber der Bar „La Barraca“ können wir nicht vorbei gehen. Das also ist Puntagorda, wir haben allerdings nur einen kleinen Teil erwandert. Als wir nach fünfeinhalb Stunden zum Drago zurückkkommen, haben wir immerhin fast 10 Kilometer auf dem Buckel. Am Abend ist es dann so weit, Anwesen von Helmy und Hermann besichtigen. Sie führen uns durch ihre feinen Räume und zu den botanischen Highlights im Garten mit anschließendem Pläuschchen auf der Terrasse und im Wintergarten, Sonnenuntergang inklusive. So cool die beiden.

piratenwanderung16piratenwanderung15piratenwanderung9piratenwanderung19piratenwanderung10piratenwanderung11piratenwanderung13Letzter Tag. Morgen am frühen Abend ist Abflug. Den können wir doch nicht machen ohne die Piratenbucht erlebt zu haben. Also ist heute Tijarafe angesagt. Schräg gegenüber dem Sparladen verlassen wir die LP1 und biegen nach rechts in die Calle La Molina mit der Absicht hinunterzufahren so weit es geht und dann zu laufen. Doch für mich geht es schon nicht in die erste Steilkurve. Da verlasse ich mich lieber gleich auf meine Füße. Wir kehren um und finden einen Parkplatz vor der Apotheke. Beim Abstieg merke ich, was mir erspart blieb, die Serpentinen sind unglaublich steil, aber gut zu laufen, weil die Rutschgefahr auf der Betonpiste nicht so groß ist. Nach einer knappen Stunde erreichen wir den Mirador del Jurado, steigen aber weder hoch zum Aussichtsberg noch runter in die gleichnamige Bucht, sondern gehen zügig unserem Ziel entgegen. Am Ende der Straße ist ein Parkplatz. Zwei Autos stehen tatsächlich da. An der Informationstafel „Poris de Candelaria“ vorbei geht ein schmaler gesicherter Pfad steil hinunter in eine riesige Felsengrotte. Ringsum befinden sich in einer Reihe kleine weiße Häuschen, die gar nicht mal unbenutzt aussehen, sondern im Gegenteil. Am Wochenende wird hier wohl einiges los sein. Doch auch heute, mitten in der Woche, ist Leben in der Grotte. Einige baden, andere klettern auf den Felsen herum und einige machen Picknick, wie wir das jetzt auch tun. Schön schattig und angenehm kühl mit Brandung. Das Erlebnis dieses riesigen Felsgebildes müssen wir einfach auf uns wirken lassen. Wir lassen uns viel Zeit für die Pause. Früher sollen hier Piraten untergeschlüpft sein, deshalb spricht man von Piratenbucht. Heute wird die Grotte mit Ausflugsschiffen aus Tazacorte angefahren. Gerade, als wir uns an den Aufstieg machen wollen, kommt eins an, ankert in einiger Entfernung und lässt ein paar Leute zum Schnorcheln ins Wasser. Den Aufstieg machen wir nicht wieder über die Straße, sondern auf dem Wanderweg, der nach dem Ausstieg aus der Bucht nach links hoch führt. Ein paar Kurven und schon haben wir den tiefblauen Ozean wieder unter uns. Steil, aber gut zu schaffen. Die Wege sehen aus, als würden sie schon seit sehr langer Zeit begangen, zum Teil sorgfältig mit Steinen gepflastert und abgesichert. Aber sehr heiß ist es. Wir freuen uns über jeden noch so kleinen Felsvorsprung, wo wir mal etwas abdampfen können. Nur viele gibt es da nicht. Und gemütlich ist es da auch nicht, steil, steinig und holprig. Da hilft nur, mit heißen Socken weiter wandern. Inzwischen zählen wir nur noch die Höhenmeter und freuen uns über jeden erreichten Hunderterschritt, vor allem, als wir bei 300 die Hälfte erreicht haben. Nach gut fünf Stunden, 8,2 Kilometern, 613 Höhenmetern Abstieg und 629 Höhenmetern Aufstieg kommen wir oben in Tijarafe vor der Apotheke an und sagen uns, diese Tour war ein unvergleichliches Wandererlebnis.

casabuenavista18santacruz01santacruz02santacruz03Ja, wir hatten wunderbare Tage auf der Isla Bonita und hätten nicht besser unterkommen können als in der schnuckeligen Casa Buena Vista in Tinizara. Vom Camino La Ermita schauen wir noch mal runter auf das bezaubernde Ambiente von Helmy und Hermann, von denen wir uns mit herzlichen Drückerchen und Dankeschön für schöne Gespräche und all die guten Tipps verabschiedet haben. Oben auf der LP1 machen wir noch den Abschiedsschwung in den Bioladen „biotienda“ und versorgen uns mit Leckereien für die lange Nacht. Dann geht’s runter über Tijarafe, vorbei am „Mirador de El Time“, durch den „Barranco de las Angustias“, Los Llanos, nach El Paso durch den Tunnel auf die Ostseite der Insel. Wir haben noch genügend Zeit für einen Abstecher nach Santa Cruz de la Palma, das wir vom Hafen aus erwandern. Im Gewusel der Fußgängerzone rauf und runter, die schöne alte Kirche anschauen und uns schließlich im Bistro unter dem Sonnenschirm ein kühles Getränk und Papas mit Paprikasoße, Knoblauch und Kräutern gönnen. Dann heißt es, Auto volltanken, ein paar Kilometer zum Flughafen fahren, im Parkhaus beim Terminal Auto abgeben, einchecken bei Air Berlin und auf das Boarding warten. Gegen 18 Uhr heben wir ab und schweben an Teneriffa mit dem Teide vorbei über Lissabon entlang der spanischen Küste, überfliegen die nächtlich beleuchtete Metropole Paris und landen gegen Mitternacht in Düsseldorf. Der Skytrain bringt uns zum Flughafenbahnhof und der Regionalexpress nach Hamm in Westfalen. War ein langer Tag und eine lange Nacht.

Reisebericht zur La Palma Reise vom 16. bis 23. September 2016.

Vegan auf La Palma

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Drüggelter Kapelle

Drueggelte8Wenn man an einem Sommerabend in das Backhaus des Hofes Schulte-Drüggelte eingeladen ist, hat man beim Stehtischplausch auf der Kastanienwiese einerseits den Möhnesee zu seinen Füßen, andererseits befindet man sich zu Füßen eines ungewöhnlichen kleinen Kirchengebäudes. Auf den ersten Blick erinnert es mich an Rundkirchen, wie ich sie auf der dänischen Insel Bornholm gesehen habe. Doch die Drüggelter Kapelle ist einzigartig in der Gegend. Und sie ist voller Rätsel, erläutert die Gastgeberin bei einer kleinen Führung in den Innenraum. Angenehm schlicht, ist mein erster Eindruck.

Drueggelte6Das Gewölbe wird von Säulen mit verschiedenen Kapitellen getragen. Im Innenkreis sind es vier und außen zwölf. Ja, was hat es mit der Zahl zwölf auf sich? Zwölf Monate, zwölf Apostel oder eine andere Deutung? Wann ist die kleine Kapelle überhaupt entstanden? War sie vielleicht vor ganz langer Zeit eine heidnische Kultstätte? Oder wurde sie im 12. Jahrhundert als Versammlungsraum gebaut, vielleicht der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden? Spekulationen, Hypothesen, Legenden. Heute wird sie genutzt für Gottesdienste, Kammerkonzerte, „Kunst-Stückchen“, Hochzeiten und Taufen.

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Mit dem Bike zur Burg Hülshoff

02-Huelshoff07-Huelshoff04-Huelshoff06-Huelshoff12-Eurobahn11-EurobahnWir haben uns einiges vorgenommen an diesem Sonntag. Mit dem Bike wollen wir zur Burg Hülshoff fahren, bekannt als Geburtsort der berühmten Dichterin Annette von Droste Hülshoff. Die Wasserburg liegt nordwestlich von Münster, das ist von Hamm aus eine beträchtliche Strecke. Im Hammer Norden geht’s los, entlang der Geinegge bis zum Bahnhof Bockum-Hövel, den Klostermühlenweg eine ganze Weile parallel zur Bahnstrecke und durch verschlafene Dörfer und Felder nach Mersch und Drensteinfurt, dessen Marktplatz wir bei heftigem Glockengeläut und vereinzelten Proklamationen von Schützengruppen erreichen. Einen stillen Picknickplatz finden wir einige Kilometer weiter im Schatten eines Wäldchens, bevor es weiter geht, zum Teil wieder entlang der Bahnstrecke von Hamm nach Münster bis Rinkerode, wo wir den kleinen Bahnhof links liegen lassen und zügig weiter fahren nach Hiltrup. Käffchen? Zu laut auf der verkehrsreichen Hauptstraße und in den Seitenstraßen herumsuchen wollen wir auch nicht, haben ja ein Ziel. Also weiter bis Münster, das heißt westlich um die Stadt herum, wo am Fahrradweg oberhalb einer Kreisverkehrstraße wieder eine ruhige Bank zum Minipicknick aus der Fahrradtasche einlädt. Weiter geht’s über Roxel Richtung Havixbeck und nach gut fünfzig Kilometern erreichen wir unser Ziel, die Burg Hülshoff. Fahrräder können wir links vom Eingang prima anketten, der Eintritt ist frei. Wir tasten uns hinein in den großzügigen Park mit wunderschönen Hortensienbüschen in Blau und Rosa und sehen schon die imposante Wasserburg inmitten dieser münsterländischen grünen Parklandschaft, umschlossen von einer Gräfte. Ein großes Tor führt in den Innenhof, wo vor der Burgkulisse die Künstler einer Musikergruppe gerade Soundcheck für ein Open Air Konzert im Rahmen der Hülshoffer Sommerkonzerte machen. Ein Text von Annette von Droste Hülshoff soll musikalisch performt werden, lesen wir. Nun, bevor wir uns der Welt der berühmten Dichterin nähern, die in im Jahre 1797 in diesem Hause geboren wurde, gönnen wir uns nach stundenlangem Strampeln doch erst einmal die richtige Kaffeepause und haben Glück. Unter einem Sonnenschirm im gemütlichen Innenhof des Burgcafés gibt es blitzschnell servierten Kaffee und leckeren Apfelkuchen, schön westfälisch.

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Nach der Stärkung haben wir den Kopf frei für das Droste-Museum, das aus den Wohnräumen der Familie von Droste zu Hülshoff zur Zeit der berühmten Tochter Annette besteht, alle im Erdgeschoss des mächtigen Gebäudes. Fünf Euro Eintritt mit Audioguide. Damit können wir den Gang durch das kleine Empfangszimmer, repräsentativem Essraum, kleinem Esszimmer, Schlafzimmmer, prunkvollen Gartenzimmer mit Ausblick in den Burggarten und Bibliothek individuell gestalten. Gediegene Esstische und -stühle, Kommoden, Konsolen, Vitrinenschränke, Sekretäre, Sofas aus vergangenen Jahrhunderten. Außerdem sehr schöne und interessante Gemälde, zum Teil von Familienmitgliedern der Drosten gestaltet und außer dem bekannten Portrait der berühmten Tochter mit dem blauen Kleid, wertvollem Ohr-und Fingerschmuck, der markanten Zopffrisur eine umfangreiche Ahnengalerie.
Nach einem Gängelchen im Garten vorbei an der Büste der Droste im Schatten der Allee zum Teehaus verlassen wir das Gelände der historischen Wasserburg, schwingen uns auf die Bikes und schweben in Richtung des Rüschhaus, das die neunundzwanzigjährige Dichterin nach dem Tod des Vaters mit Mutter und Schwester bewohnte. Auf dem Weg entdecken wir zufällig das Haus Vögeding, in dem Annette auf ihren Wanderungen vom Rüschhaus zur Burg Hülshoff ab und zu eingekehrt sei. Kurz anhalten und weiter auf den Spuren des Münsterländer Landadels. Noch einen Blick rund um das Dichterinnenhaus, kurzer Gang in das dahinter liegende Rüschhäuser Barockgärtchen, dann meinen wir, es reicht für heute. Wie kommen wir wieder nach Hause? Da wählen wir die bequeme Variante. Also auf die Zossen, in die Münsteraner City und zum Hauptbahnhof, von wo uns die Eurobahn über Hiltrup, Rinkerode, Drensteinfurt, Mersch, Bockum-Hövel zum Hammer Bahnhof bringt.

Hier geht’s zum Track der Tour von Hamm nach Burg Hülshoff am 14. August 2016

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Radtour entlang der Nordseeküste

02-EmdenBinnenhafenDas Seehafenstädtchen Emden ist Ausgangspunkt für unsere Radtour entlang der Nordseeküste. Einen sonnigschwülen Sonntag haben wir erwischt, sodass nach dreistündiger Anreise vom Hammer Bahnhof über Münster und Einchecken im Hotel „Upstalsboom“ ein Besuch der klimatisierten Kunsthalle ein angenehmer Einstieg ist. Die Sammlung mit Franz Marcs „blauen Fohlen“ aus der Schenkung von Henri Nannen sowie weiterer Exponate vom Expressionismus bis zur Gegenwartskunst wird prima ergänzt durch die derzeitige Ausstellung „OTTO MUELLER – natürlich nackt“ sowie Emden-Motiven von Otto Modersohn, gute Einstimmung auf einen Bummel im mediterranen Flair des schönen Binnenhafens mit angrenzendem Rathaus, Museumsschiffen und Gastronomie.
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Auch am nächsten Tag können die Jacken in der Tasche bleiben, als wir gemütlich durch die Dörfchen Larrelt und Wybelsum bis zum Siel- und Schöpfwerk Knock radeln. Wir befinden uns im Gebiet der „Deichacht Krummhörn“, die darauf achtet, dass 55 km Küstenlinie zwischen den Städten Emden und Norden durch Deiche geschützt sind. Beim kilometerlangen Befahren des Deichweges auf der Meer zugewandten Seite bekommen wir endlich das Nordseeküstenfeeling. Bei Campen müssen wir allerdings auf die Deichinnenseite wechseln und erreichen nach kurzen Fotopausen beim Campener Leuchtfeuer sowie beim schicken rotgelb gestreiften Pilsumer Leuchtturm das malerische Örtchen Greetsiel, wo wir jenseits des Touristenrummels ein feines Gartenplätzchen für Tomatensüppchen und Kaffee beim „Hohen Haus“ finden. Durch den Leybuchtpolder flitzen wir weiter bis zum heutigen Etappenziel Norden, wo wir im Hotel „Möwchen“ neben der alten Mühle unterkommen.
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In Norddeich beginnt der Radweg direkt neben den Fähranlegern der „Frisia“ zu den Inseln Juist und Norderney. Der Blick auf den Leuchtturm von Norderney begleitet uns dann eine ganze Weile bei unserer Fahrt zwischen Deichschafen auf unserer heutigen Etappe von Sielort zu Sielort. Wir bewegen uns in einer Region, deren Bewohner ständig mit dem Kampf gegen die Flut konfrontiert sind. Siele sind regulierende Tore, durch die einerseits das Wasser vom Binnenland in das Meer geleitet wird, die andererseits verhindern, dass Meerwasser das dahinterliegende Land überschwemmt nach dem in Harlesiel gelesenen Motto „dem Lande nutz – dem Meere trutz“. In jedem Ort mit dem „Siel“ im Namen halten wir an, denn in jedem gibt es außer dem Siel und dem Wasserlauf etwas zu sehen, Strände mit Strandkörben, Spielplätze, Windsurfer, Cafés und Restaurants. Nach Neßmer- und Dornumersiel machen wir eine Kaffee- und Kuchenpause im Hafen von Bensersiel. Von hier aus gelangt man nach Langeoog. Ein paar Deichkilometer weiter heißt uns das malerische Örtchen Neuharlingersiel willkommen, von wo aus man die Insel Spiegeroog erreicht. Ein schnuckeliges Ambiente im Hotel „Hinrichs“ in Carolinensiel ist heute unser Tagesziel. Namengeberin dieses Ortes mit Sielmuseum ist Fürstin Sophie Caroline von Ostfriesland, die als Skulptur von der Brücke aus das Panorama des alten Hafens betrachtet. Abends zieht es uns dann die zwei Kilometer nach Harlesiel, wo nach all den Stunden der Ebbe die Flut nun Erwachsenen und Kindern abendlich sonnigen Badespaß beschert. Zum Abschluss gönnen wir uns vegane Leckereien im „Wattkieker“.
10-Wilhelmshaven11-WilhelmshavenWilhelm11-WilhelmshavenSuedstrand
Wilhelmshaven ist unser nächstes Ziel. Heute verlassen wir mal die Küstenlinie und radeln querfeldein Richtung Jever. Schön, ja, schön könnte es eigentlich sein. Ist es aber nicht, denn es stinkt gewaltig. Gülle, Gülle und nochmals Gülle. Nicht bei einem oder ein paar Feldern, nein, bei allen, kilometerweit, gefühlte zig Stunden lang. BÄH!!! Was denkt ihr euch eigentlich dabei, ihr Bauern? Soll ich etwa Mitleid mit euch haben? Findet akzeptable Wege aus dieser Gülleschwemme! Vor dem Backshop an einer kleinen Kirche in Jever können wir bei einem Käffchen erst mal durchatmen, bevor wir jenseits der Felder weiterfahren und an der Bockwindmühle in Accum ein nettes Bänkchen zum nächsten Picknick finden. Als dann Wolken aufziehen, machen wir uns auf den Weg und sehen zu, dass wir das „Hotel am Stadtpark“ trocken erreichen. Dass der Stadtpark etliche Kilometer außerhalb der Wilhelmshavener City und unser Hotel inmitten der Gebäude eines großen Klinikums liegt, hatten wir nicht erwartet. Egal, ein Bus der Linie 6 bringt uns bis zur Kaiser-Wilhelm-Brücke. Das Wetter hat sich gemausert, von Regen keine Spur, sondern Sonne pur, als wir den Südstrand entlang zum Helgolandkai bummeln und uns am Tickethäuschen informieren, wo am nächsten Morgen um neun die Fähre nach Edwarderhörne ablegt. Durch den preußisch akkuraten Park mit Kaiser-Wilhelm-Denkmal wandern wir zur Fußgängerzone. Der Hungerast wird hier aber nicht fündig, sondern ein paar Straßen weiter in der Virchowstraße, wo der „Bambus Palast“ mit „Caribbean Sun“ Cocktail und Gemüse aus dem Wok unsere Wünsche erfüllt.
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Wenn man in Wilhelmshaven gut acht Kilometer vom Helgolandkai entfernt wohnt und um 9 Uhr die Fähre nach Eckwarderhörne erwischen will, heißt es zeitig packen, frühstücken und ab auf die Räder. Schaffen wir, entdecken schöne schattige Radwege, erreichen rechtzeitig den „Harle Kurier“ und eine dreiviertel Stunde später das Örtchen Eckwarderhörne in der Region Butjadingen an Jade und Weser. Dann radeln wir wieder zwischen Schafen entlang des Deiches in großem Bogen, mal innen, mal außen durch kleine Örtchen mit Kaffee- und Kuchenpause bei einem Backshop in Tossens. Eigentlich alles wie auf der Sieltour, nur hier dürfen auch Autos und Motorräder den Radweg befahren, was doch die Radelfreude erheblich beeinträchtigt. Außerdem erfahren wir, dass die Weserfähre nach Bremerhaven wegen Beschädigung des Fähranlegers in Blexen ausfällt. Und nun? Wie sollen wir über die Weser kommen? Die nächste Möglichkeit für Radfahrer sei wohl Brake, erfahren wir, ein Riesenumweg Weser rauf, Weser runter. Ach, erst mal zum Anleger fahren, mal sehen, was es da gibt. Busersatzverkehr, jede Stunde, erfahren wir noch unterwegs. Und Fahrräder? Flitz, Flitz durch Blexen zum Anleger … und siehe da: Ein Bus steht da! Und einige Radtouristen von der „Harle Kurier“ treffen wir auch wieder.
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Der Busfahrer ist die Geduld in Person, Fahrräder irgendwie verstauen, bezahlen und als der Bus voll ist, gehts los. Wir ruckeln in ca. einer Stunde von Nordenham durch den Wesertunnel über Autobahn, Land- und Stadtstraßen und bekommen gleich ein Sightseeing um und in Bremerhaven. Keine Weserüberquerung, sondern -unterquerung, aber alles gut gegangen. Der nächste „Schock“ kommt im „Best Western Plus Hotel“ im Fischereihafen: Fahrräder draußen auf dem Parkplatz unterbringen. Nein, keine andere Möglichkeit. Auch da müssen wir durch. Ambiente und Zimmer mit gläserner Dusche und Weserpanorama sind schon spektakulär und welch ein Glück: Donnerstags gibt es Live Musik im Schaufenster Fischereihafen. Von der Mitte sind wir drei Kilometer entfernt, das heißt, noch mal die Zossen satteln und losfahren, um schon mal rund um das Kolumbus Center Orientierung und ersten Blick auf die Sehenswürdigkeiten zu bekommen. Kleine Pizza bei PizzAmore am Bahnhof, zurück zum Fischereihafen, Nudeln mit Gemüse, Chilisoße und Glückskeks am Thaistand, auf eine Treppe setzen und Joe Cocker Tribute von Mr. Joe hören.
Der nächste und letzte Tag unserer Nordseeküsten Radtour gehört ganz den Attraktionen dieses Ortes am Delta der Wesermündung. Er beginnt spektakulär mit dem vielfältigsten Frühstück der Reise im vorspringenden Glaspalast über dem Hafenbecken am Fischkai. Alternativ zum Rührei, Würstchen und Speck gibt es für uns gegrilltes buntes Gemüse und Champignons mit Zwiebelchen. Alle anderen Leckereien natürlich selbstredend. Das entschädigt schon fast für die Sorge um die Fahrräder, die die Nacht übrigens unbeschadet überstanden haben. Heute bleiben sie stehen. Wir wandern los in die Mitte des Geschehens, bummeln durch die Kolumbus Shopping Mall und folgen anschließend den Spuren unseres Auswanderers Friedrich Wilhelm Hupfeld, der im Jahre 1845 hier am Kai in Bremerhaven mit Vater, Mutter und Bruder ein winziges Plätzchen im Zwischendeck des Dreimastseglers „Heerjeebhoy Rustomjee Patel“ bekam und 117 Tage später im Hafen des südaustralischen Port Adelaide an Land ging. Nach dem Auswandererhaus zieht es uns zu Sushi und Algensalat in der Mall, dann Käffchen zu Füßen der Bürgermeister-Smid-Gedächtniskirche und auf zur nächsten Veranstaltung, einer Hafenrundfahrt mit „Lady Sunshine“. Was ich hier sehe und höre, bringt mich doch echt zum Staunen: Schiffe und Docks in Größendimensionen, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Diese Kollosse für alle möglichen Zwecke wie Autotransport und Kabelverlegung wollen doch auch zum und im Ozean bewegt werden, das bringt jede Menge intelligente Planung, Arbeit und Kosten. Danach noch ein paar kleinen Schiffen beim Hochgehievtwerden in der Schleuse „Neuer Hafen“ zuschauen. Dann ist es genug, meint auch das Wetter. Die drei Kilometer zum Fischereihafen müssen wir mit Regenschirm wandern. Abendessen vom Asiaten gibt es heute am langen Tisch im Hotelzimmer. Mit Blick auf das Weserpanorama in Richtung offenes Meer lassen wir noch einmal die ganze Tour an uns vorbeiziehen. Schön war’s an der Nordseeküste!

Nordseeküstenradtour von Emden nach Bremerhaven – 24. bis 30. Juli 2016

Die Geschichte von Friedrich Wilhelm Hupfeld aus Germerode am Meißner

Auf den Spuren von Friedrich Wilhelm Hupfeld: Australien Reisebericht – Sydney bis Adelaide

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Marcel Beyer in Leipzig

Beim Gespräch mit Miriam Böttger auf der Leipziger Buchmesse 2006 liest Marcel Beyer aus seiner Erzählung „Vergeßt mich“. Die hat was, macht neugierig auf Madrid, den Francokult und vor allem Lust, die ganze Dreiecksgeschichte zu erleben. Schon beim kurzen Reinhören kommt so viel Zartheit bei mir an. Zehn Jahre später bekommt Marcel Beyer den Georg-Büchner-Preis 2016. Ich freue mich für diesen sensiblen Autor. Herzlichen Glückwunsch.

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ExtraSchicht im Bergwerk Ost

2016-06-25-Extraschicht6Im Rahmen der Veranstaltung „ExtraSchicht. Die Nacht der Industriekultur“ war am 25. Juni 2016 zum erstenmal das Bergwerk Ost in Hamm dabei. Inzwischen ist die Zeche stillgelegt. Bis Ende 2009 waren noch 2000 Mitarbeiter beschäftigt und auf deren Spuren konnten sich die Besucher begeben. Eingebettet in ein Programm mit Darbietungen in Musik, Tanz und Kunst konnten die einzelnen Bereiche der Zechenanlage besichtigt werden, so eine Waschkaue mit unzähligen Drahtkörben, in die die Bergleute seinerzeit ihre Alltags- bzw. Arbeitskleidung verstauten und unter die Decke zogen. Und wie geht es weiter? Nach dem Motto „Aus Kohle wird Kultur“ soll das Zechengelände entwickelt werden.

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Kalenderblatt: Ingeborg Bachmann

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Am 25. Juni 2016 würde sie 90 Jahre alt. R.I.P.

Ingeborg Bachmann *25. Juni 1926 +17. Oktober 1973

Kalenderblatt vom „Arche Literatur Kalender 2016. Glückliche Augenblicke“

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König, Meister, Prinz

Es war einmal ein junger Prinz, dessen Vater ihn öfter mitnahm ins Theater. Eines Tages erlebte er die Geschichte eines Tondichters, in der ein Prinz im silbernen Boot von einem weißen Schwan gezogen wurde. Seitdem träumte er sich Nacht für Nacht in das Schwanenboot. Er war immer noch sehr jung, als sein Vater starb und er König wurde und er träumte sich noch immer in das silberne Boot hinter dem wunderschönen Schwan. „Hol mir den Tondichter herbei, koste es, was es wolle“, befahl er seinem Diener.
So wurde Meister Richie eines Tages vom jungen König empfangen. „Ich habe Sie herbestellt, weil ich Ihre Werke sehr schätze, Meister der Töne. Mein Volk soll Ihre Musikgeschichten auf der großen Bühne erleben.“ „Nun gut, mein König“, antwortete Meister Richie. „Meine neueste Tondichtung handelt von einem edlen Ritter, der ein wunderschönes Mädchen liebt und es erobern will. Dazu muss er sich in einem schwierigen Wettkampf der Meistersinger bewähren.“ „Bringe er das Stück auf die Theaterbühne, mit den besten Sängern und Musikern des Landes, koste es, was es wolle“, antwortete der König. Und so wurde die Geschichte mit allem Schnickschnack aufgeführt, dass auf der Bühne die Fetzen flogen.
MeistersingerViele Jahre später wurde Bücherprinz Ruprecht Frieling von Meister Richies Werken fasziniert. Über die Musik und die Sprache hat er zu Richard Wagner gefunden, sagt er. Wagner-Opern erinnern ihn an die gigantischen Rockkonzerte aus früheren Jahren, wie die von Cream und Jimi Hendrix. Mit seinen Opernerzählungen möchte er viele Menschen an Wagners musikalische Dichtungen heranführen. „Die Meistersinger von Nürnberg“ ist seine neueste, so lebendig mit Frieling’schem Sprachwitz geschrieben. Beim Lesen werde ich in die frühe mittelalterliche Geschichte entführt, vom Minnegesang, dem Buhlen der Ritter um die Burgfräulein bis zu den Regeln der Meisterlieder, die Ritter Walther von Stolzing beherrschen muss, um die schöne Eva zu erobern. Und wie lustig, wenn der pfiffige Hans Sachs nach dem Prinzip „Liebe ist wichtiger als Tabulaturen“ Erbsenzähler Beckmesser austrickst.

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