Udo Lindenberg in Köln

Lindenberg Time in Köln! Das heißt, vom Hotel am Neumarkt über Deutzer Brücke und Freiheit zur Kölnarena pilgern, sich durch die Menge an den Ständen rund um die Arena schieben, am Eingang Nord einchecken und im Unterrang 216 Reihe 14 Plätze 7 und 8 finden. Draußen brütende Hitze, drinnen kühles Lüftchen von hinten. Udo beginnt zehn Minuten später, weil rund um die Arena so viel los ist und er will, dass alle Leute mit Tickets die gesamte Show erleben. Also Leute, Stände verlassen und reinkommen. Tatsächlich werden die noch freien Plätze zügig besetzt, aus Sturm, Donner und Feuer taucht die Panik 1 aus dem wellenbrausenden Atlantik auf und spuckt lauter kleine Udos in die Halle. Der richtige kommt allerdings in seiner Raumkapsel direkt vom Himmel und die „Honky Tonky Show“ geht los, Panikorchester und Udo in Bestform. „Hallo Köln“ im Riesendisplay, die Arena tobt und wird von Udo kurzerhand umbenannt in „Exzess Arena“, kann man lassen, zumal Exzess Udo die Stadt mit Dom am Rhein zu seiner zweiten Heimat erklärt. Durchaus berechtigt, wenn er es schafft, an zwei Abenden hintereinander diese Halle vollzukriegen.

Vom fein geschminkten Livrierten auf dem Tablett ein Eierlikörchen für die Nachtigallstimme gereicht, dann kann’s losgehen durch die „schweren Zeiten“, aber auch die der Freude und Ausgelassenheit. „Mein Ding“, singt er und schon springen die ersten Zuschauer von den Sitzen und erst recht, als Kölns berühmte Kathedrale mit filigranen Fenstern das Bühnendisplay ausfüllt, Priester und Nonnen ausgelassen auf die Langbühne ins Publikum tanzen und der freche Udo meint, er könne die Herzen der stolzesten Frauen brechen. Nein, nein, sein Fazit ist okay: Weg von den religiösen Zwängen. Macht euch locker, heißt die Devise. Und dann, wie oft muss er das noch singen? Seit vierzig Jahren: „Wozu sind Kriege da?“ Ja, wozu und wer will die eigentlich? Greta und die Kids von #FridaysForFuture wollen nicht Krieg, sondern Panik, ja, Panik angesichts unserer Dreckswelt mit plastikverseuchten Meeren und Klimakatastrophen. „Save the Planet!“ Wer soll das ändern? Schwachmaten an Regierungen kriegen’s nicht geregelt. Trump und Putin sollen selbst in den Ring steigen und gegeneinander fighten, anstatt Leute in den Tod zu schicken.

Was ist mit der Botschaft von Martin Luther King und John Lennon? Love and Peace! Es gibt keine bessere, sollte überhaupt keine andere geben. Wie es mit dem fitten Udo weitergeht? Wer „Lady Whisky“ überlebt hat und mit dreiundsiebzig wie ein junger Gott über die Bühne rennt, der schafft’s in drei Jahrzehnten in den Club der Hundertjährigen, um später dann im Himmel weiter zu rocken in der ultimativen Band mit Janis, Jimi, David, Prince und all den anderen, die voraus gegangen sind. „Wir ziehn in den Frieden“, performt Meister Udo mit Unterstützung einer Gruppe von Jugendlichen, und besingt die „Bunte Republik Deutschland“ zusammen mit special Guest Gentleman. Zum Grande Finale wird’s wieder richtig ausgelassen, als die Panikband in die historische Schatzkiste greift mit Onkel Pö, Andrea Doria, Candy Jane, Reeperbahn, Eldorado. Nach gut drei Stunden zieht es das Schiff zurück in die Wellen des Atlantik. Udo hat mal wieder alles gegeben und entschwebt per Raumkapsel.

Ach ja:

„Hinterm Horizont geht’s weiter“

Weitere Hörproben zum Konzert von Udo Lindenberg am 29. Juni 2019 in der Lanxess Arena auf:

Renates Kanal

Keine Panik in Köln 2016

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Eine Antwort zu Udo Lindenberg in Köln

  1. Noah sagt:

    Total toll geschrieben Oma
    Viele Grüße

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