Der Herausgeber von WELTENDE ist nicht nur ein liebenswerter Bücherprinz und kompetenter Ratgeber für Indie Autoren, sondern auch und vielleicht vor allem ein guter Schatzfinder. Den Dichter Jakob van Hoddis hat Wilhelm Ruprecht Frieling bereits vor längerer Zeit entdeckt, doch erst jetzt mit der Publikation des E-Books einen Auszug seines Schaffens an das Licht befördert, siebzehn Gedichte, expressionistisch, surrelistisch, skurril, sarkastisch, schräg. Wie in der Zeile „Die Braut friert leise unterm leichten Kleide“ aus dem Gedicht vom „Todesengel“, dem „wüsten Freier“, weiß man als Leser zunächst nicht, ob man erheitert, verwirrt oder entsetzt sein soll. Was will der Dichter uns vermitteln mit seinen oft in krassem Widerspruch zueinander stehenden Bildern wie im „Weltende“ Menschen mit Schnupfen neben einstürzenden Brücken? Oder mit dem bleichen, blaugeäderten Frauenarm aus der Wand im Gegensatz zum zierlich Blut leckenden Katzentier im „Visionarr“? Beim Lesen von Frielings Vorbemerkung zur Lebensgeschichte des Dichters verzieht sich das Schmunzeln endgültig. Da hat es durchaus etwas von Apokalypse, wenn ein „starker Wind“ emporspringt und des „eisernen Himmels blutende Tore“ öffnet. Jakob van Hoddis Zeit war knapp bemessen. Nach dem Ausbruch einer psychischen Krankheit war für ihn selbstbestimmtes Leben und Schaffen nicht mehr möglich und unter der Diktatur nach 1933 verlor er auch das Wenige, was ihm blieb. Er wurde von den Nazihenkern verschleppt und ermordet.
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Ruprecht Frieling performt: WELTENDE
Ich freue mich sehr, liebe Renate, dass Jakob van Hoddis durch Deinen öffentlichen Einsatz weitere Freunde findet! Seine Arbeiten haben es verdient.