Good Bye, Fritz J. Raddatz

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Noch eine Heinebiografie? Warum nicht? Ein älterer Herr hat sie geschrieben. Halblange Haare. Langer Schal lässig über dem Sakko. Krawatte, Mikrophon und Socken in leuchtendem Orange. Fritz J. Raddatz. Er kennt sich aus im Paris des 19. Jahrhunderts. Und mit Heinrich Heine. Die unzähligen Legenden um diesen Mann! Der hieß übrigens gar nicht Heinrich, der hieß Harry. Außerdem sind die gängigen Auslegungen der Zeile ‚Denk ich an Deutschland in der Nacht’ völlig daneben. Weit verbreiteter Irrtum. Nicht an Deutschland, betont Effjott mit Nachdruck, nicht an Deutschland hat Heine gedacht, als er das schrieb. An seine Mutter hat er gedacht. Die lag sterbenskrank in diesem Land, in das der Sohn nicht einreisen durfte. Daran hat Heine gedacht. Und der Titel? „Taubenherz und Geierschnabel“? Woher kommt der? Geklaut, sagt Raddatz, von Heine.

Das war am 19. März 2006 auf der Leipziger Buchmesse. Fritz J. Raddatz auf dem blauen Sofa. Er sprach über seine soeben erschienene Heinrich Heine Biografie „Taubenherz und Geierschnabel“.

Seine zum Teil köstlichen, zum Teil spitzen und vor allem schnörkellosen Darstellungen in Tagebüchern und Interviews werde ich vermissen. Er war schon ein ganz Besonderer.

Good bye, Fritz J. Raddatz

(*3. September 1931 +26. Februar 2015)

Mein Tag des blauen Sofas

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