André Derains knallblauer „Big Ben“ auf dem Plakat ist auch Mittelpunkt der Ausstellung „Im Rausch der Farbe – Von Gauguin bis Matisse“, Exponate aus dem Musée d’Art moderne de Troyes, das für die Zeit der Renovierung eine Reihe einzigartiger Meisterwerke aus der Sammlung von Denise und Pierre Lévy dem Kunstmuseum Pablo Picasso Münster zur Verfügung stellt.
Es war im Sommer des Jahres 1905, als der 34-jährige Maler Henry Matisse, der 11 Jahre jüngere André Derains und der 29-jährige Maurice de Vlaminck im südfranzösischen Fischerort Collioure eine Inspirationsquelle zum Arbeiten entdeckten, bizarre Motive, leuchtende, expressive Farben, experimentelle Kompositionen, auf jeden Fall fernab der eingefahrenen Wege. Als im Herbst desselben Jahres in Paris ihre neuen Bilder in einer Ausstellung eine schöne Marmorplastik umgaben, seien die Skandalwogen mächtig hoch geschwappt, ein Kritiker hätte sich zum Ausspruch „Donatello (die schöne Büste) zwischen den wilden Tieren (Fauves)“ hinreißen lassen, heißt es in den Informationen zur Ausstellung, eine schlüssige Erklärung, warum diese Kunstrichtung mit „Fauvismus“ bezeichnet wird. Ein Jahr später entstand Derains „Big Ben“ und inspiriert durch diese „wilden Tiere“ malten dann zum Beispiel auch George Braque und Kees van Dongen mit dieser lebensfrohen farbrauschenden Experimentierfreude, später auch Robert Delauny, der zu seiner kubistischen Malweise fand.
Impulsgeber für diese revolutionäre Malweise war sicherlich der bereits verstorbene Meister Paul Gauguin, dessen farbrauschende exotische Werke fernab der europäischen Zivilisation im tropischen Ambiente der Südseeinsel Tahiti entstanden waren und dessen Meisterwerk „Junge Tahitianerin“ in der Ausstellung zu sehen ist, ebenso wie eine ganze Wand Informationen zur künstlerischen Biografie dieses großen Malers.
Parallel präsentiert das Münsteraner Museum auch den Namengeber Pablo Picasso mit der Ausstellung „Wie Gott in Frankreich – Picasso kulinarisch“, in der mir die Fotos von David Douglas Duncan besonders gut gefallen haben, speziell Picasso vorsichtig ein Fischskelett ablutschend, um es später künstlerisch zu verarbeiten.