kurz vor dem ehemaligen Bahnhof Walheim
Do 29. Juni. Am Hauptbahnhof Hamm nehmen wir den RE1 nach Aachen und steigen am Bahnhof Aachen Rote Erde aus. Hier beginnt direkt der Vennbahn Radweg, eine Route auf der ehemaligen Bahnlinie zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg. Wir radeln über die durchgehend breite asphaltierte Strecke, vorbei an ehemaligen Haltestellen, einer alten Diesellok, Eisenbahnwaggons und dem ehemaligen Bahnhof Walheim, im Wechsel teils durch deutsches, teils durch belgisches Territorium.
Vennbahnradweg bei Eupen in Belgien
Da geht’s durch Wäldchen im Grenzgebiet, über Brücken hoch über Tälern, dann vorbei an weiten Wiesen und Feldern, auf jeden Fall mit faszinierendem Panorama rechts und links. Unser erstes Ziel Monschau erreichen wir auf einer langen, teilweise ziemlich steilen Geröll- und Schotterstrecke, ganz schön schwierig zu manövrieren mit den Gepäcktaschen. Unser Hotel liegt mitten im Ort zwischen Kirchgasse und Stadtstraße, parallel zum Flüsschen Rur.
Monschau mit dem Flüsschen Rur, rechts im Bild die Terrasse des alten Brauhaus
Der kleine Fluss beherrscht das Bild mit reich verzierten blumengeschmückten Fachwerkhäusern. Veganes Abendessen gibt’s am Tisch im alten Brauhaus mit Blick auf die romantische Szenerie, später dann auf einer Bank am Marktplatz Eis im Hörnchen aus der Pizzeria gegenüber. Zum Ausklang wandern wir noch steil hinauf zur Burg und schauen den Kindern aus der Jugendherberge beim Fußballspiel zu und dabei, wie einige es schaffen, den weggesprungenen Ball kurz vor dem Hinunterrollen einzufangen.
Rurtal bei Monschau
Fr 30. Juni. Zurück aus dem lieblichen Ort Monschau nehmen wir den Weg durch das Rurtal, ein paar Kilometer länger, aber mit gemäßigter Steigung. Unterwegs entdecken wir einen Informationsort zum nahegelegenen Kloster Reichenstein. Interessant vor allem das Zitat von Prior Stephan Horrichem aus dem dreißigjährigen Krieg: „Im ganzen Land herrschen Zerstörung, Hunger, Not und Elend, nur weil sich ganz Europa seit über 20 Jahren gegenseitig die Köpfe einschlägt.
Gedenken an Prior Stephan Horrichem, während des 30jährigen Krieges Prior von Kloster Reichenstein
Von den armen Leuten im Dorf weiß doch kaum einer, wer da gegen wen kämpft und warum überhaupt. Und dann werden sie auch noch von marodierenden Söldnern in Angst und Schrecken versetzt. Aber ich werde nicht tatenlos zusehen und warten. Ich packe mit an und werde helfen die größte Not zu lindern und die zerstörten Höfe wiederaufzubauen.“ Wie aktuell, wenn ich zurzeit an Dörfer in der Ukraine denke! Und wie schön, dass an diesen Mann nach all den Jahrhunderten hier am Radweg durch das Rurtal gedacht wird!
Vennbahnweg beim belgischen Ort Bütgenbach
Beim belgischen Ort Bütgenbach kommen wir zurück auf den Vennbahnweg und radeln wieder auf dieser schön präparierten Strecke eine ganze Weile durch Wald und Moor bis zum Vennbahnquerweg. Den fahren wir nämlich weiter, obwohl wir es bedauern, dass wir die schöne Route verlassen. Die Strecke entlang des Bütgenbacher Sees ist jedoch auch sehr schön und entschädigt ein wenig. Nach etlichen Kilometern gelangen wir an den Kronenberger See, schon ein bisschen touristisch hier.
Park mit alten Weiden beim Hotel am Park in Stadtkyll
Schließlich erreichen wir unser Tagesziel, das Hotel am Park in Stadtkyll. Das schöne Zimmer mit Balkon lädt zum kurzen Chillen ein. Danach schauen wir uns im Ort um und finden ein gemütliches Eiscafé mit Terrasse. Auf dem Rückweg schauen wir noch in die St. Josef Kirche. Josef und weitere Heilige sind in den Fenstern dargestellt. Beim Hotel entdecken wir einen Park mit schönen alten Weiden und dem Flüsschen Kyll, und wissen nun, warum das Hotel so heißt. Zum Abendessen bekommen wir Pizza Vegetale bei La Sirena.
Hauptstraße mit St. Remigius in Dohm-Lammersdorf auf dem Kyll-Radweg
Sa 1. Juli. Es regnet und soll auch den ganzen Tag regnerisch bleiben. Also entscheide ich mich für das volle Programm, Regenhose, Überschuhe, Jacke, Regenschutz über die Lenkertasche und Gepäcktaschen schön dicht schließen, bei Ortliebs Rollern kein Problem. Und los geht’s über die Kyll hinweg auf den Radweg. Bald schon merken wir, dass wir die schönen Bahntrassen verlassen haben. Ja, die Anstiege dort waren auch anstrengend, lang und zäh wie Kaugummi im Tretlager. Doch hier auf dem Kyll-Radweg geht’s rauf und runter.
Pause im Pavillon an der Kyll in Mürlenbach
Mehr oder weniger steil, trotz Unterstützung schweißtreibend, radeln wir weiter bis zur Bankpause auf dem Brunnenplatz in Gerolstein. Auch der Regen macht gerade Pause. Picknick haben wir noch in den Fahrradtaschen und zwar Reste von der Stadtkyller Pizza Vegetale, mit Artischocken, Champignons, Zwiebeln, Tomaten, Paprika grün, rot und gelb. Die Regenpause hält nur ein paar Kilometer. Der Regenschutz hält zwar, doch wir machen in Mürlenbach kurze Pause im trockenen Pavillon an der Kyll.
Hotel Haus Kylltal auf der Dorfstraße in Zendscheid
Als wir das Örtchen Zendscheid erreichen, frage ich mich, ob es hier überhaupt ein Hotel gibt, ich sehe nur ein paar Einfamilienhäuser mit schön bepflanzten Vorgärten entlang der Dorfstraße. Und da stehen wir plötzlich vor dem Hotel Haus Kylltal, ein ziemlich großes Gebäude mit dem Flusstal zugewandten Balkonen, sieht aber ziemlich ruhig aus. Eine steile Auffahrt führt zur schweren Eingangstür und tatsächlich, wir können einchecken im Zimmer 21 im 1. Stock. Ja, mit Blick ins Tal.
zur Kapelle auf der Dorfstraße in Zendscheid
Auf dem überdachtem Bereich der Terrasse hängen wir erst mal unsere Regensachen zum Trocknen auf Stühle. Abendessen gibt’s nach 18 Uhr. Okay, kurz chillen, dann mach ich ein Gängelchen nach unten zur Kyll und nach oben zur Kapelle am Berg. Beim Hochsteigen auf dem Rückweg merke ich, dass ich nach diesem Regentag auch in den Beinen Kaugummi hab. Nach Süppchen, Gnocchi, Reibekuchen und Apfelstrudel ist die Luft für heute endgültig raus. WLAN im Bett ruft, sogar überraschend gutes Netz.
Bahnhof Kyllburg
So 2. Juli. Weil der Kyll-Radweg an einigen Stellen wegen Bauarbeiten gesperrt ist, wird geraten, streckenweise die Bahn zu nehmen, die zwischen Gerolstein und Trier pendelt. Radeln wir also erst mal los über St. Thomas und erreichen den Bahnhof Kyllburg, wo in einer halben Stunde die RB22 Richtung Trier fährt. Die nehmen wir doch glatt und sie kommt auch pünktlich. Als wir uns mit dem Einsteigen beeilen wollen, ruft uns der Lokführer zu, wir sollen doch keine Panik haben oder was Ähnliches.
Kyll-Radweg bei Cordel zwischen Kyll und Bahnlinie
Jedenfalls lassen wir uns gemütlich durch das schöne Kylltal fahren bis Kordel. Da finden wir den Radweg sehr schnell, er führt zwischen Kyll und Bahnlinie und ist schön asphaltiert. So radeln wir weiter bis wir nach einigen Kilometern bei Ehrang die Kyll verlassen und entlang der Mosel auf dem Uferradweg zum Hotel Best Western in der Trierer City radeln, zwar zu früh zum Einchecken, doch das Gepäck können wir schon abgeben, die Räder in der Tiefgarage einschließen und erst mal an Essen denken.
Marktplatz mit Brunnen in Trier
Praktisch, dass die Fußgängerzone gleich um die Ecke beginnt und dass wir schon wissen, wo wir einkehren wollen, bei Hans im Glück neben der Porta Nigra. Nach veganem Burger mit Pommes, Salat und Durstlöscher MangoMinze wandern wir zurück zum Hotel. Dann wird ein paar Stunden im schönen hellen Zimmer gechillt, um später die schöne Radtour durch das hohe Venn, Ardennen und Eifel würdig zu beenden mit Eis am Marktplatz und Abendspaziergang auf Plätzen und in Gassen der ältesten Stadt Deutschlands.
Walters Track zur Etappe von Aachen nach Monschau am 29. Juni 2023
Walters Track zur Etappe von Monschau nach Stadtkyll am 30. Juni 2023
Walters Track zur Etappe von Stadtkyll nach Zendscheid am 1. Juli 2023
Walters Track zur Etappe von Zendscheid nach Trier am 2. Juli 2023
Hallo Renate,
vielen Dank für´s Teilen.
Auf der Suche nach Inspiration für meinen Blog bin ich auf deinen schönen Blog gestoßen. Das Layout von Bild und Text gefällt mir sehr gut und inhaltlich ist es schön geschrieben. Schreibst du die Beiträge aktuell auf den Touren, oder bereitest du sie zuhause nochmal auf?
Alles Gute und viele Grüße aus Pulheim bei Köln
Heinz Wilden