„Fernand Léger. Malerei im Raum“

2016-06-04-LegerWen an einem von heftigen Regenschauern gebeutelten Samstag Kölner Konsumtempel in Dumont Carré, Neumarktgalerie, Schildergasse und Hohe Straße eher langweilen, der hat eine gute Gelegenheit, ein paar Stunden im Museum Ludwig zu verbringen. Ein großes Plakat auf der Domplatte weist auf die derzeitige Ausstellung hin, „Fernand Léger. Malerei im Raum“.
2016-06-04-LegerSchriftBildMit Audioguide bummeln wir durch die Installation und bekommen kurzweilige Eindrücke und Informationen zu den Objekten des französischen Künstlers Fernand Léger (1881-1955), überwiegend farbige Gestaltungen für private und öffentliche Räume, Bühnen, Filme aus den Zwanzigern und einer überdimensionalen Montage für die Pariser Weltausstellung im Jahre 1937.

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„Keine Panik“

Udo01Udo04Der kleine Mann mit der roten Jacke im Lichtkegel unter unzähligen Sternen am tiefblauen Horizont ist der berühmte Udo Lindenberg aus dem westfälischen Gronau. Nachtigall, nennt er sich selbst auch gerne. Er singt zwar nicht so schön wie diese, aber mit genausoviel Hingabe und Freude. Vergangenen Freitag war ich wieder dabei, als das Panikorchester aus dem wellenbrausenden Atlantik auftauchte. Hoch oben über der Menge in der Kölnarena schwebte die coolste Socke ein. „Odysee“. Lebensfreude. Ja, das Leben, „…gib’s nie wieder her…“. Und was brauchst du zum Leben? Keinen „Plan B“. Keine Waffen, rassistische Fratzen, feindliche Parolen und schräge Despoten, sondern Liebe. Die bringt Lebensfreude, hilft gegen die Panik, reißt Mauern ein und begleitet dich „durch die schweren Zeiten“.

Lindenberg in der Essener Grugahalle 2008
Lindenberg in der Kölnarena 2012
Lindenberg im Jovel in Münster 2014

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Radtour durch das liebliche Taubertal

WertheimMainuferUnsere diesjährige Pfingstradtour begann in Wertheim, wo wir am Mainufer parken, Fahrräder und Taschen klarmachen und in den Zug nach Schrozberg einsteigen konnten. Von dort ging es per Bike durch Felder und Wiesen ca. 25 km nach Rothenburg ob der Tauber, ein Ort, von dem ich jetzt weiß, warum der das „ob“ im Namen hat. Das bizarre Städtchen liegt hoch oben über der Tauber und verlangte uns den ersten heftigen Anstieg ab.
RotenburgStadttorAm Tor angekommen, empfingen uns drei junge Hereinlasser, die an einem Tisch saßen und in ihren Listen erst einmal prüften, ob wir eine Berechtigung zum Einlass hatten. Mit 3 Euro pro Person waren wir dabei und durften den Bereich innerhalb der hohen Stadtmauern betreten. Hier fand nämlich an den Pfingsttagen das jährliche Mittelalterspektakel um den Meistertrunk statt. Der soll im 30-jährigen Krieg die Stadt vor Tillys Truppen und dem Katholizismus gerettet haben.
RotenburgMarktplatzFestwieseRothenburgAufsitzen war nicht. Wir mussten unsere „Zossen“ samt Satteltaschen die holprige steile Gasse hinauf auf den Marktplatz schieben und durch ein Gedränge von historisch kostümierten Mädchen und Burschen das Hotel finden, einchecken und „Zossen“ in die Garage stellen. Nach dem Abendessen beim „Reichsküchenmeister“ war noch ein Gängelchen zwischen zahlreichen Buden mit Angeboten von Handwerkern, Händlern und Musikgruppen aus vergangenen Jahrhunderten und ein Blick über die begehbare Stadtmauer auf das Zeltlager auf den Wiesen vor der Stadt angesagt.
Nun, man hätte sich in dem Rothenburger Spektakel auch einige Tage lang nicht langweilen müssen, denn am nächsten Morgen ging es weiter mit allem Drum und Dran, Musik, Pferdegetrappel, Appell auf dem Marktplatz. Doch wir nahmen den Abstieg zum lieblichen Taubertal und fuhren mit wenigen kurzen Pausen (weil es zu kalt war!!!) bis Creglingen, die winzige Hergottskirche oben am Berg war unser Ziel.
HerrgottskircheCreglingenRiemenschneiderIn dieser kleinen Kirche befindet sich nämlich eins der berühmten Meisterwerke von Tilman Riemenscheider, ein Schnitzaltar, der den steilen Anstieg lohnt. Nach einer längeren Regenpause im Gasthaus Kohlesmühle an der Straße direkt unterhalb der Kirche ging es bis Weikersheim, einem weiteren mittelalterlichen Tauberstädtchen mit einem „Schatzkästchen der Renaissance und des Barock“, dem Schloss und dem Schlossgarten, wo wir in einer Führung über die Geschichte dieser 1586 vom Grafen Wolfgang von Hohenlohe erbauten und Anfang des 18. Jahrhunderts vom Grafen Carl Ludwig von Hohenlohe erweiterten großzügigen und facettenreichen Anlage informiert wurden. Ein wirkliches Schatzkästchen. Abends ging es nach Bad Mergentheim, das wir uns wegen Müdigkeit erst am nächsten Morgen ansehen wollten, was jedoch dann buchstäblich ins Wasser fiel.
TaubertalLieblich2LieblTaubertalEBikeBei Regen und Kälte ging es am Pfingstmontag weiter, wobei wir feststellten, dass das Taubertal auch bei schlechtem Wetter nichts an Lieblichkeit einbüßt, einfach schön mit seinen blühenden Obstwiesen und idyllischen kleinen Dörfern, jedes auf seine Art sehenswert. Ein Highlight war zunächst eine längere Kaffeepause auf dem Marktplatz in Tauberbischofsheim, das vom Fechten bekannte Städtchen mit Türmersturm und schönem Rathaus. Auch wenn es im Café so schön warm und draußen kalt war, hieß es: on the road again. Das nächste Ziel auf der Etappe musste wieder mit einem steilen Anstieg erkämpft werden, das Kloster Bronnbach, eine historische Klosteranlage von ehemaligen Zisterziensermönchen, im 12. Jahrhundert gegründet von Bernard von Clairveaux. BronnbachKlosterKreuzgangAußer einem schönen Kreuzgang konnten wir auch hier aufwändig gestaltete Meisterwerke an Wänden und Decken bewundern und erfahren, dass wie Schloss Weikersheim auch in dieser groß angelegten Einrichtung das historische Ambiente zu verschiedenen Anlässen genutzt wird wie Übernachtungen, Tagungen, Musikevents und Trauungen. Ziel der Etappe und Endziel der Radtour war die Stelle, wo die Tauber in den Main fließt und so erreichten wir nach insgesamt ca. 135 Kilometern strampeln am späten Nachmittag das Städtchen Wertheim mit einer imposanten Burg und unserem Auto am Mainufer.

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Das Alsfelder Rathaus

AlsfeldRathausDas Alsfelder Rathaus ist schon ein ganz besonderes historisches Gebäude. Der Fachwerkbau auf der ehemaligen Markthalle mit der Alsfelder Elle, den aus Stein gebauten Spitzbögen und dem Schieferdach mit zwei Türmen ist das unverwechselbare Wahrzeichen der Stadt. Neben dem Weinhaus mit Pranger, der Walpurgiskirche und weiteren schönen alten Fachwerkhäusern auf dem mittelalterlichen Marktplatz zieht es die Blicke unwillkürlich an. In der Zeit von 1512 bis 1516 erbaut steht es heute unter Denkmalschutz. Die Räume werden genutzt für das Amtszimmer des Bürgermeisters sowie Sitzungssaal und Trauzimmer.

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Haus der Wannseekonferenz

Haus der Wannseekonferenz

Die mittägliche Märzsonne wärmt schon ganz schön, als wir uns an diesem Samstag auf den Weg zum Wannsee machen. Das „Haus der Wannseekonferenz“ ist unser Ziel, eine historische Villa am Wannsee gelegen. Vor Ort wollen wir versuchen, nachzuerleben, was sich dort an einem Januartag des Jahres 1942 zugetragen hat. „Die Wannseekonferenz und der Völkermord an den europäischen Juden“ ist der Titel der ständigen Ausstellung. Vom Hauptbahnhof aus fahren wir mit der S-Bahn Linie 7 über das Westkreuz bis zum Bahnhof Wannsee. Von der gegenüber liegenden Straßenseite aus bringt uns ein Bus der Linie 114 Richtung Heckeshorn bis zur Haltestelle „Haus der Wannseekonferenz“. Von dort sind es ein paar Fußminuten bis zum Eingang in einen weitläufigen Park, dessen Mittelweg direkt zum Säulenportal der Villa führt. In das großzügige Ambiente dieses Hauses am See hatte SS-Obergruppenführer (SS = Schutzstaffel) Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD (Sicherheitsdienst) eingeladen.
WannseekonferenzHaus10WannseekonferenzHaus05Außerdem war jener Reinhard Heydrich auch Reichsprotektor für Böhmen und Mähren in Prag, und dort hatte er wohl auch die Einladung zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück zum 20. Januar 1942 um 12 Uhr Berlin, Am Grossen Wannsee 56-58“ abgeschickt. In einer Vitrine im Besprechungsraum sind entsprechende Dokumente ausgelegt, so auch die 15 Seiten des von SS-Obersturmbannführer Eichmann vom Reichssicherheitshauptamt erstellten Protokolls. In diesem Raum fand also die 90 minütige Besprechung statt, an der 15 Männer teilnahmen, Gauleiter, Staatssekretäre (u.a. des Reichsjustizministeriums), SS-Ober-, Gruppen- und Sturmbannführer und der Ministerialdirektor der Reichskanzlei. Worum es ging? Das lesen wir im Kapitel II des Protokolls. Es ging um einen „Entwurf über die organisatorischen, sachlichen und materiellen Belange im Hinblick auf die Endlösung der europäischen Judenfrage“.
WannseekonferenzHaus08Wannsee01Und wie der Völkermord aussehen soll, hat der Protokollant auf Seite 7/8 so formuliert: „Unter entsprechender Leitung sollen nun im Zuge der Endlösung die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.
Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als entsprechende Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist.“
Die Märzensonne hat an Intensität nicht verloren, als wir noch ein Gängelchen am Wannsee machen, doch irgendwie wärmt sie uns nicht mehr.

Besuch im Haus der Wannseekonferenz am 19. März 2016

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Kathedrale im „Sunnesching“

Kölner Dom vom Wallrafplatz

Kölner Dom vom Wallrafplatz

Wenn man sich vom Neumarkt kommend in der Schildergasse schlängelt, ist man mittendrin im Gewühle. In beiden Richtungen laufen unzählige Menschen zwischen großen und kleinen Hallen des Konsums. Vor allem mit Kleidung einschließlich Sportkleidung und Schuhen kann man sich eindecken. Bei der Bäckerei Merzenich geht es nach links in die Hohe Straße, wo das Schlängeln durch die Enge der Häuserschlucht noch schlängeliger wird. Und dann hat man endlich den Wallrafplatz erreicht, links das WDR Funkhaus, rechts wieder Merzenich und andere Läden und oben die Werbung für 4711 Kölnisch Wasser, das übrigens gar nicht das ursprüngliche Kölnisch Wasser ist, das wurde nämlich von Johann Maria Farina kreiert. Und über allem ragen die Türme des unvergleichlichen Kölner Wahrzeichens in den blauen Himmel.

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Manfred Billinger

BillingerTor4Von der Weststraße in der Hammer City biege ich ein in die schmale Gasse, „Rue de Toul“ genannt. Am Ende dieser Gasse befindet sich das „Tor der Wachsamkeit“. Zwei hohe Metallsäulen werden überspannt von einem fein eingearbeitetem Metallteil, in das ein großes bewegliches Auge eingebaut ist, allerdings ist das ziemlich hoch und auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Ich kann nicht sagen, wie oft ich dieses Tor durchquere, jedenfall immer, wenn ich in der City unterwegs bin und das ist oft, ich wohne ja nicht weit entfernt. In jedem Falle denke ich an Manfred Billinger. Der hat im Jahre 1992 dieses Tor geschaffen. Warum er den Titel „Tor der Wachsamkeit“ gewählt hat, lese ich in einer Publikation vom Klartext Verlag „Skulpturenführer Hamm. Zwischen Bärenbrunnen und Wolkenschaukel“: „Mein Tor habe ich der Wachsamkeit gewidmet, der Zustand, der den Menschen vor Schaden bewahrt? Vor Täuschungen, vor Irrtümern, ist Wachsamkeit nicht möglicherweise eine Tür oder ein Tor zum Glück zur Zufriedenheit, zum Paradies auf Erden? Wach sein heißt im hier und jetzt gegenwärtig zu sein.“
BillingerTor0Und ich denke an meine letzte Begegnung mit Manfred, nur ein paar Meter von hier entfernt vor der Einhorn Apotheke. Es war so eine seltsame Begegnung. Ich glaube, ich sagte wohl so was Ähnliches wie ‚Hallo Manfred‘ und er … nichts. Stand mir gegenüber, sah mich an und schwieg. Hatte er mich überhaupt erkannt? Wir hatten uns doch oft gesehen, im Bauernhaus zwischen den Feldern und später hier in der Stadtwohnung. Ja, wir hatten uns wohl ein paar Jahre nicht gesehen. Manfred war inzwischen als Künstler großer Bilder und Skulpturen in Hamm und überregional bekannt. Ich sagte auch nichts mehr. Und so standen wir eine Weile schweigend. Ich sah den Jungen an, der neben ihm stand. Das musste sein Sohn sein, seinerzeit auf dem Bauernhof ein knuddeliges Baby. Ich war dort wohl einen halben Tag lang mit einer Freundin, die wegen eines längeren Amerikaaufenthales ihre Möbel in Manfreds Schuppen lagern wollte. Der Schuppen war sein Atelier. Stolz führte er uns herum und zeigte uns seine Arbeiten. Nur welche waren das denn eigentlich? BillingerTorAugeHier verlässt mich die Erinnerung. Mehr interessierte mich die Idylle auf dem Land, das einfache Leben zwischen Feldern und keinem Nachbarn in Sichtweite. Mann, Frau und Baby. Zum Essen gab es Pfannkuchen mit Gemüse. Nie werde ich das Bild vergessen, als wir uns verabschiedeten. Drei strahlende Billingers, Baby auf Manfreds Arm, stehen vor dem Bauernhaus zwischen sonnigen Feldern und winken.

R.I.P. Manfred Billinger (* 1953 in Münster, + 10. Februar 2001 in Hamm)

Tor der Wachsamkeit 2008

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„…the feeling of a space“

MitchellMuseumLudwig

„Joan Mitchell. Retrospective. Her Life and Paintings“
14. November 2015 – 21. Februar 2016
im Museum Ludwig in Köln

Joan Mitchell in Köln

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Köln am Aschermittwoch

2016-02-10-Aschermittwocb

Liebesschlösser auf der Hohenzollernbrücke am 10. Februar 2016

Rosenmontag 2016 in Köln „Mer stelle alles op der Kopp“

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„Mer stelle alles op der Kopp“

Rosenmontag2016-01Das Motto passt in diesem Jahr, wie es besser nicht sein könnte. Bis Sonntag Nachmittag mussten Veranstalter, Beteiligte und Besucher angesichts eines angekündigten Sturmtiefs bangen, ob der Kölner Rosenmontagszug überhaupt stattfinden könnte. Die Zugleitung um Christoph Kuckelkorn hatte eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen und handelte getreu dem Motto „Mer stelle alles op der Kopp“: Rosenmontag2016-03Rosenmontag2016-05Der Kölner Rosenmontagszug 2016 findet statt. Wenngleich mit einigen der Sicherheit geschuldeten Einschränkungen. So werden keine Pferde und sehr hohe Wagen dabei sein und an der gesamten Zugstrecke werden Tribünen und andere Aufbauten auf Sturmfestigkeit überprüft. Alles okay. So machen wir uns von Hamm aus auf den Weg, Regenponcho und Schirm im Rucksack. Kurz nach 10 Uhr verlassen wir den Kölner Hauptbahnhof und können es nicht glauben. Der Wind hält sich in Grenzen und die zwei Domtürme ragen in einen blauen Himmel. Der Herrgott muss ’ne Kölsche sing, hören wir einen sagen. Ja klar, und wie kommen wir jetzt am schnellsten zum Zug? Schließlich ist er ja schon unterwegs vom Severinstor zum Waidmarkt und müsste bald die Hohe Pforte erreicht haben, von wo er in die Schildergasse einbiegt. Also nix wie zur Schildergasse. Zusammen mit anderen Jecken streben wir durch die Hohe Straße und stehen bald direkt hinter einem rotweißen Absperrband. Polizei ist auch schon da. Ein moosgrün geschminkter Scherzbold nutzt die Zuschauerkulisse und führt ein kleines Tänzchen mit Rasselbegleitung vor. Doch alle warten auf das erlösende Schild mit der Aufschrift „D’r Zoch kütt“.
Rosenmontag2016-07Und endlich beginnt der bunte Reigen mit Pauken, Flöten, Glockenspiel und Trömmelchen. Das hab ich doch schon die ganze Zeit im Kopf. „Denn wenn es Trömmelche jeht“, da stehen wir doch alle parat und trecken durch die Stadt und singen alle mit. Eine ganze Weile lassen wir noch die roten und blauen Funken und die Altstätter an uns vorbeiziehen, sammeln Kamelle und Strüßjer und trecken weiter zum Hahnentor, wo wir uns mit ein paar Leuten treffen. Da zieht gerade die Oper an uns vorbei. Weil die nämlich kein Opernhaus kriegt, wandert sie von Haus zu Haus und spielt Oper, mal bei Müller, mal bei Schmitz, mal anderswo im Wohnzimmer. Und wir wandern auch weiter über den Hohenzollernring. Cappuccinotime. Bei Starbucks am Friesenplatz können wir in Ruhe ein halbes Stündchen sitzen, vor uns hin träumen und surfen, bis wir dann parallel zum Umzug in der Magnusstraße die Friesenstraße entlang gehen und plötzlich den Anfang des Zuges wieder entdecken. Ach ja, die ersten sind ja schon bald am Ziel in der Komödienstraße.
Rosenmontag2016-13Die Gereonstraße führt direkt an die Ecke Unter Sachsenhausen, wo wir die wandernde Oper wieder sehen, eine melancholische Frau Merkel mit Europafähnchen in der Hand, den Dom mit Kran auf die rechte Rheinseite gehievt nach dem Motto „Schäl Sick ist schick“ und die weinende Colonia mit Sehstörung. Nun, was hat sie denn wohl nicht gesehen? Wir überlegen und denken uns, es könnte ihr wohl der Horror der Silvesternacht rund um Hauptbahnhof und Dom nachhängen, ein Geschehen, das dem Image von Colonia schlimme Kratzer zugefügt hat. Umso schöner, dass das diesjährige Motto auf keinen Fall ein „Driss Motto“ ist, wie einige Wagen uns weismachen wollen, wenn das Funkemariechen sich ihren Tänzer und der Reiter sein Pferd auf den Kopf hievt.

Kölner Rosenmontagszug 2014 „Zokunf mer spinkse wat kütt“

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