Wir parken die Fahrräder und steigen hoch auf die Aussichtsdüne, wo wir einen schönen Rundblick über blühende Rosensträucher und Dünen hinweg über die Insel haben. Informationen zu den sogenannten Sternklippdünen gibt’s auf einer großen Tafel unter den Motto „Der wilde Osten Borkums – wo Natur Natur sein darf“, aber auch zu Standort und Geografie, Gezeiten, Dünen, Strand, Watt, Sturmfluten sowie besonderen Tieren und Pflanzen in diesem Naturschutzgebiet.
Wir stellen schon nach dieser ersten Exkursion fest, wie groß, vielfältig und schön die Insel Borkum ist. Doch leider sind wir hier unerwartet häufig mit Autoverkehr konfrontiert. Umso mehr freuen wir uns über die Ruhe beim Chillen in unserem „Domizil“ in der Westerstraße, wo wir beim Surfen im Internet das Restaurant „Lüttje Toornkieker“ mit veganen Angeboten finden. Ein paar Minuten zu laufen, mit Schirm, denn es regnet. Doch Salat und Wrap überzeugen. Wir kommen wieder.Sa 21. Mai. Neuer Tag, neuer Wind im Baum vor dem Fenster, ziemlich stark sogar. Frühstücken, Räder raus und ab zum Hauptstrand. Richtig stürmisch ist es am Meer, doch die Sonne ist auch da. Heute radeln wir mal in die nördliche Richtung, links Strand und Nordsee bei Ebbe, rechts die Häuserfront an der Promenade, die irgendwann in einen schmalen befestigten Weg entlang der Dünen übergeht. Hier wird gewandert und geradelt.
Und hier erreichen wir einen sehr interessanten Ort der Insel, den nordwestlichsten Punkt von Deutschland. Markiert wird er von einem grün-weißen Grenzpfahl, an dem eine Infotafel zur ersten urkundlichen Erwähnung von Borkum im Jahre 1227 und wechselnden Zugehörigkeiten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mich erinnert dieser Ort an den southernmost point of Amerika und so nenne ich ihn den northwesternmost Point of Germany. Auf dem Modell einer Windrose sind die Himmelsrichtungen markiert. Außerdem zeigen kleine Metalltäfelchen Entfernungen zu verschiedenen Orten in der ganzen Welt an. Von diesem Punkt ist beispielsweise Köln 298 km entfernt, Groningen 42 km und die Zugspitze 765 km. Und wir fahren jetzt weiter bis zum Strandcafé Seeblick, wo der Weg direkt in den Sand führt. Wir parken die Räder, laufen durch die Dünen und erreichen einen wunderbar breiten Strand, der uns die schönsten Fotomotive zaubert. Faszinierende Bilder, wohin ich auch blicke, Sandflächen, Horizont, tiefblauer Himmel und weiße Wolken.Von Menschenhand hingestellt ist ein weiteres schönes Fotomotiv am Nordstrand. Ein Strandkarren, wie er zu früheren Zeiten im Seebad Borkum gemietet werden konnte, wurde umgestaltet für Informationen nach dem Motto „Projekt Badekarren – Strandbrüterschutz auf Borkum“. Auf vier großen Plakaten werden Strandbesucher gebeten, den Schutz von Strandbrüter wie Zwergseeschwalbe, Sandregenpfeifer und Seeregenpfeifer zu beachten.
Hier endet dann unser Weg am Strand. Durch die Dünen gehen wir zurück zu unseren Rädern am Strandcafé und finden ein Hinweisschild zum Aussichtspunkt „Olde Düne“. Da fahren wir mal hin. Er liegt ein paar Kilometer weiter im Osten der Insel, dem Ostland. Zu Füßen der Anhöhe parken wir die Räder und steigen hoch. Wie von „Steerent-Klipp“ blicken wir kilometerweit über Dünen und Sträucher hinweg bis zu den Häusern und zum Meer in der Ferne. Das reicht jetzt erst einmal, zumal bei dem Wind heute. Der macht sich auch am Flugplatz bemerkbar, an dem wir kurz anhalten. Da ist gerade kein Start und auch keine Landung zu sehen. Flugs verlassen wir das Ostland und sausen zum Chillen in unser Domizil. Nach einer halben Stunde lockt mich die Sonne doch wieder zurück an den Strand. Ich nehme mal die südliche Richtung, parke beim Geländer (wegen Wind) das Fahrrad und steige die Treppe hinunter zur Brandung, denn inzwischen ist Flut. Könnte ganz schön sein ohne diesen widerlichen Schaumrand. Woher kommt der eigentlich? Schaumalgen seien die Ursache, lese ich auf der Homepage von „Welt der Wunder“. Im Mai kommen sie besonders häufig vor. Das passt doch. Zurück zum Fahrrad. Bei der „Heimlichen Liebe“ endet die Promenade. Der Weg führt in die Nähe des Fotomotivs rotweißer Leuchtturm und führt ins Inselinnere. Ich überquere die Gleise der Borkumer Kleinbahn und fahre entlang der Bahnlinie zurück ins Zentrum.Dann geht’s zu Fuß noch mal los zur Promenade am Hauptstrand, einfach zu schön der Sonnenschein. Da laufen wir doch mal am Wasser im Sand und haben die ganze Panoramafront aus einiger Entfernung bei strahlend blauem Himmel. Nachdem Spaziergang zieht es uns Richtung Turm, und zwar den alten Leuchtturm, den des kleinen Turmguckers, ihr kennt doch den „Lüttje Toornkieker“.
Heute gibt es da für uns die veganen Bowls mit Salat, Reis, leckeren Tofusticks und zwei Dips, lecker veganen Kirschstreuselkuchen mit Cappuccino zum Dessert. Anschließend wechseln wir vom Turmgucker zum Turmbesucher, gehen hinüber und schauen uns da mal um. Älstestes Gebäude und Wahrzeichen der Insel, lesen wir auf der Schautafel. Zu seinen Füßen befindet sich der Walfängerfriedhof mit Stelen zu den hier ruhenden Personen.
Gleich um die Ecke befindet sich das Heimatmuseum „Dykhus“ (Deichhaus), das wir uns für morgen vornehmen. Zum Heimweg machen wir noch einen Schlenker zum Strand, der wieder, zumal vor Sonnenuntergang, die schönsten Fotomotive zaubert. Und zur Überraschung gibt’s Livemusik von Scott und Lila aus dem Musikpavillon an der Promenade. Da hören wir noch ein bisschen zu und schlendern zum Domizil.
So 22. Mai. Sonniger Sonntag. Wir bleiben trotzdem beim Museumsplan, ist ja unser letzter Tag. Also Räder raus und los zum „Dykhus“ beim Turm. Ein schönes kleines Museum ist das, liebevoll gestaltete Küche und Wohnstube, Wäscheleine mit bunter Unterwäsche oben an der Treppe. Ein großes Walskelett weist auf die historische Bedeutung des Walfangs für Borkum hin. Im 17. und 18. Jahrhundert konnten viele Borkumer einigermaßen gut vom Walfang in Grönland leben.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Insel zum Seebad, worüber eine schöne Ecke mit Plakaten und Schautafeln die Besucher informiert. Ein zweiwöchiger Aufenthalt des Dichters Wilhelm Raabe im Borkumer Nordseehotel wird neben literarischer und fotografischer Bearbeitung in einer Vitrine dokumentiert. Mit großem Respekt betrachte ich die Exponate zu Leuchttürmen und zur Navigation auf dem Meer.
Dann zieht es uns wieder nach draußen in die Sonne, neue Wege finden, Ecken und eine Bank im Ostland, von der aus wir heute bei besserem Flugwetter in der Ferne durch Sträucher und Bäume kleine Flugzeuge auf der Start- und Landebahn vorbeifahren beobachten. Auch zum Meer finden wir einen neuen Weg und erreichen eine richtig chillige Bank am Südstrand. Wirklich schön diese Insel! Abschiedsstimmung! Die nächste Chillpause gibt’s auf der Promenade bei Livemusik mit unserem Duo Scott und Lila und Ankündigung für den Abendgig. Der Termin ist schon mal vorgemerkt. Jetzt noch chillen auf dem kleinen Platz mit den vielen Sitzmöglichkeiten beim Eisladen in der Bismarckstraße, Minze und Mango im Hörnchen, kleiner Getränkeeinkauf bei Rossmann, Muffins für Kaffee im Domizil, Brötchen für morgiges Frühstück und Proviant für die Heimfahrt beim Frischemarkt und im Domizil schon mal beginnen mit Fahrradtaschen packen. Abendessen beim Turmgucker gibt’s heute draußen, zu schön das Wetter, veganer Burger, Salat und Pommes mit veganer Mayo. Danach bummeln wir zu unserem Date auf der Promenade. Leider keine Bank frei, aber oben können wir auch gut zuhören und das Fenstertheater im Musikpavillon mit der Sängerin Lila und dem Gitarristen Scott aus Berlin mit Meerblick bei beginnendem Sonnenuntergang beobachten. Ist zwar zum Abend ein bisschen kühl geworden, aber wir erfreuen uns an Pop und Blues bis zum letzten Ton. Das ist nun wirklich ein schöner Abschluss des letzten Tages unserer Borkumreise.Mo 23. Mai. Um 11 Uhr geht die Fähre nach Emden, das heißt, wir können in Ruhe frühstücken, packen, das Domizil in Ordnung bringen und losfahren. Bei dem schönen Wetter fahren wir noch entlang der Promenade bis zum northwesternmost point und eine ganze Strecke den Südstrand entlang zum Hafen. Pünktlich erreicht die Fähre den Bahnhof Emden-Außenhafen, von wo wir samt Fahrrädern die Strecke der Emsradtour die Westfalenbahn erreichen.
Radtour entlang der Ems von Münster nach Emden-Außenhafen vom 16. bis 19. Mai 2022